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Carla.

Das Kleid ist wunderschön. Ein Traumkleid. Und dennoch bleibt es ein Traum.

Traurig starre ich das Hochzeitskleid im Schaufenster an und hoffe, dass ich auch irgendwann in solch einem Kleid stecken würde.

Heute ist Sonntag und eigentlich würde ich Zuhause in meinem Bett liegen und weiter Netflix schauen oder schlafen. Ich hätte eigentlich beides getan, wenn ich gestern Abend jemanden nicht für ein Treffen zugestimmt hätte. Aber ich brauche Ablenkung und alle anderen sind entweder verkatert oder noch am Schlafen. Naja, Micah ist am schlafen und die Mädels sind wach, aber zu kaputt vom Feiern.

„Heiraten wir?", vernehme ich eine Stimme viel zu nah an meinem Ohr und zucke zusammen. Erschrocken drehe ich mich um und schaue in braune Augen, welche wieder mal hinter den Gläsern der Brille zu sehen sind. Er lacht. „Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken."

Ich nicke nur abwesend und sehe wieder auf das Kleid. So sollte es später aussehen. So will ich auf meiner Hochzeit aussehen. Wie eine Prinzessin eben. „Schon okay. Ich war nur in Gedanken versunken."

„Wieso? Heiratest du etwa?", hakt er nach und stellt sich neben mich. Diese Gelegenheit nutze ich aus und betrachte sein Seitenepofil. Wie immer trägt er seine Brille auf der Nase. Heute hat er sich mal herausgeputzt und sich eine Jeans angezogen, darüber einen schwarzen Pullover von Calvin Klein. Dazu trägt er noch weiße Adidas Schuhe und eine schwarze Cap. „Starren ist unhöflich, Valentina." Sein Kopf dreht sich zu mir um. Er lächelt mich an. „Also, warum stehst du hier? Ich dachte wir Treffen uns bei der Pizzeria?"

Eigentlich ist mir die Lust auf Pizza vergangen, aber er wollte ausgehen und ich würde ganz sicher nicht mit ihm zu einem Schicki Micki Restaurant gehen, um ihm dann die 100€ Rechnung bezahlen zu lassen.

„Weißt du was man über Calvin Klein sagt?", stelle ich ihm dann eine Gegenfrage und ernte nur einen fragenden Blick von ihm. „Die Marke verspricht, was in der Hose drin ist." Kurz zwinkere ich ihm zu und laufe dann einfach an ihm vorbei.

„Der war gut und gemein", lacht er und holt mich dann schnell ein. Seine Cap zieht er etwas tiefer ins Gesicht, was mich stört. Ich will sein Gesicht sehen und nicht seine blöde Cap. Aus diesem Grund nehme ich seine Cap vom Kopf und setze sie mir dann auf. „Ich will dein Gesicht sehen, wenn ich mir dir rede."

Dann sehe ich auch schon die Pizzeria, wo wir eigentlich verabredet waren und laufe in diese hinein. Dardan - ja mit ihm habe ich mich getroffen - folgt mir ins Innere. Gemeinsam laufen wir auf einen Tisch zu, welches weiter hinten steht und nicht von anderen Tischen umzingelt ist. Perfekt.

Nachdem wir uns gesetzt haben, ziehe ich meine Lederjacke aus und hänge sie auf den Stuhl auf. Dardan macht das selbe mit seiner Jacke. Auch setze ich die Cap von ihm ab und lege sie auf den Tisch.

„Was ist los? Du bist heute so ruhig und nicht wie letztens in der Shishabar", er stützt sich mit seinen Armen am Tisch ab und schaut mich fragend an. Er guckt mich so intensiv an, das ich schon Angst bekomme, dass er in meine Seele hinein sieht. „Oder bist du immer so drauf, wenn du jemanden neu kennenlernst?"

Ich verziehe mein Gesicht und unterbreche den Augenkontakt. Er soll es nicht wissen, aber er ist der einzige, der Zeit gefunden hat. Er sollte wissen, das ich Ablenlung brauche. Aber ich habe Angst, das ich ihn damit verletze. Sowas tue ich immer gerne und unbewusst.

Seufzend lasse ich meinen Blick auf meine Hände fallen. Gerade will ich beginnen zu sprechen, als uns der Kellner die Menüs bringt und uns nach den Getränken fragt. Dardan bestellt sich eine Cola, während ich mir eine Sprite nehme.

𝖸𝖫𝖫𝖨 𝖨𝖬. | 𝘿𝘼𝙍𝘿𝘼𝙉.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt