Lost In Reality

KAPITEL 6️⃣

PoV Lou

Schlagartig öffnete ich meine Augen. Ich saß noch immer vor der Hütte meiner Mutter, auf dem staubigen Boden. Jedoch war die Zeit vergangen. Der Himmel schien dunkler, die Sterne heller und der Kälte wind ließ mich zittern. Verwirrt sah ich mich um, in der Hoffnung, Nyra neben mir stehen zu sehen, aber ich war alleine. Eine leise Stimme tönte vom Waldrand. Mama! Sofort sprang ich auf und versuchte, sie zu finden. Die dunkle Nacht verschluckte alle Schatten und Umrisse, doch meine Augen waren gut. Ich lief in Richtung Wald und entdeckte sie schließlich. Neben ihr Stand eine zweite Person, ganz in schwarz gekleidet. Wie gelähmt stand ich da und wusste nicht, was ich tun sollte. Doch auf einmal war es still. Keine Schreie, nicht mal das Heulen des Windes war zu vernehmen. Nyra kam mit leichten Schritten auf mich zu. »Was ist los?«, fragte ich verwirrt. Die schwarze Gestalt war dieselbe, welche ich schon beim Drachen-Jungen gesehen hatte! »Ich habe die Zeit angehalten«, erklärte sie, als wäre es das normalste auf der Welt. »Du musst dich beeilen, dann kannst du es schaffen!« »Was schaffen?« »Sie besiegen. Die schwarze Person!« Sie deutete mit ihrem grazilen Finger auf die reglose Gestalt. Langsam nickte ich; ich verstand. Selbstsicher wandte ich mich wieder der Person zu. Ich spürte ein warmes Gefühl in meinem Rücken und wusste, dass sie sich aufgelöst hatte. Tschüss, Mama...

Ohne mir weiter Gedanken über die ungewohnte Situation zu machen, nahm ich meinen Bogen in die Hand, spannte einen dünnen Pfeil und zielte auf meinen Gegner. Im nächsten Moment bewegte sich alles wieder. Sofort ließ ich den Pfeil los und er schoss auf die Gestalt zu. Mit einem ekelerregenden Geräusch traf er ihre Schulter. Die Person kam auf mich zu, doch bevor sie mich erreichen konnte, schoss ich erneut. Der Pfeil drang in ihre Stirn ein.
Doch was ich nicht bemerkt hatte war, dass der Gegner bevor ich schießen konnte, einen Wurfstern gezückt und auf mich geschleudert hatte. Der plötzliche stechende Schmerz in meinem Oberarm zeigte, dass sie getroffen hatte. Mir wurde schwindelig. Ich hielt mir den Arm und fiel auf die Knie. Ich hörte noch die lauten Schläge meines Herzens, dann wurde mir schwarz vor Augen.