Erzählung 105

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„Oh fuck", stöhnte ich und fasste mir an die Stirn. Mein Kopf dröhnte, als wäre er von einem Laster überfahren worden. Ich öffnete die Augen und blinzelte, bis ich nicht mehr verschwommen sah. Ich schaute an eine schräge, weiße Wand. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf erst nach rechts, doch blickte nur erneut an eine Wand. Ich stützte mich, die Kopfschmerzen ignorierend, auf meine Unterarme um mich besser umschauen zu können. Am Fußende des Bettes, auf dem ich lag, standen zwei große Schränke nebeneinander. In der linken Wand befand sich ein Durchgang zu einem Bad. Daneben ging eine Nische ab, in der sich eine Heizung an der Wand und eine Tür befand, die geschlossen war. Wo war ich hier? Nichts hier kam mir bekannt vor. Wieso lag ich nicht in meinem Bett zuhause? Wie war ich hierhergekommen? Langsam setzte ich mich komplett auf. Das Pochen, das von meinen Schläfen ausging wurde stärker und die Haut zog an diesen Stellen. Doch ich kniff mir nur einmal mit zwei Fingern in den Nasenrücken und setzte mich dann auf die Bettkante. Als ich mich in die Senkrechte hochdrückte verschwamm kurz alles vor meinen Augen, doch nach kurzem Schwanken und zwei Mal Augen zusammenkneifen verschwand das Gefühl wieder. Schritt für Schritt ging ich zum Fenster, das sich direkt neben dem Bett befand um so vielleicht herauszufinden wo ich mich befand. Meine Beine fühlten sich wie Gummi an und mein ganzer Körper tat weh. Was war nur passiert? Und wo waren die anderen? Wo waren meine Frau und meine Kinder? Am Fenster stützte ich mich an der Wand ab, während ich über die weiße Landschaft schaute. An das Haus grenzten ein Wald und ein paar Meter entfernt eine alte Scheune. Ich konnte mich nicht daran erinnern jemals hier gewesen zu sein. Als mein Blick auf die Scheune fiel spürte ich einen stechenden Schmerz in meinem Kopf explodieren. Ich stöhnte, krümmte mich, schloss die Augen und fasste mir mit der linken Hand an den Kopf, während ich mich mit der rechten weiterhin abstützte. Doch so schnell der Schmerz gekommen war verschwand er auch wieder. Ich brauchte jemanden, der mir sagen konnte was hier los war. Ich ging zur Tür und drückte die Klinge herunter. Auf dem Flur schaute ich mich kurz um und ging dann nach links zur Treppe. Ich war gerade drei Schritte gegangen, als ich Schritte auf der Treppe hörte. Ich blieb stehen und kurz darauf bog eine Frau mittleren Alters in den Gang ein. Als sie mich sah blieb sie ebenfalls stehen. Sie kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich konnte sie nicht zuordnen. „Ah Andreas du bist wach. Wie geht's dir?", fragte sie mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen und trat noch etwas näher. „Ähm. Mir tut irgendwie alles weh", sagte ich zögerlich. „Na das ist ja auch kein Wunder", erwiderte die Frau. „Entschuldigung, aber was ist passiert? Und wer sind Sie?" Die Frau schaute mich geschockt an. „Was? Du kannst dich nicht erinnern?" Ich schüttelte den Kopf. Allerdings langsam wegen den Schmerzen. „Auch nicht an mich?" Erneutes Kopfschütteln meinerseits. „Ähm... wow okay. Also das überrascht mich nun etwas." Sie schwieg kurz und schien zu überlegen. „Okay. Am besten gehen wir ins Wohnzimmer. Da erkläre ich dir alles." „In Ordnung", sagte ich, obwohl ich gern sofort Antworten gehabt hätte. Mich beschlich ein ungutes Gefühl, das ich mir nicht erklären konnte, als ich der Frau, deren Namen ich nichtmal kannte, durch das unbekannte Haus folgte. Als wir die Treppe herunter gingen fiel mein Blick auf die Haustür und für einen kurzen Moment wollte ich hinausrennen, doch im nächsten Augenblick schüttelte ich den Kopf über mich selbst. Warum sollte ich hier wegwollen? Wir gingen durch einen Durchgang und kamen in ein gemütlich eingerichtetes Zimmer. Durch die Fenster in der Wand gegenüber hatte man einen schönen Blick auf den Garten. Links war ein offener Kamin mit zwei Sofas davor. Rechts befand sich ein Esstisch mit Stühlen. Die Frau ging auf eins der Sofas zu und bot mir an mich hinzusetzen. Ich tat es und sie setzte sich mir gegenüber. Für einige Sekunden musterte sie mich. „Was ist das Letzte, an das du dich erinnerst?", fragte sie und beugte sich etwas vor. Ich überlegte, was durch die stetigen Kopfschmerzen nicht gerade einfacher war. Ich durchforstete mein Gehirn und blickte dann geschockt nach draußen auf die Schneedecke. „Welchen Monat haben wir?", hauchte ich atemlos. „Dezember. Was ist los Andreas?" Mein Atem beschleunigte sich und Panik machte sich in mir breit. „Hey ganz ruhig. Sag mir an was du dich erinnerst", meinte die Frau beruhigend. Es schien als wollte sie eine Hand nach mir ausstrecken, ließ es dann aber bleiben. „Ich... meine letzte Erinnerung... sie ist... vom... Sommer."



Ihr. Entkommt. Nicht!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt