Pain & Rain
Meine Pupillen weiteten sich ins Unermessliche. Sein ausdrucksloser Blick brannte sich in meinem Gedächtnis fest und hielt es mir immer wieder vor mein inneres Auge. Die eiskalte Leere musterte ihn durch und durch, umgab ihn wie eine Aura. Er wirkte wie aus gewechselt und nie zuvor verspürte ich solch eine starke, verheißungsvolle Angst.
Dann mit einem Schlag realisierte ich die Situation. Japsend ringe ich nach Luft als mir der Metallkäfig auffiel. Der Gestank von Alkohol erreichte mich.
Auch erreichte es mich, wie seine Haare durch den Schweiß an seiner Stirn klebten. Wie er seiner Stärke Ausdruck verlieh, und es allen voller Stolz bewies. Sein Gegenüber wurde von ihm zu Boden gedrückt. Voller Spaß schlug er immer wieder auf ihn ein.
Den anderen Mann konnte ich nicht identifizieren, und auch wieso er sich nicht wehrte hinterfragte ich nicht. In diesem Moment zählte nur die Mordlust, die ich in den Augen von ihm sehen konnte.
Er schlang mit ganzer Kraft seine Arme und Hände um den Hals seines Gegners, und drückte zu. Mit purer Überzeugung würgte er seinen Feind und genoss die Töne die dieser spuckte. Genoss das Betteln, das Husten, das Flehen um Ansehen, um Mitleid.
Er schien dem Mann auf dem Boden siegessicher etwas zu erklären. Seinen Sieg noch mehr anzupreisen war gar nicht möglich.
Dann sah ich wie seine Augen hoch blickten, um die ehrfürchtigen Blicke seiner Zuschauer zu erkennen. Doch stattdessen trafen unsere Augenpaare aufeinander.
Seine, welche sich augenblicklich veränderten. Und meine, die aus Tränen bestanden. Aufgelöst, rot, aufgequollen, kaputt. Ich sah noch wie sich sein Griff um des Halses des anderen Mannes löste, und er mit seinen Lippen meinen Namen formte. Bis mich der Schleier meiner Tränen erdrückte.
Nichts hätte mich in diesem Moment aufhalten können, ich drückte mich an und zwischen all den Männern hindurch. Vergeblich versuchte ich den Grund hinter dem ganzen zu verstehen. Suchte die Beweggründe, den Sinn, die Personen in denen ich mich getäuscht hatte.
Die vielen Menschen um mich herum gröllten und schrien, der Kampf schien eine drastische Änderung genommen zu haben. Ich wollte und konnte nicht nach hinten schauen, durch jede einzelne Faser meines Körpers schoss die Angst, die Wut, die Verwirrung. Während in meinem Kopf die Bilder deutlicher worden.
All das Blut an seinen Händen, all seine Narben an seinem Körper. "Von wegen die stammen aus seinem Boxtraining.", fluchte ich in Gedanken. "Ich hätte weiter nachhaken sollen.", beschuldigte ich mich.
Die heißen Tränen rannten weiter meine Wangen hinab, vereinten sich an meinen Kinn. Vereinzelt kamen Tränen in meinen Mundwinkel – ich schmeckte das Salz. Würde ich je wieder dieses mordlustigen Blick in seinen Augen vergessen können?
Ich hörte ein letztes Mal die anfeuernden Rufe der fremden Männer um mich herum, die an diesem Szenario eine Freizeitbeschäftigung gefunden hatten. Dann trat ich endlich an die eiskalte Luft.
Ich wollte nur noch weg, und schwörte mir in diesem Moment nie wieder zu kommen. Meine Beine trugen mich allerdings nicht weit, sobald das kalte Gebäude aus meinen Sichtwinkel war, brach ich zusammen. Suchte verzweifelt Halt an einer alten, zerbrochenen Mauer.
Gebrochen kauerte ich dort, und zwar eine gefühlte Ewigkeit. Bis ich die Anwesenheit jemand anderes fühlte – oder besser gesagt von ihm.
– 16h zuvor
"..Taddl", schallten meine Gedanken, als ich das Objekt meiner Begierde betrachtete. Welch' Ironie dass ich mir noch vor wenigen Minuten sicher war, mit diesem Mann kein einziges Wort in der Pause auszutauschen.
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Liebe hasst mich » Kürbistumor oder Glpaddl?
FanfictionWas tun, wenn man erst die Familie verliert und sich dann dein Freund auch noch verhält, wie nie? Was tun, wenn plötzlich neue Menschen in dein Leben treten. Und wie sollst du reagieren wenn diese neuen Menschen doch nicht so neu sind, und alte Ge...