Kapitel 10

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Nicht weit von dem Schalter entfernt, an dem Lara gerade ihre Eintragungen gemacht hat, führt ein breiter Gang jeden in einen großen Raum. Hier befinden sich Bänke, kleinere Grasflächen, ein paar Bäume und sogar ein Pavillon. Neugierig schlendert das Mädchen über verschiedene Wege, verliert aber schon bald das Interesse. "Hier kann man sich wohl mit jemandem treffen, der schon länger tot ist."

Ein paar Schritte später: "Ist das Langweilig!"

Da entdeckt sie mehrere Flure, die in verschiedenen Richtungen aus dem Raum führen. Sie betritt den nächst besten und obwohl der Gang lang erscheint, erreicht sie dessen Ende schnell. Es gibt hier nur 3 Türen. Über der Tür an der linken Wand steht Träume, an der Tür vor ihr Wünsche und bei der Tür in der rechten Wand Fantasien.

Sie überlegt kurz. "Sollte ich etwa eine der Türen nehmen?", fragt sie sich und macht sich zu jeder Türüberschrift Gedanken.

Träume? Hatte Lara Träume? Das einzige, wovon sie immer geträumt hatte, war ein großer, langhaariger Mörder. Aber nun ist sie tot und es bringt nichts mehr, herumzuträumen.
Wünsche? Welche Wünsche, außer Gin zu treffen und bei sich zu haben sollte sie noch haben.
Fantasien? Das ist es! Lara war schon immer kreativ und hatte viele Fantasien. Hinter dieser Tür könnte sie sich austoben.

"Und wenn ich mal eine Pause brauche, geh ich bei Wünschen rein", denkt sie. Gedacht, getan. Voll motiviert geht sie auf eine Tür zu. Sie atmet tief ein, öffnet die Tür zu Fantasien und geht rein.

Die Tür hinter ihr geht von alleine zu, sobald sie den Raum betreten hat. In dem Raum ist es stockdunkel, alles um sie herum ist schwarz. Sich umschauen ist schier unmöglich in dieser schwarzen Unendlichkeit. Plötzlich geht vor ihr ein Licht an. Es leuchtet von oben etwas an, was direkt darunter ist. Sie kommt näher und sieht einen Sessel.

Als sie nur noch zehn Meter von diesem Sessel entfernt ist, dreht dieser sich. Lara starrt aufgeregt auf diesen Sessel und sieht dann, dass da jemand sitzt. Als der Sessel sich komplett zu ihr umgedreht hat, sieht sie die Person, die darauf sitzt und sie angrinst. Sie kann es kaum fassen und denkt nicht darüber nach, dass diese Begegnung nicht echt ist, sondern von ihren Fantasien projiziert.

Es war Gin, der dort saß und langsam ging Lara auf ihn zu. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich Fassungslosigkeit und Freude.

"Komm her, Kleine", sagt Gin und winkt ihr zu. "Setzt dich auf meinen Schoß", fügt er noch hinzu.

Lara glaubt kaum, was er gerade gesagt hat und fragt sich, ob das alles echt ist. Sie kommt ihm näher und streckt eine Hand aus und fasst ihn an. "Es ist echt!", denkt sie erstaunt, als sie den Stoff des Mantels spürt. Voller Freude setzt sie sich auf seinen Schoß. Sie kann es noch immer kaum glauben. Mit großen Augen sieht sie zu ihm hoch und ohne es zu merken, öffnet sich ihr Mund leicht.

Er legt eine Hand um ihre Schulter und drückt sie fester an sich. Die andere legt er unter Laras Kinn. Dann beugt er seinen Kopf langsam nach unten. Lara kann es kaum fassen. So nah. Davon hat sie immer geträumt und nun ist es soweit. Es ist wahr geworden. Sein Gesicht ist ihrem so nahe. Laras Herz klopft so laut, wie die Musik einer Diskothek.

„Gleich küsst er mich! Ganz bestimmt. Da bin ich mir sicher", denkt sie. Doch dann führt Gin sein Gesicht an ihr vorbei zu ihrem Ohr. Dort haucht er mit rauer, leiser und trotzdem sanfter Stimme: "Hast du lange auf mich gewartet?" Lara bekommt prompt Gänsehaut durch seinen Atem an ihrem Ohr. Einen Moment sitzt sie nur stocksteif auf Gins Schoß. Im nächsten wirft sie ihre Arme um seinen Hals und erklärt laut: "JA! ich hab dich so vermisst!"

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