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time: present
place: busan, haeunde beach
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Stumm beobachte ich, wie sich die dunklen Wellen des Meeres vor dem Strand noch einmal auftürmen, bevor sie zusammenbrechen und die Brandung als weiße Gischt zum Ufer getrieben wird

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Stumm beobachte ich, wie sich die dunklen Wellen des Meeres vor dem Strand noch einmal auftürmen, bevor sie zusammenbrechen und die Brandung als weiße Gischt zum Ufer getrieben wird. 

Das Rauschen des Wassers lässt mich ruhig atmen. Ich schließe meine Augen für einen kurzen Moment und lausche dem ständigen Geräusch, bevor ich meine Augen wieder öffne und zu Jeongguk sehe. 

Er schaut ebenfalls zu den Wellen am Horizont, völlig versunken in seinen Gedanken. Ich betrachte fasziniert, wie seine Wimpern bei jedem Augenaufschlag kurz seine Wange berühren, bevor sie wieder nach oben schnellen. 

Das schäumend weiße Wasser galoppiert wie eine Herde Pferde auf uns zu, taucht aus dem Nichts auf und verschwindet allmählich wieder, wenn es auf den lockeren Sand des Strandes trifft. 

"Taehyung?", unterbricht Jeongguk die Stille. Ich wende meinen Blick zu ihm und schaue ihn aufmerksam an. "Was hältst du davon, wenn ich mich nächsten Monat bei einem Tonstudio bewerbe?"

Ich sehe ihn überrascht an und lächel leicht. Ehrlich gesagt hätte ich nach der Situation bei seinem Großvater nicht gedacht, dass er immer noch seinem Traum folgen würde, Musikproduzent zu werden. 

"Hast du keine Angst?", entgegne ich ihm und muss leicht schmunzeln, als er mir nur lachend entgegenwirft: "Glaub ja nicht, dass ich so jämmerlich zu Grunde gehen werde wie mein Großvater. In mir brennt Leidenschaft. Das hat ihm wahrscheinlich gefehlt."

Ich nicke nur zufrieden und sehe einer Möwe hinterher, die ihre Kreise über dem Wasser zieht. Der Himmel ist wolkenverhangen und grau, das Meer scheint so dunkel wie noch nie, doch trotzdem erfreut mich der Anblick. 

Allein der Gedanke, dass Jeongguk seine Zeit geopfert hat, um mir die Schönheit des Meeres darzulegen, lässt das Wasser umso kristallklarer in meinen Augen fließen. 

"Taehyung-ah? Mein erstes Album...", spricht er weiter, während er mich lächelnd ansieht,
"... das schreib ich nur für dich."

Ich kann nicht verhindern, bei seinen Worten glücklich aufzulachen, bevor sich ein leichter Rotton auf meine Wangen schleicht. 

Ich bin es nicht gewöhnt, von ihm solche Worte zu hören, zum einen weil es nicht seine Art ist und zum anderen, weil ich meistens gar nicht darauf vorbereitet bin, doch wenn solche Worte seine Lippen verlassen, sind sie besonders schön zu hören. 

Jeongguk entfernt sich von mir und greift nach einem Stock, welcher auf dem Boden liegt und zeichnet ein wenig weiter weg eine geschwungene Linie in den Sand. Als er fertig ist, lässt er den Stock neben sich fallen und sieht mich an. Seine Haare wehen ihm ein wenig ins Gesicht, seine Augen glitzern und er legt seinen Kopf leicht schief, bevor er mich ruft. 

"Was ist? Kommst du?", ruft er. 

Ich muss kurz blinzeln und einige Momente vergehen, bevor ich begreife, dass er eine Hälfe des Unendlichkeitszeichens in den Sand gemalt hat.

Mein Mund formt sich zu einem Lächeln, bevor ich mir ebenfalls einen Stock nehme und an seiner Linie ansetze. Ich ziehe einen Bogen, kreuze seine Linie und verbinde schließlich das Ende, bevor ich vor ihm stehend den Stock ebenfalls aus den Händen fallen lasse. 

Mein Blick schweift nach oben und verliert sich in seinem. Mir fallen zum ersten Mal die hellbraunen Sprenkel in seinen Augen auf. Er atmet tief ein und langsam wieder aus, sieht mich glücklich an, bevor er kleine Schritte auf mich zugeht, den Abstand zwischen uns verringert. 

Er nimmt seine Hände aus den Jackentaschen, um sie an meine Wangen zu legen und zwischen meinen Augen hin und her zu sehen.

Ich habe ein Déjà-vu und muss bei dem Gedanken an den Kuss in der letzten Nacht lächeln, bevor ich meine Augen schließe und meinen Kopf ein wenig in die Höhe recke, was ihn sichtlich schmunzeln lässt. 

Als er seine Lippen vorsichtig auf meine legt, schmiege ich mich näher an ihn und erwidere den Kuss sehnsüchtig.

Meine Arme schlingen sich um ihn und halten sich an seiner Jacke fest, während er mich langsam und gefühlvoll küsst. 

Mir wird warm und ich muss in den Kuss lächeln, als Jeongguk mit seiner Zunge leicht gegen meine stupst und mich zu einem süßen Zungenkuss auffordert, der meine Beine butterweich werden lässt. 

Meine Hände wandern zu seinem Nacken und greifen in seine Haare, bevor ich mich von ihm löse und meinen Kopf stattdessen auf seine Schulter lege, um ihn innig zu umarmen. 

Ich seufze leise auf und lächel, während er mir mit seinem freien Arm über den Rücken streicht.

Ich möchte nicht, dass er mich loslässt, obwohl ich seinen liebevollen Blick nach einem Kuss so gerne sehe. Ich möchte, dass die Zeit für ewig stehen bleibt, der Tag vergeht und die Nacht herein bricht, damit ich mich in seinen Augen verlieren kann und nie wieder aus ihnen heraus finde.

- the end.  

Night train to Busan | taeggukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt