Kapitel 1

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Patrick

"Na wen haben wir denn hier? Unser Mädchen? Ganz ehrlich, du solltest dir diese Haare echt mal abschneiden lassen." Lachend verschränkte ich die Arme vor meiner Brust, rollte belustigt mit den Augen und hörte dem Lachen meiner Freunde zu, die sich hinter mir versammelt hatten.

"Besser ein Mädchen als ein Typ dumm wie Stroh. Zumindest ist mir nicht bekannt das du irgendwas anderes als doofe Sprüche klopfen kannst." Mein Gegenüber hatte eine uninteressierte Miene aufgesetzt. Auch seine Freunde lachten kurz bevor wir uns nur wieder böse anstarrten. Er wusste genau das er mich so provozieren konnte. Das war immer so.

"Und wann ist der Nächste Mädelsabend mit Fingernägel lackieren und so'n kram?" Ohne weiter auf seine vorherige Aussage einzugehen suchte ich gleich den nächsten Spruch. Zwar waren sie manchmal nicht wirklich gut oder schlagfertig, aber er ließ sich das genauso wenig gefallen.

"Jungs! Auseinander! Wie oft muss ich das noch sagen?! Einer links einer rechts!" Rief die Lehrerin, trat zwischen unsere Gruppen und zeigte jeweils in die angesagte Richtung. Da ich nicht scharf war wieder eine Verwarnung zu kassieren, schnippte ich mit den Fingern und signalisierte meinen Jungs somit uns zurück zu ziehen. An dem nahegelegenem Schulzaun beruhigten sich die anderen auch schnell wieder. Mit Manuel und seiner Gruppe waren wir schon ewig verfeindet. Er ist damals einfach in mein Revier eingedrungen. Das war meine Schule, ich hatte hier das Sagen! Und dann kam der spast mit seinen viel zu langen Haaren an und meinte sich gegen mich auflehnen zu müssen. Knapp drei Jahre war's her? Naja jedenfalls sind wir jetzt elfte, dem entsprechend aggressiv und grob sind wir meistens mit einander. Nicht selten kam es so weit das wieder einmal ein Krankenwagen wegen uns kommen musste. Aber es traf ja meistens nicht uns selbst, sondern die die dazwischen gingen, aber mich hatte es auch schon ein paar mal in die Notaufnahme verschlagen, genauso wie ihn. Ich konnte die Platz- und Schürfwunden, sowie etliche Kratzer oder blutende Nasen gar nicht mehr zählen. Die Lehrer hielten sich immer in unserer Nähe auf und waren ständig in Bereitschaft. Seit den Kriegen hat sich die Anzahl der Lehrer auf dem Hof von zwei, auf vier erhöht. Einfach weil wir unberechenbar sind.

"Patrick komm, es hat geklingelt." Sebastian, einer meiner engsten Freunde hatte mich am Arm gepackt und mich mitgezogen. Der Boss war ich nur wenn es darum ging gegen andere Gruppen anzutreten oder so, sonst waren wir eigentlich alle eine Clique die sich meist demokratisch einigen konnte. Mürrisch folgte ich meinen Freunden in die Klasse. Ich war nur froh das Manuel nicht in meiner, sondern der Parallelklasse war. So hatte ich wenigstens im Unterricht meinen Freiraum. Dieser Junge, er regte mich einfach so auf. Warum musste er nur an diese Schule kommen. Es war so friedlich, ich war ein freundlicher und hilfsbereiter Schüler gewesen. Bis er kam. Dann wurde ich eiskalt. Ich musste lernen die Beleidigungen nicht an mich heranzulassen und selbst auch andere fertig zu machen. Und ziemlich schnell hatte das ganze zu einer Jahrelangen Feindschaft geführt. Ich kannte ihn in dem Sinne kaum, aber hasste ihn. Andersrum das gleiche. Außerhalb der Schule sahen wir uns so gut wie nie, auch besser so wahrscheinlich. Aber naja. Ich war ja auf seinen Krieg eingegangen.

"Hey hast du zugehört?" Alex neben mir stubste mich an und fuchtelte vor meinem Gesicht herum. Ich hatte die ganze Zeit nur auf meine Bank gestarrt. Jetzt in der Fensterreihe zu sitzen wäre bestimmt schön. Leider sitze ich direkt in der Mitte. Blöd gelaufen bei der Paltzwahl würde ich sagen.

"Nicht so richtig. Was ist die Aufgabe?" Hakte ich desinteressiert nach. Meine Noten waren nicht die besten, wahrscheinlich weil mir die Schule größtenteils egal geworden ist, meine Eltern verzweifelten schon. Seit ich mich damals so rapide geändert hatte, wussten sie nicht mehr weiter mit mir. Sie haben versucht rauszufinden was los war. Aber was sollte schon sein?

Der Rest des Unterrichts blieb eigentlich bei der Partnerarbeit. Die Stunde war zu meinem Erstaunen ziemlich schnell vorbei, und somit auch der heutige Tag. Wo wir sonst immer so ewig lange Unterricht hatten, meinte die Schule es heute wohl gut mit uns. Zumindest konnten wir ansatzweise zeitig nach Hause. Nur das ich eh erst Abend dort sein würde.

"Jo! Wie immer bei unserem Treff?" Rief ich über den Kompletten Schulhof nur damit meine Kumpels auf der anderen Seite aufmerksam wurden.

"Na logo was denkst du denn?" Riefen sie lachend zurück. Ich lächelte nur, welches ich schnell wieder verschwinden ließ, und lief weiter zu dem Fahrrad Platz. Meist war es die schnellere Variante im Gegensatz zum Bus. Außerdem wohnte ich nichteinmal so weit weg, das ich eigentlich schon fast laufen könnte. Aber rein aus Gewohnheit griff ich zum Fahrrad. Schneller ging das allemal. Ich würde nur kurz zu Hause meinen Rucksack ins Zimmer werfen und gleich zu meinen Freunden fahren. Die meisten Nachmittage verbrachten wir eigentlich zusammen. Immer hingen wir bei "unserem" Ort ab. Ich weiß nicht wie genau es dazu gekommen ist, aber gar nicht mal so weit von hier, hatten wir vor langer Zeit mal eine alte Lagerhalle oder Fabrik entdeckt. Schwer zu sagen was das einmal gewesen ist. Es war offiziell verboten dieses zu betreten aufgrund sämtlicher gefahren, stören tat es uns aber nicht. Außerdem kontrollierte das niemand, falls doch hätten wir wahrscheinlich mächtige Probleme am Hals. Auf jedenfall hatte es ein riesen Gelände. In einem der Haupthallen, hatten wir unseren Treff errichtet. Mit alten Möbeln wie einem Sofa was wir bei einem der Jungs noch im Keller gefunden hatten oder einfach einem alten Tisch hatten wir es ein bisschen her gerichtet. Ich fühlte mich dort ziemlich wohl. Hier war immer jemand. Immer wenn man her kam, da lungerte einer auf der alten Couch rum und genoss die Ruhe die man mal hatte wenn die anderen Weg waren.

Es ist schon stressig sich ständig zu streiten oder sich fertig zu machen, auf der anderen Seite macht es mir Spaß Leute zu beleidigen. Ich weiß nicht. Dieser Gedanke führt mich immer zu Manuel. Ich verabscheute ihn schon gar. Ihm schien das alles egal zu sein. Seine ganze Haltung, wir er sich aufführte. Ich kann das nicht ab. Und wenn man das mal beobachtet. Wie der mir seinen "Freunden" umspringt, ein Wunder das sie überhaupt seine Anhänger sind. Die beiden Jungs die immer ganz vorne an seiner Seite lungern, waren früher eigentlich ziemlich unscheinbar und oft für sich alleine. Zumindest soweit ich das mitbekam. Als dann aber Manuel an die Schule kam, schienen sie bei ihm einen Platz gefunden zu haben. Generell, wenn ich Mal überlege, die Gruppe die sich da gebildet hatte, das waren früher immer Leute gewesen, die eher eine Außenseiterrolle hatten oder einfach nicht aufgefallen sind.

"Na? Sind Sebbi und Alex gar nicht hier?" Lachte ich, als ich nur die Hälfte meiner Freunde antraf.

"Ne die versuchen gerade ein paar Weiber aufzureißen und herzubringen." Lachte Denno und widmete sich wieder dem Tischkicker, wo er gerade ein Tor reingedrückt bekam. Fluchend schoss er denn Ball zurück zu Tobi.

Wir waren in Summe schon sehr viele verschiedene Leute. Nicht alle gingen an unsere Schule, ein paar haben wir auch einfach Privat draußen kennengelernt. Und ein paar Jungs, besser gesagt eine kleine Gruppe, die war hier auf dem Gelände Mal aufgetaucht. Wir wollten schon fast Krieg und unsere Unterkunft hier beschützen, als sie einfach lächelnd hier reinmaschiert sind und sich auf die Couch geflackt haben.

"Wir gehören jetzt zu euch." Hatte Tobi, der damals zu denen gehörte, gesagt. Sie waren mir auf Schlag sympathisch.

"Schaut mal wen wir hier haben!" Lachend, einen Arm um eine Blondine gelegt stolzierte Sebastian durch den Eingang, gefolgt von Alex welcher auch zwei Mädchen bei hatte. Ich lachte nur und zog eine der Zigaretten welche in meiner Hosentasche schmorten heraus.

"Du rauchst? Das finde ich irgendwie sexy." Eines der Mädels kam auf mich zu und strich mit ihrem Finger über meine Brust. Ein Vorteil so beliebt zu sein hatte das ganze ja. Man bekam mehr als viele Mädels ab.

"Nadann." Ich bließ den Rauch an ihr vorbei bevor ich mich wieder zu ihr herunter beugte. Tja das war eigentlich mein Tag. Es ist meistens immer das selbe. Zoffen und Prügeln in der Schule, chillen bei unserem Treff und mehr als oft mit mir fremden Mädchen rummachen.

Wessen schuld ist es das ich so geworden bin? Genau seine! Aber mich soll's nicht stören. Ich bin zu frieden so wie es jetzt ist. Glaube ich.

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Hiii! Ich freue mich das es hier mit einer neuen Geschichte weitergeht. Momentan schaut's ein bissen 0815 aus, aber keine Sorge. Das wird schon noch. Ein paar Klischees müssen überall mit rein.

Viel Spaß euch!

Never perfekt // KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt