Raik lehnte sich zurück und lauschte Naya, die eine Sage erzählte.
Beinahe wirkte es heute wie ein Wettkampf zwischen ihr und Finnjard, denn sie wechselten sich immer wieder ab. Im Laufe des Abends wurden die Geschichten und Sagen immer derber und selbst er musste manchmal grinsen.
Doch nun erzählte Naya eine Art Liebesgeschichte. Raik kannte sie schon. Sie ging natürlich tragisch aus. Aber wie immer erzählte sie Naya so lebendig, als ob man selbst davon betroffen wäre.
Er hörte es hinter sich seufzen. Langsam drehte er den Kopf und sah die dunkle Frau, die ihn schon den ganzen Abend Essen und Met brachte.
Raik wusste genau, wer sie war und erinnerte sich an sie. Sie war Jülfs Frau gewesen.
Raik war betroffen gewesen, als er von seinem Tod gehört hatte. Er selbst hatte neben ihm gekämpft und konnte es sich einfach nicht vorstellen, dass Jülf nicht mehr unter ihnen weilte.
Er hatte schon immer zugegeben, dass Jülf mit seiner Frau wirklich Geschmack bewiesen hatte. Sie sah anders aus als die Frauen des Nordens, aber er konnte sich vorstellen, dass genau das die meisten Männer reizte. Wenn sie nicht so traurig aussehen würde.
Er hatte sich wieder und wieder bei ihr bedankt, wenn sie ihm etwas gereicht hatte, doch sie hatte immer nur ihren Blick gesenkt und ihm nicht geantwortet. Er konnte es verstehen. Auch wenn Jülf schon seit vielen Monaten tot war, trauerte sie noch um ihn.
Nun war er es, der seufzte.
Er wünschte, er könnte auch so um seine tote Frau trauern, aber er tat es einfach nicht. Dabei sollte er Trauer fürseine Frau empfinden. Immerhin waren sie vier Jahre verheiratet gewesen. Damals hatte er Thorge gesagt, dass sich irgendwann eine Art Zuneigung entwickeln würde, aber das war nie geschehen. Weder von ihm noch von ihrer Seite war davon irgendetwas zu spüren gewesen. Er hatte sie zwar bestiegen, aber es war eher Pflicht statt Lust. Und es waren nur wenige Male gewesen. Sie war unter ihm gelegen wie ein Holzstück. Nicht einmal küssen wollte sie ihn. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, wäre ihm in den Sinn gekommen, dass sie ihn hasste. Doch dem war nicht so. Das glaubte er zumindest. Sie hatten kaum miteinander gesprochen und sie war ihm immer aus dem Weg gegangen. Irgendwann hatte er es auch gelassen, sich um sie zu bemühen. Nur noch einmal hatte sie ihm erlaubt, sich zu ihr zu legen und da musste Merle entstanden sein.
War Ingrud bei ihm auch reserviert, so hatte sie Bjarne geliebt und vergöttert. Manchmal hatte Raik das Gefühl gehabt, sie war eifersüchtig, wenn er sich mit Bjarne beschäftigte. Sie hatte ihn nie erlaubt, Bjarne in seine Arme zu nehmen, so wie er es von seinem Vater oder Stijn kannte, die ihre Kinder ständig in den Armen gehalten hatten. Stattdessen hatte sie auf ihn eingeschimpft, dass er zu grob für ihr Kind wäre. IHR Kind. Nicht das gemeinsame Kind.
Am liebsten hätte sie ihn nicht in die Nähe seines Sohnes gelassen und es wurde noch schlimmer, als sie wieder schwanger wurde. Er hatte zwar mit ihr die Kinder gezeugt, aber wenn es nach Ingrud gegangen wäre, hätte er nichts mit ihnen zu tun gehabt. Er war sich damals nicht sicher gewesen, ob er wirklich zu grob für Bjarne war. Doch nun wusste er, dass Ingrud Bjarne nicht mit ihm teilen wollte. Er liebte seine Kinder und würde sie nie verletzen.
Wieder hörte er Leya leise schluchzen.
Er machte auf der Bank etwas Platz.
„Setz dich hierher, Mädchen. Im Moment will niemand etwas zu trinken!"
Sie wischte sich über die Nase und sah ihn arrogant an.
„Ich setzte mich nicht neben einen Gunnarsson, der nicht verheiratet ist!"
Raik hob verblüfft beide Augenbrauen.
„Seit wann bist du so unfreundlich? Ich habe dich ganz anders in Erinnerung! Habe ich dich in irgendeiner Weise beleidigt?"
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Raiks Offenbarung -Gunnarsson-Saga Teil 5-
Tiểu thuyết Lịch sửRaik Tjarksson hält nichts von den Legenden, die um seine Familie gesponnen wurden. Er glaubt nicht daran, dass die Götter ihm eine Frau bereithalten, die ihn zu einem der Söhne Odins macht. Aus Vernunft geht er eine lieblose Ehe ein. Doch die Gött...