4. Kapitel

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Raik wachte auf und wusste im ersten Moment nicht wo er war. 

Das war ihm schon lange nicht mehr passiert.

Doch dann fiel ihm wieder ein, dass er bei seinem Vetter auf der Eisinsel war. Leya, die dunkle Schönheit, hatte ihm seine Hütte angeboten, damit er in Ruhe schlafen konnte.

Er setzte sich auf und lauschte.

Außerhalb der Hütte hörte er schon Männer und Frauen, die ihrer Arbeit nachgingen.

Verflucht, wie lange hatte er geschlafen?

Er hatte die Fenster nicht geschlossen, damit er im Morgengrauen aufwachen würde. Doch nun sah er, dass irgendjemand die Vorhänge geschlossen hatte.

Auf dem Tisch lagen Kerzen und Zündhölzer. Na ja, die Brauchte er wohl nicht mehr.

Gerade als er aufstehen wollte, klopfte es leise an der Tür. Schnell legte er sich wieder unter die Pelze und stellte sich schlafend.

Er wusste selbst, dass es albern war, doch er wollte nicht nur in der Bruche herumlaufen, wenn jemand herein kam.

Vorsichtig öffnete er die Augen.

Leya kam herein. Auf dem Arm hatte sie Tücher und sie trug eine Waschschüssel. Sie stellte alles auf den Tisch.

„Schläft er immer noch?"

Naya kam auch herein. Sie trug einen Krug und eine Schale bei sich.

Leya nickte.

„Er muss wirklich sehr erschöpft sein, wenn er bei dem Lärm, den die Männer draußen veranstalten, noch schlafen kann."

Naya kicherte leise.

„Wenn er nur etwas Thorge gleicht, wird er wütend sein, dass er den halben Tag verschlafen hat. Die Gunnarssons sind nicht gerade dafür bekannt, dass sie nichts tun."

Den halben Tag?

Bei den Göttern, so lange hatte er schon lange nicht mehr geschlafen!

„Ich mache ihm noch den Kessel über das Feuer, dann gehen wir wieder."

Leya schien es sehr eilig zu haben wieder zu gehen.

Naya seufzte.

„Er kann einen schon leid tun. Mit zwei kleinen Kindern und alleine...ich stelle mir das nicht einfach vor."

Moment!

Er wollte kein Mitleid. Er schaffte das schon. Seine Kinder waren nicht verwahrlost und hatten immer Essen. Und er umarmte sie so oft es ging. Das war eben auch in vielArbeit, aber er nahm es gerne an.

Schon wollte er aufspringen, doch er hielt sich im letzten Moment zurück.

„So wie ich den Bruder deines Mannes verstanden habe, will er keine Hilfe annehmen. Ich finde das bemerkenswert. Nicht jeder Mann würde das machen!"

Naya verzog leicht das Gesicht und rieb sich den Rücken.

Leya sah sie mitfühlend an.

„Ist es bald soweit?"

Naya nickte.

„Ich hatte gehofft, dass es noch kommt, so lange Sjard noch hier ist. Er kann Stijn und Liv dann von ihrem nächsten Enkelkind berichten."

Leya nickte nur.

Raik fiel auf, das sie kaum lächelte. Nicht einmal die Geburt schien sie zu erfreuen.

Stattdessen hing sie den Kessel an den Eisenhaken und schürte das Feuer.

„Gehen wir spazieren. Sobald es schlimmer mit den Schmerzen wird, werde ich Thorge Bescheid sagen."

Raiks Offenbarung -Gunnarsson-Saga Teil 5-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt