Chapter 13

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Es waren keine 48 Stunden vergangen, seitdem die London Times den Artikel veröffentlicht hatte, und doch hatten schon zahlreiche andere Zeitungen davon erfahren und die Geschichte auch in ihre eigenen Magazine gedruckt – in ihrer eigenen Version.

Diese Versionen wichen nicht nur stark voneinander ab, Nein. Sie wurden immer absurder. Und ich musste gestehen, dass ich mich langsam beleidigt fühlte. Immerhin war ich keine Prostituierte, was jedoch vier von fünf Zeitschriften behaupteten.

Wenn man die London Daily News im Fernsehen verfolgte, gab es kaum eine Sendung, in der nicht diskutiert wurde, ob Niall die Wahrheit sagte, weshalb ich mir die Geschichte wohl ausgedacht hatte und wer sonst der Vater des Kindes sein sollte.

Heute Morgen hatte ich tatsächlich ein Foto von mir in einer Tageszeitung entdeckt, auf dem ich die Arztpraxis mit einem Ultraschallbild in der Hand verließ – natürlich wurde in dem Artikel ausführlich darüber diskutiert, ob Niall etwas damit zu tun hatte.

Durch den ganzen Aufstand, der in den Medien gemacht wurde, war es also kein allzu großes Wunder, dass bald auch nahezu alle an der Universität an der ich studierte Bescheid wussten – Schüler und Lehrer.

Das war mir nicht nur schrecklich unangenehm, sondern es überschritt meiner Meinung nach eine gewisse Grenze. Immerhin nahm es mir die Chance, meine Schwangerschaft zumindest vor meinen Mitschülern geheim zu halten, die sich nun – wie hätte man es auch anders erwarten sollen? - ihren Mund fusslig redeten.

Was genau sie redeten wusste ich nicht. Aber um ehrlich zu sein glaubte ich tatsächlich, dass das besser so war. Ich kannte mich selbst, ich nahm mir solche Dinge viel zu schnell zu Herzen, und das wollte ich dieses Mal vermeiden.

In den letzten zwei Wochen hatte ich mich schließlich gar nicht mehr zur Uni getraut. Das war eine ziemlich schlechte Idee gewesen, immerhin fehlte mir der Stoff dieser zwei Wochen enorm, und ich hatte ihn nicht zu Hause nachgeholt oder mich damit beschäftigt. Ganz im Gegenteil, ich hatte mich um nichts gekümmert, und ich hatte auch nicht vor, das noch zu tun.

Ich hatte andere Dinge in meinem Kopf. Beispielsweise den Vater meines Kindes, der sich noch immer nicht gemeldet hatte. Nicht, dass ich etwas Anderes erwartet hätte, denn das hatte ich tatsächlich nicht.

Aber ich konnte nicht verstehen, wie er sich so einfach aus der Verantwortung ziehen konnte und wie ihn das so kalt lassen konnte. Wie ihn das so gut wie überhaupt nicht berühren konnte.

Das war Nichts, was er jemals hätte wieder gut machen können. Ich bezweifelte zwar ohnehin, dass er das vorhatte, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er sich komplett feige verhielt.

Man hätte jedenfalls sagen können, dass die Nachricht sich verbreitete wie ein Lauffeuer. Und obwohl Niall nach wie vor abstritt, jemals mit mir geschlafen zu haben, brodelte die Gerüchteküche doch gewaltig weiter.

Und so kam es einige Tage später zu etwas, das zumindest ich ganz bestimmt nicht erwartet hätte.

Es war ein gewöhnlicher Samstagvormittag, ich hatte mich dazu überwunden, in meiner Wohnung etwas Ordnung zu schaffen, da meine Unterleibsschmerzen sich an diesem Tag ausnahmsweise in Grenzen hielten. Aus irgendeinem Grund war ich schrecklich gut gelaunt. So gut, dass ich Niall fast schon aus meinen Gedanken gestrichen hatte.

Während ich den Ratschlag meiner Ärztin, mich zu schonen, guten Gewissens ignorierte und mein Küchenfenster putzte, das Tummeln in Southwark beobachtete und den Blick auf die Themse genoss, hörte ich plötzlich, wie mein Telefon klingelte.

Seufzend versenkte ich den Putzlappen im Wasser und nahm den Hörer ab, obwohl ich die Nummer die auf dem Display angezeigt wurde nicht kannte.

„Hallo?“

„Rose?“, ertönte eine mir nur allzu bekannte, schüchterne Stimme am anderen Ende der Leitung, die fast klang, als hätte sie Angst vor diesem Telefonat.

„Niall?“, fragte ich überrascht in den Hörer, während ich verwirrt auf eine Antwort wartete. Weshalb rief ausgerechnet er bei mir an?

„Ich muss mit dir reden“, erklärte er, klang dabei allerdings ziemlich verzweifelt. „Es ist wirklich dringend.“

Ich schüttelte meinen Kopf, obgleich er es nicht sehen konnte. „Weshalb zur Hölle solltest ausgerechnet du mit mir reden wollen?“

„Das erzähle ich dir später“, gab er zur Antwort. „Hast du heute schon was vor?“

„Ja“, antwortete ich, „Ich habe um Zwei einen Arzttermin.“

„Und morgen?“

„Niall“, ich seufzte auf und versuchte, meine aus irgendeinem Grund unkontrollierbare Wut zu unterdrücken. „Was willst du von mir?“

Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort, und ich hörte im Hintergrund, wie er ein Fenster öffnete.

„Ich kann dir das nicht jetzt sagen“, gab er zurück. „Ich lade dich zum Essen ein, oder in ein Café, wohin du willst.“

„Schön“, gab ich fauchend nach und stieß einen entnervten Seufzer aus, „Und wann?“

„Wann du willst“, diese Selbstverständlichkeit, mit der er davon ausging, dass ich nach all dem was er in der Öffentlichkeit von sich gegeben hatte, noch immer mit ihm sprechen wollte machte mich wütend.

„Morgen Nachmittag“, schlug ich also vor und hoffte, dass in dem Terminkalender des feinen Herrn Platz für ein Gespräch sein würde.

„In Ordnung“, ich glaubte, dass er nickte. „Morgen Nachmittag.“

„Such dir einfach ein Café aus“, meinte ich, obwohl ich absolut keine Lust hatte, mich mit ihm zu unterhalten. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was er von mir wollte und weshalb er so dringend mit mir sprechen wollte. Aber es schien ihm ganz offensichtlich sehr wichtig zu sein.

„Du wohnst in Southwark, richtig?“

„Ja.“

„Lass und ins Apsley's gehen“, schlug er vor, „Weißt du, wo das ist?“

„Nein.“

„Hyde Park Corner“, erklärte er, „In Westminster.“

„Alles klar“, antwortete ich und fragte mich, weshalb ich dieses Restaurant nicht kannte.

„Und Rose?“

„Ja?“

„Könntest du bitte darauf achten, dass … Dass uns niemand zusammen sieht?“

War das sein Ernst? Konnte er das wirklich ernst meinen?

„Nein“, gab ich also emotionslos zurück, „Könnte ich nicht. Bis morgen.“

Mit diesen Worten legte ich den Hörer auf und ließ ihn vermutlich ziemlich verdutzt zurück. Nur war mir das in diesem Moment total egal. Er gab mir das Gefühl, ein peinliches Anhängsel zu sein, mit dem man sich in der Öffentlichkeit nicht zeigen durfte.

Zwar kam ich mir seit Wochen genau so vor, aber das musste er ja nicht wissen.

Und zu dem war ich wirklich mehr als nur gespannt darauf, was er mir zu sagen hatte.

Sharing the secret (Niall Horan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt