Große und kleine Probleme

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Ohne auf SHIELD zu warten, um denen alles zu erklären, hatte Tony mich sofort zurück zum Stark Tower gebracht.
Meinen Protest ignorierte er völlig.
Prompt saß ich in einem medizinischen Behandlungszimmer des Gebäudes, das bis jetzt noch nie wirklich in Anspruch genommen wurde, auf einer Krankenliege.
Bruce war auch schnell aufgetaucht und hatte sofort den Doktor in sich raushängen lassen.
Nachdem ich ihm tausendmal versichern musste, das außer der Wunde am Kopf sonst keine Verletzungen vorhanden waren, machte er sich gleich daran, diese zu versorgen.
"Das könnte jetzt etwas brennen."
Etwas war gut.
Als er mit einem Desinfektionsmittel getränkten Tupfer da ranging, zuckte ich enorm zusammen.
"Aua." brummte ich und hoffte, das die wunde nicht genäht werden musste oder so.
Diese Furcht nahm mir Bruce aber gleich.
"Du hast nochmal Glück gehabt. Es ist nur ein kleiner Schnitt und zudem auch nicht besonders tief. Wunden am Kopf bluten generell viel. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen."
Ich atmete erleichtert aus, während er mir noch ein Pflaster verpasste.
Tony war die ganze Zeit auf und ab getigert, hatte nebenbei telefoniert und immer wieder gefragt, ob es mir wirklich gut ginge.
Bruce hatte mir ein nasses Handtuch gereicht, mit dem ich mir das, mittlerweile, getrocknete Blut von Gesicht und Hals wischen konnte.
Als er dabei war, alles wegzuräumen, schaute ich zu Tony.
"Woher wusstest du, das ich in Schwierigkeiten bin?"
Vielleicht hatte er ja über Nacht die Kraft bekommen, in die Zukunft zu schauen.
>>Wenn das so ist, muss ich ihn nach den Lottozahlen fragen.<<
Aber er hatte eine ganz simple Antwort.
"Als Bruce und ich eine kurze Pause gemacht haben, hab ich mal kurz durch das Fernsehprogramm gezappt und bin auf diesen Live-Bericht gestoßen."
"Sie haben mit der Kamera voll draufgehalten. Tony ist sofort los, als das Ding dich angegriffen hat." beendete Bruce die Erklärung.
Das Kamerateam hatte ich ja total vergessen.
Da konnte ich wirklich froh sein, das die gerade zu der Zeit gefilmt hatten.
Tonys Handy piepte kurz auf und als er auf das Display geschaut hatte, wandte er sich an Jarvis.
"Wir haben jetzt verlässliche Aufnahmen. Such ein passendes Bild von diesem Krabbeltier raus. Außerdem wird Fury in zehn Minuten hier sein. Sag ihm, wir sind in der Werkstatt."
"Jawohl Sir."
Als das erledigt war, wischte er sich übers Gesicht und verschränkte daraufhin die Arme.
Er hatte schon wieder seinen autoritären Gesichtsausdruck aufgelegt, weshalb ich etwas nervös auf meinem Platz hin und her rutschte.
"Ich würde jetzt gern wissen, warum du dich nicht einfach verwandelt und aus dem Teil Metallschrott gemacht hast."
Na super.
Diese Frage musste ja kommen.
Ich schaute auf meine Hände, die in meinem Schoß ruhten, und knetete sie nervös.
Am liebsten hätte ich es überhaupt niemanden erzählt. Schließlich war ich selbst noch total verwirrt über die Tatsache, das es nicht mehr funktionierte.
Und, obwohl es eigentlich dumm war, war mir das ganze irgendwie peinlich.
Aber die beiden mussten es wissen.
Wir waren schließlich ein Team.
Und ich vertraute ihnen.
Bruce schien wohl zu merken das mich etwas bedrückte und hakte nach.
"Sarah? Was ist los? Wenn irgendetwas ist, dann kannst du es uns sagen."
Jetzt hatte anscheinend der Therapeut in ihm, den Arzt abgelöst.
"Es hat nicht funktioniert." flüsterte ich. Doch alle beide hatten es nur zu gut verstanden.
"Moment... Was?... Ich meine... Was?"
Tony schaute von mir zu Bruce, der wiederum verblüfft die Augenbrauen hochgezogen hatte.
Es war eine ganze Weile still.
Ich betrachtete einfach weiter meine Hände, die plötzlich so interessant waren, wie ein guter Kinofilm, und vermied es tunlichst aufzuschauen.
Doch als Tony das Wort ergriff schaute ich doch zu ihm.
"Vielleicht ist es nur ein Wackelkontakt."
Meine Mundwinkel zuckten nach oben, aber ich blieb lieber ernst.
Mir war nicht nach lachen zumute.
"Ich habe es ja nicht nur einmal versucht. Es klappt einfach nicht."
"Dann probier es jetzt noch mal." wies Bruce mich an.
>>Ich kann dir auch gerne aufschreiben, das es nicht klappt. Oder buchstabieren.<<
Mit geschlossenen Augen konzentrierte ich mich und hielt automatisch die Luft an, die ich aber nach einigen Sekunden seufzend ausstieß.
"Keine Chance."
Bruce legte nachdenklich eine Hand ans Kinn.
"Das ist wirklich merkwürdig. Aber ich glaube nicht, das es einfach so "verschwunden" ist. Es ist schließlich ein Teil deiner DNS. Wenn ich dir etwas Blut abnehme, könnte ich es untersuchen und sagen, ob alles okay."
Ich verzog das Gesicht, schob aber ohne ein Wort den Ärmel meines Pullis hoch
Spritzen machten mir eigentlich nichts aus, außer wenn es darum ging, mir Blut abzuzapfen.
Nachdem das erledigt war, machten die beiden sich auf den Weg in die Werkstatt.
Ich hatte noch einige Minuten Schonfrist bekommen, um mich umzuziehen.
Das hatte ich auch bitternötig.
Meine Hose war verdreckt und an einigen Stellen aufgerissen. Der Pulli war am Kragen voll mit Blut und die Jacke konnte ich gleich ganz wegschmeißen.
Schnell hatte ich mich umgezogen und mir im Bad noch ein wenig Wasser ins Gesicht gespritzt.
Als ich in den Spiegel sah, runzelte ich die Stirn.
Durch den ganzen Stress heute, war ich mehr als blass. Aber das wäre wahrscheinlich jeder.
Das einige was mich wirklich störte, war das Pflaster. Doch in der Wohnung eine Mütze aufzusetzen, war mir dann zu blöd.
Plötzlich klingelte mein Handy.
Es steckte noch in der Jeans, die ich einfach im Zimmer auf den Boden geschmissen hatte.
Leider hatte es die Attacke auch nicht ganz unbeschadet überstanden.
Ein Riss zierte das Display.
Aber es funktionierte noch.
Wobei es mir dann doch lieber gewesen wäre, wenn es komplett zerstört wäre.
So hätte ich dieses Gespräch noch ein wenig hinauszögern können, um eine gute Ausrede zu finden.
Ich drückte mir selbst die Daumen als ich abnahm.
"Hey Mum. Du bist es."
"Ja ich bin es! Sarah, wo warst du? Ich habe mir sorgen gemacht!"
>>Und das sogar zurecht.<<
Aber das konnte ich ihr ja schlecht sagen.
"Ähm Mum, es ist etwas dazwischen gekommen. Ich bin..."
>>... von einem riesigen Tausendfüßer, schon zum zweiten mal, angegriffen und fast getötet worden!<<
"... gegen einen Türrahmen gelaufen. Frag mich nicht wie ich das geschafft habe. Es hat ziemlich geblutet. Aber es ist nicht schlimm. Tut mir leid."
Okay, jetzt konnte ich nur hoffen, das sie mir die Lüge abkaufte.
Sie hatte schließlich diesen Mutter-Sinn, und merkte sonst, wenn ich sie anschwindelte.
Ich hörte ihr seufzen am anderen Ende.
"Gegen einen Türrahmen? Schon wieder? Du bist immer noch so tollpatschig wie früher."
>>Ey!<<
"Mum. Damals war ich drei. Außerdem war der Boden uneben. Aber das ist jetzt auch egal. Es tut mir wirklich leid das ich nicht kommen konnte. Nächstes Wochenende habe ich sicher Zeit, dann können wir es wiederholen. Ich rufe dich an. Jetzt muss ich aber noch etwas erledigen. Hab dich lieb. Bis dann."
Ich drückte schnell auf den roten Hörer und atmete tief durch.
Irgendwie musste ich dafür sorgen, das sie von der ganzen Sache nichts mitbekam.
Auf jedenfall wusste sie jetzt wohl noch nichts.
Aber die Nachrichten waren sicher schon voll von Berichten.
Es war nur zu hoffen, das SHIELD deswegen etwas in die Wege geleitet hatte.
Die wollten schließlich immer alles vertuschen.
Und das war gleich das Stichwort für das nächste Problem.
Fury war bestimmt schon eingetrudelt und ging Bruce und Tony sicher schon auf die nerven.
>>Ende der Schonfrist.<<
Mit hängenden Schultern machte ich mich auf den Weg und kam nach wenigen Minuten in der Werkstatt an.
Obwohl ich es mir eigentlich hätte denken können, war ich überrascht, das außer dem Director auch noch Steve, Natasha und Clint anwesend waren.
Die natürlich gleich alle zu mir schauten, als ich eintrat.
>>Ich bin unsichtbar. Unsichtbaaaaar!<<
"Da sind Sie ja. Banner hat uns bereits über ihren Gesundheitsheitszustand aufgeklärt." meinte Fury.
>>Mist! Doch nicht unsichtbar.<<
Ich schaute zu Bruce, der meine Frage wahrscheinlich vorausahnen konnte und mit dem Kopf schüttelte.
Sie wussten also noch nichts von meinem kleinen Problem.
Meinetwegen hätte es ruhig so bleiben können.

Der Spaß hat ein Ende!(?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt