Alles super

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"Hey Hope, Du bist heut mit mir auf dem Rettungswagen. Freust du dich?"
"Aber toooootal, Matt."
Das ist Matt, mein dummer, nerviger, aber irgendwie liebenswerter Kollege. Ich kenne ihn schon seit meiner Ausbildung, er war der erste Freund den ich hier gefunden habe, weil ich für meine Karriere von dem Kleinen Kuhdorf in die Hauptstadt ziehen musste und da logischer weise noch keinen kannte. Aber Matt hat sich schon am ersten Tag meiner Ausbildung neben mich gesetzt und mich "adoptiert", wie er es nennt und seit dem ersten Tag will er was von mir. Wo ich aber völlig dagegen bin, da ich schon von Anfang an gesagt hab, auf Beziehungen mit Kollegen lasse ich mich nicht ein, da kann einfach nichts gutes dabei rauskommen. Obwohl er ja schon gut aussieht mit seinen dunkel Braunen Haaren und den leuchtenden hellblauen Augen.
"Hope? Was machst du heute eigentlich nach der Arbeit? Ich wollte heut Abend mit ein paar Freunden was trinken gehen und wollte fragen ob du mitkommen willst." fragte er mit so viel Zucker in der Stimme und einem Hundeblick den man eigentlich nicht widerstehen kann.
"Matt, ich...." weiter kam ich nicht denn im gleichen Moment gingen unsere Pieper los, Verkehrsunfall, Polizei und Feuerwehr waren auch schon auf dem Weg, also ab auf den Rettungswagen und los gehts. Der Einsatz war gleich um die Ecke also sind wir nicht allzu lange gefahren, aber lange genug um das Matt nochmal wegen heut fragen konnte. "Und? Kommst du mit?" "So gerne ich auch will, ich kann nicht." antwortete ich während ich aus dem Fenster schaute um zu sehen ob die Polizei oder Feuerwehr schon da ist. "Musst du heut wieder auf deine Cousine aufpassen?" fragte er enttäuscht und leicht genervt, weil ich diese ausrede immer bringe. "Ja..." Ich hasse es ihn anzulügen, aber ich kann ihn nicht die Wahrheit sagen. Ich meine wie klingt das denn bitte? Hey Matt, jedes mal wenn ich dir gesagt habe das ich auf meine Cousine aufpassen muss, hatte ich in Wirklichkeit ein Konzert, weil ich eine ziemlich bekannte Sängerin bin, was keiner weis. Während ich mir das so gedacht habe sind wir auch schon am Einsatz angekommen. Ein schwerer Autounfall mit einer schwer verletzten Person. Wir unterhielten uns kurz mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr wie wir vorgehen wollen und dann ging es los. Ich setzte mich in das Auto hinter die Person und legte ihr einen Stifneck an um die Halswirbelsäule zu stabilisieren und redete mit ihr. Zum glück war die Person bewusstlos, das macht es für uns alle einfacher. Die Feuerwehr fing an die Scheiben abzukleben das sie sie einschlagen konnten, ich saß weiterhin ruhig hinter der Person und erklärte ihr alles was gerade passierte, weil ich der Meinung bin das bewusstlose Personen trotzdem alles hören können. Auf einmal ging die Tür auf meiner Seite auf ein Feuerwehrmann reichte mir eine Decke und sagte ich soll damit die Person und mich schützen wenn sie gleich die Scheibe einschlagen. Ich war so aufgeregt. Ich saß bei sowas noch nie mit im Auto, sondern stand immer mit der Trage draußen und habe gewartet das der Patient befreit wurde. Aber heute hat Matt gesagt, soll ich das machen, weil das total cool sein soll. Naja davon merke ich noch nichts, alles was ich merke ist das ich tierische Panik habe was man mir anscheinend auch anmerkt, denn als ein anderer Feuerwehrmann auf den Beifahrersitz stieg um die andere Seite der Decke zu halten sagte er mit einer verdammt beruhigenden Stimme "Hey, ich bin Jimmy. Es wird alles gut. Wir holen sie hier raus." Als ich gemerkt habe das er nicht mit mir sondern mit dem Patienten geredet hat kam ich mir richtig dumm vor. Als er bemerkte wie rot ich wurde konnte er sich schon denken warum. Er lachte leise und sagte dann, "Auch an sie. Es wird alles gut, wir kommen hier heil wieder raus." Man, wie peinlich. Ich lächelte nur verlegen und widmete mich wieder der Decke und dem Patienten, ich war leicht überfordert mit einer Hand die Decke zu halten und zeitgleich mit der anderen noch die Wirbelsäule meines Patienten zu stützen. Als ich die Feuerwehrleute von draußen "Achtung wir schlagen die Scheibe ein." hab rufen hören war mein Puls auf 180 und ich dachte mein Herz springt mir gleich aus der Brust. So aufgeregt bin ich meistens nur vor meinen Konzerten. Nach 10 min war der Patient aus dem Auto gerettet und ich konnte ihn im Rettungswagen auf dem Weg ins Krankenhaus versorgen. Nach dem Einsatz sollten wir nochmal auf die Feuerwache, weil sich der Einsatzleiter für diese gute zusammenarbeit bedanken wollte. Nachdem das auch geschafft war sind wir zurück gefahren und hatten alles im allen noch einen ruhigen Dienst. Nach Dienstende beeilte ich mich zu meinem Auto zu kommen, bevor Matt mich nochmal wegen heut Abend fragen konnte. Hat auch super funktioniert, ich holte schnell meine Sachen und rannte wie geölter Blitz raus zu meinem Auto, nebenbei habe ich Matt noch zugewunken und ihn ein schönen Feierabend gewünscht. Nach diesem Tag wollte ich eigentlich nur noch ein heißes bad nehmen und entspannen, aber nichts da. Aus dem heißen Bad wurde eine schnelle Dusche und aus dem Entspannen wurde ein gestresstes zur Konzert Location fahren.
"Hope, Darling, da bist du ja endlich!" so werde ich immer von meinem Manager Mark begrüßt, wenn ich wie immer zu spät zum Soundcheck komme. "Ja, Hey, sorry. Ich wollte nach der Arbeit noch schnell Duschen bevor ich hier her komme." erklärte ich während wir uns umarmten und zu Bühne gingen, wo auch schon der Rest vom Schützenfest wartete, aka Jake, mein Gitarrist und James, mein Drummer. "Na Miss Ich komme immer zu spät." begrüßte mich Jake. "Jaja, ich hab schon verstanden. Ich komme immer zu spät und es geht euch auf die nerven. Aber im Gegensatz zu euch gehe ich noch nebenbei Arbeiten" antwortete ich lachend. "Ja, aber warum ist die frage." fragte James. "Vielleicht, weil mir der Job Spaß macht und ich dadurch Menschen helfen kann?" erwiderte ich während ich den Mikrofon ständer einstellte. Das geht jedes mal so, dadurch zieht sich der Soundcheck immer in die länge und ich bekomme die Schuld, weil ich noch nebenbei arbeite. Aber immerhin können sie mich nicht feuern. Es ist schließlich meine Band. Nach dem Soundcheck gingen wir hinter die Bühne um uns fertig zu machen. Ich hatte mein Bühnen Outfit schon gestern ausgewählt, weil ich wusste das heute dafür keine Zeit mehr haben werde. Ich zog eine schwarze Röhren Jeans mit ein paar Ketten dran an. Dazu ein schwarzes enges Top mit großzügigem Ausschnitt, eine rot-schwarz karierte Bluse mit hoch gekrempelten Ärmeln und eine schwarze Krawatte die locker gebunden um meinen Hals hing und zu guter letzt setzte ich meine Perücke auf und schon war ich nicht mehr Hope, die kleine Rettungssanitäterin mit den Schulterlangen Roten Haaren, sondern Lexi. Der Rockstar mit der langen Schwarzen Mähe mit roten Strähnen.
Vor dem Auftritt bin ich wie immer super nervös, aber dank unserem Band ritual ist die Aufregung gleich verflogen. Vor jedem Auftritt zocken wir eine Runde Red Dead Redemption.
Dann ging es los, wir betraten die Bühne und die menge tobt. Wir spielten 2 Lieder und dann habe ich ein bisschen mit der Crowd gequatscht wie ich es immer mache. Alles war wie immer, bis ich in der ersten Reihe ein vertrautes Gesicht entdeckte. Jimmy, der Feuerwehrmann vom Einsatz heute. Oh mein Gott, was der denn hier? Naja nicht ablenken lassen, einfach so weiter machen wie immer. Einfacher gedacht als getan. Für den Rest den Konzertes war ich dezent unkonzentriert, ich wäre ein paar mal fast von der Bühne gefallen und habe meine Einsätze verpasst, was zum glück aber keiner gemerkt hat. Nach dem Auftritt, Backstage, fragten mich meine Jungs was los gewesen sei. Ich erklärte es ihnen und was war ihre Reaktion? Sie lachten mich aus. Danke Jungs, für euer Verständnis. Weil ich immer noch nicht klar denken konnte beschloss ich an die frische Luft zu gehen, was vielleicht keine so gute Idee war. Kaum aus der Tür raus, wollte ich auch schon wieder reingehen. Mindestens 2 Dutzend kreischende Fans. Ich bin es zwar langsam gewohnt, aber im Moment wollte ich einfach nur allein sein und einen klaren Kopf bekommen. Jetzt war ich aber schon draußen und beschloss ein paar Autogramme zu geben und Bilder zu machen. Als die Security mir ein Zeichen gab das ich am besten wieder rein gehen sollte tat ich das auch. Ich drehte mich nochmal um und verabschiedete mich als ich Jimmy wieder sah und an seiner Hand ein kleines Mädchen. Deswegen war er also hier. Ich sagte dem Typ von der Security das ich noch schnell zu dem kleinen Mädchen wolle. Ich ging auf sie zu und auf dem Weg zu ihr dachte ich die ganze Zeit das ist eine scheiß Idee, er wird mich wieder erkennen. Das kleine Mädchen war total aufgeregt, wahrscheinlich noch aufgeregter als ich. "Heyy" sagte ich strahlend als ich ankam. Jimmy hatte sie auf den Arm genommen so das wir ungefähr auf Augenhöhe waren. "Hallo." sagte sie schüchtern. "Wie heißt du denn kleine?" fragte ich und versuchte nicht zu Jimmy zu schauen. Sie war zu schüchtern um zu antworten also antwortete Er für sie "Emily" Ich schaute kurz zu ihm, lächelte und widmete mich wieder dem Mädchen. "Hey Emily, das ist ein sehr schöner Name. Ich bin Lexi." ich reichte ihr die Hand und sie schüttelte sie Vorsichtig. Sie war so süß. "Sie ist ein riesen Fan und wollte unbedingt ein Foto mit dir, geht das?" fragte Jimmy. "Ja klar geht das. Willst du dazu hier rüber zu mir kommen Emily?" Sie nickte und ich hob sie über die Absperrung. Jimmy machte das Foto und ich hob sie wieder rüber. Er bedankte sich und bevor ich ging sahen wir uns einen längeren Moment lang in die Augen. Er schaute mich komisch an und fragte "Haben wir uns schon mal irgendwo gesehen?" Meine Augen weiteten sich und mein Herz hat einen Schlag ausgesetzt. "Nein, nicht das ich wüsste." antwortete ich, drehte mich um und ging schnell wieder rein.
Verdammt...hat er es mitbekommen? Weis er das ich eigentlich die Sanitäterin vom Einsatz heute bin?

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