Es tut mir leid

719 108 22
                                    

Zitternd saß ich in der Ecke des Raumes. Ich hatte es getan. Das Messer hielt ich fest in der Hand. Das Blut tropfte von der Klinge. Ich hatte meinen geliebten Ehemann umgebracht. Ich schrie. Ich war es gewesen. Mein Kopf drehte sich zur Seite. Dort lag er in seiner eigenen Blutlache. Die Augen weit aufgerissen. Das Blut floss nicht mehr. Es war stehen geblieben. Meine Sicht verschwamm. Ich war ein Mörder. Dabei wollte ich es nicht. Ich liebte ihn. Ich war schuld an seinem Tod. Ich wischte mir die Augen ab. Das Blut von Patrick klebte an meinem Händen und nun auch in meinem Gesicht.

Ganze zwei Mal hatte ich ihm in den Bauch gestochen. Ganze zwei Mal, bis er ächzend auf die Knie sank, mich ängstlich ansah und an meinen Ärmel griff, bis er zur Seite fiel und seinen letzten Atemzug tätigte.

Ich war schuld.
Ich ganz allein.
Wieso habe ich das getan?

Er hatte sich nur trennen wollen. Ich war Krank im Kopf. Ich allein. Ich wendete meinen Kopf wieder ab. Die Bilder meiner Tat würden für immer in meinem Kopf bleiben. Die Bilder, wie er mich ansah.
Ich hielt die Klinge des Messers in meiner Hand. Fest umschloss ich sie und schnitt mir somit ins eigene Fleisch.
Ich bereute meine tat.
Ich hatte ihn umgebracht.
Ich bin ein Mörder.
Lebenslange Haft.
Ich war verrückt.
Lebenslang in die Psychiatrie.
Lebenslang in die Hölle.

Ich war ein Mörder. Mein eigenes Blut vermischte sich mit den meines geliebten. "Es tut mir leid", wimmerte ich ihm zu. Langsam richtete ich mich auf und krabbelte auf allen Vieren zu seinem leblosen Körper. Ich legte mich zu ihm. Meine tiefe klaffende Schnittwunde brannte mit jeder Berührung des Bodens. "Es tut mir leid." Ich legte meinen Kopf auf seine Brust. In sein Blut. Es war meine Schuld.
Ich weinte.
Sein ganzes Oberteil war rot. Ich hatte es ihm zum Geburtstag geschenkt. Ich, sein Mann. Ich, sein Mörder. Ich krallte mich in den nassen Stoff und weinte minutenlang gegen seine Brust.

Uns würde man früher oder später finden. Uns beide.
Tot.
Tot nebeneinander. Hand in Hand. Ihn, so wie er dort lag. Mich, wie ich neben ihm liegen würde. Mit einem Messer im Herzen.
Denn ich war Schuld. Und mit dieser Schuld, mit dieser Last, wollte ich nicht Leben.

Mit zitternden Fingern, strich ich über seine Augen. Ich schloss sie. Er sollte diesen panischen Blick nicht tragen. "Es tut mir leid." Ich presste meine Lippen ein letztes Mal auf seine. Sie waren noch warm.
Nun klebte sein Blut an meinen Lippen.
An den Lippen seines Mörders.

Ich legte mich dicht neben ihn. Das warme Blut kroch an die Haut meines Rückens. Mein Oberteil saugte es auf. Überall war sein Blut. Meines vermischte sich nur langsam. Doch bald würde unser Blut eins sein.

Ich griff seine Hand. "Es tut mir so leid." Ich hob mit der anderen Hand das Messer und hielt es über mich. Es zitterte. Mein Körper bebte vor Angst. Vor Schuldgefühlen. Ich wollte es beenden. Mich beenden. Also kniff ich die Augen zu und schnellte meine Hand zu meiner Brust.

Das Messer bohrte sich bis zum Anschlag in meinen Brustkorb. Ich riss die Augen auf. Und dann sah ich nichts mehr, außer ein helles Licht, was immer näher kam, mich umhüllte und schließlich mitnahm.


Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 02, 2018 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Der Mord /KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt