KAPITEL 7️⃣

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PoV Clary

Am nächsten Morgen stand ich früh auf, um im Wald joggen zu gehen und ein paar Kampfübungen zu machen. Es war noch dunkel, also musste es ungefähr 4 oder 5 Uhr sein. Nach kurzer Zeit hatten meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt und ich konnte problemlos den Wald durchqueren, ohne gegen einen Baum zu rennen oder irgendwo drüber zu stolpern. Immer wieder trennte ich mit meinem Schwert im Weg hängende Äste ab oder schlug auf Büsche ein.
»...fe!« Ich blieb abrupt stehen. Hatte da jemand gerufen? Ich lauschte.
»...ilfe!« Ja, ganz deutlich! Meine Wolfsohren nahmen den leisen Hilfeschrei problemlos wahr. Ich meinte auch, die Stimme zu kennen. Nach kurzem Überlegen fiel es mir ein. Erina! Meine Aufmerksamkeit gilt augenblicklich nur noch dem Klang der Stimme, dem ich folgte. Kurz darauf fand ich meine Rudelgefährtin blutüberlaufen am Boden liegen; das Mondlicht schien durch die Zweige auf sie hinab und machte sie dadurch unübersehbar. Ich näherte mich ihr schnell.
»Erina, ist alles... dammit!« Ich unterbrach mich selber und ließ mein Schwert durch die Luft zischen, als ich von hinten gepackt wurde. Mein Schwert traf ins Leere. Ich wurde sofort nochmal attackiert, doch diesmal war ich vorbereitet. Mit einer ähnlichen Bewegung, traf ich meinen Angreifer. Ein klirrendes Geräusch ertönte daraufhin. What the hell...? Ich drehte herum und sah schwarze Umrisse einer Person am Boden. Nach kurzer Zeit der Verwirrung realisierte ich, dass dieser jemand komplett in schwarz gekleidet war. Entweder ist das 'n Emo oder ein Wannabe-Serienkiller, dachte ich. Doch mir blieb nicht viel Zeit für meinen Zynismus, denn der Emo oder Wannabe-Serienkiller sprang auf und griff erneut an. Ich bemerkte zu spät das spritzenartige Ding, das er in der Hand hatte, als ich schon ein Stechen im Arm spürte. Mir wurde schwindelig und ich merkte, wie meine Kräfte mich verließen. Einmal raffte ich mich aber noch auf und stieß unter größter Anstrengung mein Schwert durch die Brust meinen Gegners. Das metallische Klirren erklang wieder und er wurde an den Waldboden genagelt. Mir blieb allerdings nicht die Zeit, mich über meinen Sieg zu freuen. Ich kroch zu Erina. Sie atmete kaum noch. Ich legte vorsichtig meine Hände auf ihren Bauch, aus welchem am meisten Blut floss. Ein Leuchten, das von mir ausging, erhellte den Wald. Bevor ich wusste, wie es Erina oder mir erging, verließ mich mein Bewusstsein.

Ich war wieder im Wald. Er sah allerdings anders aus als sonst; es war ein Mischwald und kein Nadelwald, in dem ich mich eigentlich befinden müsste. Bevor ich mir darüber weiter Gedanken machen konnte, zogen Schritte meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich wollte mich irgendwo verstecken, konnte mich aber nicht bewegen. Als ich mich umsah, fiel mir auf, dass ich physikalisch gar nicht anwesend war. Als wäre ich in einer virtuellen Realität. Also tat ich einfach nichts und beobachtete die zwei Jungen und das Mädchen, die jetzt in mein Blickfeld traten. Das Mädchen rannte zu einem Eichhörnchen, das auf einem Baum hockte. Eine Sekunde später sah ich wieder alle drei. Einer der Jungen hatte sein Shirt hochgezogen und die andern beiden starrten auf seinen Rücken. Ich erhaschte ebenfalls einen Blick und verstand, warum die beiden so verdattert aussahen. Der Junge besaß Flügel.

Ich schlug meine Augen auf und sah mich benommen um. Das erste, das ich erblickte, war eine braune Hüttendecke. Ich sah zur Seite. Erina stand in der Miniküche und kochte etwas, was ich dem Geruch zufolge feststellen konnte.
»Durst«, war das einzige, was ich rausbrachte. Erina stand gefühlt sofort neben mir mit einem Glas Wasser in der Hand. Sie half mir, mich aufzusetzen.
»Hier«, sagte sie und drückte mir das Glas in die Hand. Dankbar nahm ich es entgegen und trank gierig.

Lost In RealityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt