Kapitel 6

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Reflexartig sah Cas auf seine Beine. Nein, es war nicht sein Blut.  Schockiert hob er den Blick wieder. Dean stand nun schief da und biss die Zähne zusammen.

"Oh verdammter Mist", entfuhr es Cas. Sofort stützte er den Blonden und ging mit ihm weiter vorwärts. Die beiden vor ihnen hatten nach Cas' Ausruf nun auch mitbekommen, dass etwas nicht stimmte und drehten sich um.

"Was ist denn passiert?", wollte Michael wissen.

"Ich hab keine Ahnung!", erwiderte Cas aufgelöst und steuerte weiter auf den Strand zu. Dort angekommen ließ Dean sich gleich in den Sand fallen, da der Schmerz offensichtlich stärker wurde. Das Blut floss aus einer tiefen Schürfwunde, die sich über seine ganze Wade erstreckte.

Nick griff nach seinem T-Shirt und band es um Deans Bein, was ihm einen Schmerzlaut entlockte. Sam stand bewegungslos und mit blassem Gesicht daneben.

"Was ist da draußen passiert", fragte Michael mit Nachdruck.

"Mein Gott, ich hab auch nichts gesehen", rief Cas verzweifelt.

"Es war kein Tier oder so", erklärte Dean schnell. "Ich hab einfach einen scharfen Felsen gestreift."

"Aber die Wunde ist ziemlich tief. Wir müssen sofort in ein Krankenhaus!" Das war Gabriels Stimme.

"Ich werde ihn zum Auto tragen", meinte Michael und sah zu Dean runter, der sich eine Hand über die Augen hielt. Das Shirt von Nick war schon stark mit Blut befleckt.

Michael rannte mit Dean auf seinem Rücken zu ihrem Wagen, die Anderen folgten ihnen hastig. Sam hatte immer noch nichts gesagt und Gabriel legte ihm beruhigend einen Arm um die Schultern. Der jüngere Winchester reichte Michael schnell die Schlüssel des Impala, damit er ihnen gleich hinterher fahren konnte.

"Hey, Dean, hältst du es noch bis zum Krankenhaus aus? Wir sind gleich da", meinte Nick und rüttelte Dean an der Schulter, um ihn wach zu halten, auch wenn das wahrscheinlich nicht nötig gewesen wäre.

Nick hielt direkt vor der Notaufnahme an. Sofort kamen ihnen drei Ärzte entgegen gelaufen. Während Dean in den Behandlungsraum gebracht wurde, mussten die Anderen draußen im Gang warten. Alle waren noch ein wenig nass und hatten sich in der Kürze nur ein T-Shirt übergezogen. Kurz darauf kam auch Michael dazu. Keiner wusste so recht, was er sagen soll. Sie saßen einfach dort und warteten. Sam machte sich immer noch große Sorgen und zitterte.

"Es wird alles gut werden", meinte Gabriel und klopfte ihm leicht auf die Schulter. "Es war nur ein Fels und dein Bruder ist doch ein starker Typ, oder?!"

Sam nickte und rang sich zu einem Lächeln. Gabriel hatte ja auch recht. Es gab schlimmeres. Dean konnte so etwas gut aushalten. Dennoch musste Sam daran denken, wie die Situation aussehen würde, wenn es nicht so harmlos ausgegangen wäre. Schnell schüttelte er den Kopf, um diese Gedanken zu verdrängen.

Nach einer Weile kam ein Arzt aus dem Zimmer. Jeder sah ihn erwartungsvoll an und der ältere Mann erklärte: "Ihr könnt beruhigt sein. Wir haben die Wunde bereits genäht. Es ist alles in Ordnung."

Die Schüler atmeten erleichtert auf. Es war wirklich Glück gewesen, dass es Dean nicht schlimmer erwischt hatte.

"Darf ich jetzt zu meinem Bruder?", fragte Sam sofort und der Arzt nickte als Antwort.

Die fünf Schüler drängten sich in das Zimmer. Zwei andere Ärzte, die gerade ihre Instrumente reinigen und wegräumen wollten, fingen an zu Grinsen.

"Ihr habt euch euren Badeausflug sicher ganz anders vorgestellt", sagte einer der Ärzte und legte Dean kurz eine Hand auf die Schulter, während Sam auf das Bett zugelaufen kam.

"Er hat uns wirklich einen Schrecken eingejagt", meinte Michael und kratzte sich am Hinterkopf.

"Ach, so was macht mir nicht viel aus", erwiderte Dean.

"Muss er hier bleiben?", fragte Sam den Arzt auf der gegenüberliegenden Seite.

"Nein", beruhigte er den Winchester. "Die Wunde hatte sich zum Glück nicht entzündet. Er darf schon nach Hause gehen. Aber...", meinte er und wandte sich wieder an Dean. "Du darfst es noch nicht übertreiben, es sei denn du willst wieder hier landen."

Nachdem alles weitere besprochen war, machten sich die Jungs wieder auf den Heimweg. Dean und Sam beschlossen, noch eine Nacht bei den Novaks zu bleiben.

"Jetzt muss ich mit dieser großen, hässlichen Narbe rum laufen", seufzte Dean, während er den Verband um seine Wade betrachtete. "Und wenn dann Dad wieder nach Hause kommt..."

Cas warf Dean einen mitfühlenden Blick zu. Wie eine besorgte Mutter bat er ihn, sich auf das Sofa zu setzen. Dean erklärte, dass es ihm gut ginge, schließlich war er auch in der Lage gewesen, die Treppe ohne Hilfe hoch zu gehen. Er gab sich dann aber doch geschlagen, setzte sich auf die schwarze Ledercouch und schaltete den Fernseher ein. Sam und Gabriel spielten währenddessen auf dem Boden ein paar Runden Karten. Cas ging rüber in die Küche. Er hatte die Anderen gar nicht erst gefragt, was sie essen wollen, da sie sowieso nur noch eine Packung Nudeln da hatten. Michael und Nick hatten sich auf den Weg in die Innenstadt gemacht, um zu zweit essen zu gehen. So hatten sie es ihnen auch mitgeteilt, nachdem Dean eh schon hinter ihr Geheimnis gekommen war.

Cas zuckte zusammen, als er Gabriel im Wohnzimmer schreien hörte und lugte mit dem dampfenden Kochtopf in den Händen ins Nebenzimmer. Belustigt verdrehte er die Augen, als er erkannte, dass Gabriel sich nur aufgeregte, weil er nun mit Sam um seine Snacks spielte und verloren hatte.

Als er die Jungs zum Essen holen wollte, saßen auch Sam und Gabriel auf der Couch. Dean war kurz davor einzuschlafen und Cas stellte sich neben ihn. Sein Blick wurde weich. Er konnte Dean echt gut verstehen. Es war klar, dass er nach der ganzen Aufregung heute total erschöpft sein musste.

Dean blickte fragend zu Cas hoch, als er ihm eine Hand auf die Schulter legte. Sam und Gabriel waren gerade aufgestanden und schon in die Küche gewandert.

"Tut es weh?", fragte Cas leise, während Dean sein verletztes Bein von der Couch hob.

"Nein, es ist in Ordnung", war die Antwort, bevor die beiden ebenfalls in das andere Zimmer gingen und sich zu anderen beiden an den Tisch setzten.

When I met you [Destiel, Sabriel, Michifer]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt