8. Türchen

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Am nächsten Morgen erhielt ich eine SMS von Niko, der sich beschwerte, dass ihn nicht mehr angerufen hatte. Ich hatte es einfach vergessen. Deshalb holte ich das schnell nach der Schule nach.

"Hi Niko", sagte ich und ließ mich auf meinem Bett nieder. Den Rucksack ließ ich einfach auf den Boden fallen.

"Hallo Hanna", sagte er.

Er klang nicht eingeschnappt. Trotzdem erklärte ich ihm kurz, warum ich ihn nicht schon eher angerufen hatte.

"Es ist kein Problem", erwiderte er. "Ich war sowieso mit Janine unterwegs und da wäre das etwas unpassend gewesen."

Ich war erleichtert. "Okay, gut. Also was willst du wissen?"

"Alles."

Also erzählte ich ihm alles, was ich schon Elsa und Mia erzählt hatte. Es fiel mir diesmal leichter, was vermutlich daran lag, dass ich Niko nicht anschauen musste.

"Was ein Schleimer", sagte Niko, doch ich wusste, dass er es nicht so meinte. "Und sonst ist auch alles gut gegangen?"

"Ja?", sagte ich verwirrt.

"Ich frage ja nur", antwortete Niko.

Jetzt verstand ich, worauf er hinauswollte. "Niko! Ich schlafe doch nicht einfach so mit einem Typen!"

"Also, als ich Janine kennengelernt habe-", fing Niko an, doch ich unterbrach ihn schnell.

"Ja, ja, schon verstanden. Das reicht mir schon an Information", sagte ich.

Niko lachte. "Okay. Mehr hätte ich aber auch nicht gesagt."

Da war ich mir nicht so sicher. Er hatte mir schon ganz andere Dinge erzählt, die ich niemals vergessen würde.

"Okay, ich muss auflegen", sagte Niko.

"Dann bis bald", sagte ich und hörte kurz darauf das Tuten; er hatte aufgelegt.

Ich ließ mich rückwärts fallen und starrte an die Decke. Wie konnte es sein, dass mir ein Typ, den ich gerade einmal ein paar Tage kannte, so sehr den Kopf verdrehte? Ich war wahrscheinlich einfach unglaublich naiv und leicht zu beeindrucken. Ich wusste nicht einmal, wann er Geburtstag hatte.

Mein Handy piepte. Eine Nachricht von Tom.

Wie wär's? Hast du heute Zeit?

Ich warf einen Blick auf die Uhr und dann aus dem Fenster.

Ist es nicht schon zu dunkel, um Autofahren zu üben?

Es dauerte gerade einmal fünf Minuten, bis Tom antwortete.

Ja, aber du kannst ja trotzdem vorbeikommen. Dann könnten wir Plätzchen backen.

Mein Herz schlug augenblicklich schneller. Ich hatte zwar schon gestern Plätzchen gebacken, doch meine Philosophie war, dass man nie genug Kekse haben konnte, also stimmte ich zu. Nach einem Blick in den Spiegel schrieb ich ihm, dass ich erst in etwa einer Dreiviertelstunde kommen konnte. Ich sah einfach fürchterlich aus.

"Papa", rief ich, als ich schließlich die Treppen runterstürmte. "Könntest du mich zu dieser Adresse fahren?"

Ich hielt ihm mein Handy unter die Nase und sah ihn bittend an. Mein Vater seufzte und stand auf.

"Danke!" Ich umarmte ihn, bevor ich ihn zur Tür schob. Ich war schon zu spät dran.

.

"Ich gehe mal davon aus, dass du schon einmal Vanillekipferl gebacken hast", sagte Tom, als wir in der Küche standen. Wir trugen beide lächerlich aussehende Schürzen, die Tom aufgetrieben hatte. Seine Eltern waren nicht Zuhause, weshalb es keine Vorstellrunde gegeben hatte. Ich hätte mich sowieso nur blamiert.

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