6.3 (Gabriel)

35 4 0
                                    

Ich sah zu Anne und dann wieder zurück zu Julia, die mich unschuldig ansah.

"Wir wurden von Vampiren angegriffen." Mir bliebt der Mund offen stehen, als sie das sagte.

"Vampire, mitten in der Stadt? Warum hast du mich nicht gerufen?", fragte ich Julia leicht sauer. Sie verdrehte die Augen und seufzte.

"Dazu war keine Zeit. Ich habe die Vermutung, dass sie eher zufällig auf uns gestoßen sind.", versuchte sie mir zu erklären.

"Wie kommst du darauf?" Julia zeigt mit dem Kopf auf Anne, die ohnmächtig auf der Bank lag. "Weil ein Mensch dabei war und ich denke, sie wollen unsere Welt genauso geheim halten wie wir.", sagte sie zu mir. Julia reichte mir mein Schwert und ich nahm es ihr ab. "Und das Ding, war auf einmal da.", erklärte sie mir. Ich schloss kurz die Augen und atmete tief ein. "Weiß sie, was du oder besser gesagt wir sind?"

"Ja, gezwungener maßen. Bevor du jetzt an die Decke gehst. Ich wollte sie beschützen, mehr nicht." Ich schüttelte seufzend den Kopf und überlegte, was nun zu tun war. Nicht alle aus dem Hohen Rat war heute zur Versammlung gekommen, doch jetzt brauchte ich sie. Ich winkte Artemis und Aramo zu mir, ließ Julia dabei aber nicht aus den Augen.

"Artemis, du bringst Anne runter in die Bibliothek. Aramo, du ruft die anderen zusammen und mir ist egal wo sie gerade sind." Die beiden verneigten sich vor mir und taten, was ich ihnen aufgetragen hatte. Julia sah mich mit großen Augen an. "Du willst Anne bestrafen, für was, für das sie nichts kann?", fuhr sie mich an.

"Was? Nein. Aber wenn du das willst, kann ich sie gerne hier liegen lassen. Außerdem hätten wir es ihr früher oder später eh sagen müssen. So und jetzt komm, die anderen warten schon auf uns.", beruhigte ich sie. Wir gingen zusammen runter in die Bibliothek, wo sich Julias Schwestern um Anne kümmerten. Anne saß immer noch etwas leicht benommen auf dem Sofa und nippte an einem Glas Wasser. Ich ging zu ihr und setzte mich neben sie. "Anne, was du heute gesehen hast, darfst du niemanden erzählen. Nicht einmal deinem Verlobten unsere Welt hängt davon ab."

"Was für eine Welt und was seid ihr? Ich verstehe jetzt gar nichts mehr. Wo bin ich hier überhaupt?"

Ich legte meine Arme auf meine Knie und stützte mich darauf. Ich erzählte ihr alles, was wir waren und was unsere Aufgabe war. Anne hörte mir aufmerksam zu und stellte hier und da eine Frage und blickte Julia, Yasmin und Sarah abwechselnd an. Ich sah ihr an, das sie eine Frage auf dem Herzen hatte, doch sie traute sich nicht zu fragen.

"Ja, wir trinken Blut. Aber nicht so wie du es denkst." Sie sah mich mit großen Augen an.

"Woher weißt du, was ich gedacht habe? Ach, warum frag ich noch. Mich kann gerade nichts mehr schocken.", sagte Anne und ließ sich zurück fallen.

Die Tür flog auf und Aramo trat zusammen mit den restlichen Ratsmitgliedern herein. Ein mürrischer Julius kam auf mich zu.

"Was soll das? Was hat Anne hier zu suchen?", fragte er mich. Ich stand auf und gab Anne zu verstehen kurz aus dem Raum zu gehen.

"Julius, bevor du an die Decke gehst. Es gibt einen Grund, warum sie hier ist.", versuchte ich ihn zu erklären, doch er wehrte ab.

"Sie ist ein Mensch, Gabriel und diese haben hier nichts zu suchen! Es sei denn, es sind Hexen!", fauchte er mich an. Ich spürte, wie die Wut in mir hoch kam und knurrte ihn an. "Sie ist ein Mensch, der dabei zu gesehen hat, wie Julia von Vampiren angegriffen worden ist. Es ließ sich leider nicht vermeiden, dass sie unser kleines Geheimnis entdeckt hat. Also bleib auf dem Teppich, ok?"

"Ich soll auf dem Teppich bleiben? Unsere Welt wäre fast aufgeflogen, nur weil so ein paar hirnverbrannte Vampire mitten auf der Straße einen Menschen und einen von uns angegriffen haben.", fuhr er mich an.

Krieger des Lichts   Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt