Kapitel 1

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„Sehr geehrte Fluggäste, wir beginnen nun mit dem Landeanflug auf New York. Wir möchten Sie bitten die Sicherheitsgurte anzulegen. Bitte bringen Sie Ihren Sitz in eine aufrechte Sitzposition und klappen Sie den Tisch hoch", erklang die freundliche Stimme der Stewardess aus den Lautsprechern im Flugzeug. Ich klappte mein Buch zu und packte es in meine Tasche, die im Fußraum stand. Ich setzte mich wieder aufrecht auf den Sitz und legte den Sicherheitsgurt an, so wie die Stewardess es gesagt hatte.

„Entschuldigen Sie Sir, Sie müssen Ihren Sicherheitsgurt anlegen", hörte ich die Stewardess zu jemanden in der Sitzreihe hinter mir sagen.

„Oh natürlich. Entschuldigen Sie bitte. Das Buch war gerade sehr spannend",antwortete ihr eine männliche samtene Stimme. Sie löste in mir einen wolligen Schauer aus. Nur zu gerne wollte ich wissen, wie dieser Mann aussah, dem diese Stimme gehörte. Doch da mein Sitznachbar, ein Mann im mittleren Alter, sich sehr breit machte und mit seiner Schulter mir die Sicht durch den Spalt der Sitze versperrte, blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten, bis die Maschine gelandet war und wir ausstiegen. Es nervte mich schon den ganzen Flug über, dass ich so wenig Platz hatte, aber ich wollte es doch genauso haben. Meine Eltern wollten mir ein Ticket für die Business-Class kaufen, aber ich wollte viel lieber normal in der Economy-Class fliegen, denn ich brauchte diesen Luxus nicht. Es waren nur ungefähr zweieinhalb Stunden, die ich von Orlando bis New York flog. Diese kurze Zeit konnte ich auch mit einer Standardausstattung im Flugzeug überstehen. Abgesehen davon hätte ich dann auch nicht diese wundervolle männliche Stimme gehört, von der ich mich fragte, wie wohl der Besitzer dieser Stimme aussah. Ich seufzte leise, sah aus dem Fenster und schaute dem Flugzeug beim Landen zu. New York war seit vier Jahren meine neue Heimat. Ich studierte an der Privatuniversität Design and Arts Mediendesign und war für dieses Studium nach New York gezogen. Zur Zeit waren Semesterferien. Gut sie waren heute zu Ende, denn morgen begann das neue Semester. Meine Ferien hatte ich in Orlando bei meinen Eltern verbracht. Naja eher in meinem Elternhaus, denn meine Eltern waren die meiste Zeit nicht Zuhause gewesen. Ich kannte es nicht anders. Meine Eltern waren beruflich sehr eingespannt und hatten schon immer wenig Zeit für mich. Mein Vater besaß eine Baufirma in der meine Mutter, die Rechtsanwältin von Beruf war, in der Rechtsabteilung arbeitete. Da die Firma landesweit Aufträge bekam, waren meine Eltern oft auf Geschäftsreisen, um Bauaufträge zu besprechen und Verträge abzuschließen. Bis zu meinem Highschoolabschluss war ich sehr oft bei meinen Großeltern, die ebenfalls in Orlando gelebt hatten. Sie hatten sich, in den Zeiten, in denen meine Eltern auf Geschäftsreisen gewesen waren, um mich gekümmert. Nun waren meine Großeltern im Himmel. Beide waren sie letztes Jahr gestorben. Meine Großmutter hatte Darmkrebs gehabt und mein Großvater war nur ein halbes Jahr später, nachdem meine Großmutter von uns gegangen war, an einem Herzinfarkt gestorben. Ich vermisste sie sehr. Sie waren die besten Großeltern gewesen, die sich ein Kind wünschen konnte. Sie taten alles, damit es mir gut ging und um mich glücklich zu machen, denn ich war oft sehr traurig gewesen, dass meine Eltern kaum Zeit für mich hatten. Dafür war ich meinen Großeltern sehr dankbar. Ich wusste, dass meine Eltern so viel arbeiteten, um sich und für mich ein schönes und sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Ich fände es allerdings schöner, wenn sie nicht so viel arbeiten würden und dafür mehr Zeit für mich hätten. Lieber hätte ich weniger Geld zur Verfügung, dafür aber mehr gemeinsame Zeit mit meinen Eltern.


Das Flugzeug war gelandet und die Leute begannen eilig ihre Sachen aus den Gepäckablagen zunehmen. Anschließend drängten sie aus dem Flugzeug. Ich blieb noch etwas sitzen, denn ich hatte keine Lust mich mit ins Gedränge zu stürzen. Ich schaute zu, wie die Leute aus dem Flugzeug eilten, als ob sie Angst hätten nicht herauszukommen. Dabei wurde gedrängt, geschubst und gemeckert, wenn es den Leuten nicht schnell genug ging. Nebenbei schaltete ich mein Handy wieder ein, welches ich während des Fluges ausgeschaltet hatte. Langsam leerte sich das Flugzeug. Ich löste den Sicherheitsgurt, nahm meine Tasche und stand auf. Zum Glück war der Mann, der neben mir gesessen hatte, bereits gegangen und so konnte ich die Sitzreihe verlassen. Ich öffnete die Klappe, der Gepäckablage und versuchte meinen Trolli dort herauszuholen.

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