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Taddl

Räuspernd lockerte ich meine blau-grau gestreifte Krawatte und trank einen Schluck Wasser aus dem Glas, das seit zwei Stunden unberührt vor mir gestanden hatte. Die Luft war stickig geworden und kratzte wie verrückt in meinem Hals.

Mein Blick schweifte durch den Raum, über die verschiedenen Gesichter, manche gelangweilt, andere hochkonzentriert und fleißig am Mitschreiben. Von jung bis alt, dick oder dünn, die verschiedensten Männer saßen hier an dem riesigen Tisch aus dunklem Holz, aber wir alle hatten etwas gemeinsam: Bodyguards.

Aber nicht die gewöhnlichen Bodyguards, nein. Wir waren wie die Elite der Bodyguards, wir arbeiteten eng mit dem FBI zusammen und wurden oftmals nicht nur angestellt, um jemanden zu beschützen, sondern um gleichzeitig herauszufinden, wer Attentate ausübte, was hinter den Verfolgern steckte, vor denen wir Klienten beschützen sollten. Wir hatten alle ein kleines Stückchen Detektiv in unserem Inneren.

In den vergangenen Monaten war viel passiert und es hatte sich so ziemlich alles für mich auf den Kopf gestellt. An manchen Abenden war ich stolz auf mich, dass ich es geschafft hatte aufzusteigen und den Menschen, die nie an mich geglaubt hatten, zu zeigen, dass ich es konnte! Aber an manchen Tagen hatte ich das Gefühl, ich trug zu viel Arbeit mit mir herum, es war teilweise als würde eine Last auf meine Schultern drücken, die mich immer mehr runterzog.

Es war noch nie einfach gewesen Bodyguard zu sein und noch weniger einfach ist es, wenn man gleichzeitig auch noch ein Rätsel lösen muss, bei dem selbst dem FBI Chef der Kopf raucht. Freizeit? Daran hatte ich in den letzten Wochen nicht einmal denken können. Wenn ich nicht selbst aktiv als Bodyguard war und jemanden beschützen musste, saß ich im Büro zwischen einem Meer aus Papieren, Dokumenten und möglichen Beweismitteln. Um mich herum ein Dutzend anderer Menschen, die alle durcheinander redeten und mögliche Theorien vor sich hin brabbelten, dann ein hin- und her schieben der Blätter, man malte Pfeile und Striche auf und schon gingen die Überlegungen weiter.

Es war anstrengend, sowohl körperlich als auch geistig. Aber ich liebte es. Das Rätseln, Suchen nach Beweisen oder Spuren, der körperliche Einsatz. Ich mochte meinen Job noch mehr, als vor zwei Jahren und trotzdem war ich erleichtert, dass ich ab heute erst einmal eine Woche verdienten Urlaub hatte, nach durchgearbeiteten 9 Monaten. Wahrscheinlich würde in ein paar Tagen sowieso ein Anruf vom Büro kommen, dass man meine Hilfe brauchen würde und schon wäre ich trotz Urlaub wieder mit Arbeit beschäftigt.

Meetings wie heute waren keine Seltenheit. Unser Chef trommelte gelegentlich alle zusammen um uns auf den neusten Stand zu bringen oder wichtige Sachen zu besprechen. Regel Nummer Eins war wie immer: alles war top secret. Was in diesem Gebäude besprochen oder herausgefunden wurde, musste auch hier bleiben. Es war schon ein paar Mal passiert, dass Mitarbeiter Abmahnungen erhalten hatten, da sie vertraulichen Informationen überall herum geplappert hatten, was in diesem Job ein absolutes No Go war, die Arbeit aber noch schwieriger machte, da man alles mit sich selber herumtragen musste und sich niemandem anvertrauen konnte.

„ .. unter keinen Umständen etwas nach außen gelangen! Ich vertraue auf Ihre präzise Arbeit und wünsche mir keine Beschwerden!" Mit einem Klatschen knallte der Papierstapel auf den Tisch, den unser Vorsitzender gerade eben noch in der Hand gehalten hatte. Streng sah er jedem einzelnen von uns in die Augen und ich hatte das Gefühl, er wollte mit seinem Blick Löcher in unsere Gesichter brennen.

"Meine Herren", schrie er schon fast in die große Runde aus ungefähr 40 Leuten, "an die Arbeit!" Lautes Gemurmle und das Zurückschieben von Stühlen wurde hörbar, jeder fing an sich seine Jacke anzuziehen und verschwand nach und nach mit einer kleinen Aktentasche aus dem großen Raum. Es dauerte nicht lang, bis fast alle weg waren und ich schließlich alleine mit unserem Chef, Dennis, war. Ohne Hektik zog ich meinen Mantel an und schob meine gekritzelten Notizen in die Jackentasche. Meine Autoschlüssel klimperten und ich hörte mein Bett schon förmlich für die nächsten Tage nach mir rufen.

Back To You | Bodyguard 2.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt