Obwohl ich sonst immer nur sehr schlecht und langsam aus dem Bett kam, war ich diesmal schnell aufgestanden und mit meinen Klamotten ins Bad gerannt, als der Wecker klingelte. Tom murrte und drehte sich auf die andere Seite. Ich beschloss, ihn schlafen zu lassen, bis ich geduscht, gewaschen und angezogen war.
Nach zwanzig Minuten war ich bereits fertig und wollte Tom wecken, der jedoch schon wach auf dem Sofa saß.
"Morgen", nuschelte Tom und guckte mich verschlafen an. Seine Haare waren durcheinander und zerzaust, was ihn aber nicht zu kümmern schon. Ich war nur froh, dass ich schon im Bad gewesen war und nicht mehr wie ein Monster aussah.
"Morgen", antwortete ich und räumte meine Klamotten in meinen Rucksack.
"Ich hole dich von der Schule ab. Dann musst du nicht zwei Rucksäcke mitnehmen", meinte Tom mit einem Blick auf meine Rucksäcke.
Ich nickte leicht. "Ich decke schon mal den Tisch, dann kannst du dich in Ruhe fertig machen."
"Du musst doch nicht für mich in meinem Zuhause den Tisch decken!", protestierte Tom, doch ich schnitt ihm das Wort ab: "Oh doch. Ich habe in deinem Bett geschlafen und diesmal stimmst du meinem Kompromiss zu."
"Na gut", sagte er und fügte noch schnell hinzu: "Aber nur dieses eine Mal!"
Ich schüttelte belustigt den Kopf und machte mich auf den Weg in die Küche. Es dauerte nicht lange, bis ich einen Überblick über die Küche hatte. Sie war sehr übersichtlich und schlicht, was mir sehr half. Ich fand sogar Orangensaft und schnitt ein wenig Obst. Dadurch, dass Tom mich fahren würde, hatte ich viel Zeit dafür. Normalerweise hetzte ich mich jeden Morgen.
"Wow", sagte Tom, als er sich zu mir an den kleinen Tisch in der Küche setzte. Seine Haare waren noch nass und hinterließen dort dunkelgraue Flecken auf seinem Pulli, wo sich das Wasser zu einem Tropfen bildete und heruntertropfte.
"Ich nehme das mal als Kompliment", erwiderte ich und bestrich mein Brot mit Nutella. Auch Tom begann zu essen und es wurde still. Nach dem Frühstück half Tom mir beim Abräumen und wischte sogar den Tisch ab.
"Wann hast du überhaupt Schulschluss?", fragte Tom, als wir in seinem Auto saßen.
"Um Zwei", antwortete ich.
Er verzog das Gesicht. "Mist. Dann kann ich dich doch nicht abholen. Ich habe bis drei Uhr Schule. Aber ich bringe dir deine Sachen später vorbei."
"Danke", sagte ich und sah aus dem Fenster. Heute regnete es und ich beobachtete, wie sich die Tropfen auf der Scheibe einen Wettkampf lieferten. Der rechte gewann.
"Dann bis nachher", sagte er, beugte sich über die Mittelkonsole und küsste mich auf die Wange.
"Bis nachher", wiederholte ich und fühlte das Blut in meinen Wangen. Ich stieg aus und winkte ihm. Dann wandte ich mich zum Tor um und sah, wie Elsa und Mia mich breit angrinsten. Das konnte ja was werden.
"Hi", begrüßte ich sie.
"Er hat dich auf die Wange geküsst!", quietschte Mia in mein Ohr, als wir uns zur Begrüßung umarmten.
"Haben wir etwas verpasst?", fragte Elsa neugierig.
Ich schüttelte grinsend den Kopf. "Nein, ich habe nur bei ihm übernachtet."
Bevor ich weiter reden konnte, unterbrach mich Mia: "In einem Bett?" Sie wackelte mit den Augenbrauen.
"Natürlich nicht. Er auf seinem Sofa und ich in seinem Bett", sagte ich und verdrehte die Augen.
"Und mehr ist nicht passiert?", fragte Elsa nach.
"Nein", sagte ich und begann auf die Tür des Hauptgebäudes zuzulaufen. Ich erzählte ihnen noch von dem Streit, wer wo schlafen sollte, und davon, dass er gekocht hatte. Danach lenkte ich geschickt von mir ab, indem ich Mia nach Luca fragte.
Sie wurde sofort rot. "Nichts. Wirklich. Er hat nur gesagt, dass wir so etwas nochmal wiederholen könnten. Gerne auch zu zweit."
"Also ein Date", meinte ich grinsend.
Sie nickte und starrte dann an mir vorbei. "Oh, scheiße. Da steht Luca. Was mache ich jetzt?"
"Dich normal verhalten?", schlug Elsa vor und öffnete ihren Spind. Ich öffnete ebenfalls meinen Spind und bedeutete Mia dasgleiche zu tun, damit sie Luca nicht weiterhin wie ein verschrecktes Kaninchen anstarrte.
Doch es schien so, als sei Mia zum Tollpatsch mutiert. Es fiel dreimal etwas aus dem Spind heraus und zweimal knallte es laut.
"Was machst du da?", zischte ich ihr zu.
"Ich bin nervös", lautete die Antwort. Sie schlug den Spind zu und klemmte sich den Finger ein. Lautlos schrie sie auf und hielt sich den Finger.
"Was ist noch passiert?", fragte Elsa, die mal wieder den besseren Durchblick als ich hatte.
"Wir haben uns geküsst", flüsterte Mia und sah uns nicht an. Stattdessen sah sie betreten auf den Boden. "Gott, ich bin echt eine Schlampe. Werfe mich einfach an einen Typen ran mit dem ich gerade einmal ein Date hatte und das nicht zu zweit, sondern gleich zu sechst!"
"Du bist keine Schlampe", widersprach ich sofort. "Und Luca sieht das bestimmt auch so."
"Außerdem stehst du doch schon länger auf ihn. Es war nur ein Kuss, was ist schon dabei?", fügte Elsa hinzu und lächelte Mia aufmunternd an.
"Was ist denn hier los? Ihr macht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter", sagte Luca, der hinter Mia aufgetaucht war und seinen Arm um ihre Schultern legte. Peinlich berührt errötete Mia und wagte es nicht, ihn anzusehen.
"Wir müssen jetzt zu Deutsch bei Frau Heiden", antwortete ich und zog Elsa am Ärmel mit mir mit.
"Das erklärt einiges", meinte Luca lachend. Ich grinste kurz, warf Mia einen aufmunternden Blick zu und betrat dann die Treppen.
"Mia hat doch mit uns Deutsch", sagte Elsa verwirrt.
"Ja, aber sie braucht Zeit, um sich mit Luca auszusprechen. Und wenn nicht jetzt, wann dann? Von alleine tut sie das nicht", antwortete ich.
Elsa schwieg einen Moment, dann sagte sie: "Wenn du bei Tom übernachtet hast, wo sind dann deine Klamotten?"
"Bei Tom. Er bringt sie mir nachher vorbei", erwiderte ich.
"Macht Sinn", meinte Elsa.
Wir betraten den Raum. Noch war keiner da und so konnten wir die Ruhe vor dem Sturm noch genießen.
Ich dachte an Tom und daran, wie er heute morgen ausgesehen hatte. Ich fand es unfair, dass er schon süß und gut ausgesehen hatte, obwohl er gerade erst wach geworden war. Wenn ich aufstand, sah ich aus wie Gollum.
Ich fand, das Schönste an ihm waren seine Augen. Natürlich sah der Rest auch gut aus, doch seine Augen waren unglaublich. Ich liebte die Farbe. Sie erinnerte mich an geschmolzene Schokolade, die man zum Verzieren für Plätzchen verwendete.
"Du bist echt verknallt", hörte ich Elsa murmeln, doch das nahm ich nur mit einem Schulterzucken und Lächeln zur Kenntnis.
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Winter Wonderland (Adventskalender)
Teen FictionVolle Läden, verbrannte Plätzchen, purer Stress. Das waren die drei Gründe, wieso Hanna die Weihnachtszeit nie genießen konnte. So ist es auch dieses Jahr. Nur dieses Mal kommt es noch viel schlimmer. Sie muss auf einen Weihnachtsmarkt! Und als wär...