24.12

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"Heute ist Weihnachten", sagt mir der Küchenkalender.  Allerdings sagt mir Terminkalender da  etwas ganz anderes. Heute Abend muss nämlich der Beitrag für die "Color" fertig sein und alles was ich bis jetzt für diesen habe sind Gewissensbisse. Ich habe noch nicht einmal damit angefangen, was sich aber nun schleunigst ändern muss. Weihnachten muss sich somit noch etwas gedulden. Um es zumindest etwas weihnachtlicher als in meiner unbeschmückten Zwei-Zimmer-Wohnung zu haben, kann ich ja wenigstens im Cafe gegenüber an meinem Werk arbeiten. Dort riecht es nämlich immer so lecker und zudem hat sich dort noch nie jemand beschwert, dass meine bis jetzt einzige Begleitung im Cafe immer nur mein Macbook gewesen ist. Heute also wohl sicher auch nicht.

Ich bin so oft in diesem Cafe, dass ich nicht einmal noch extra an die Theke muss um zu sagen  was ich gerne haben würde. Kein Stück Kuchen und auch kein Muffin aus der Theke kann mein geliebtes Erdbeertörtchen ersetzen. Dafür sind die einfach viel zu lecker.
"Danke", entgegne ich der jungen Dame, die mir mein Törtchen und einen Latte Macchiato an den Tisch bringt. 

In meinem Beitrag geht es um die Frage warum es schöner ist Weihnachten nicht alleine zu verbringen, aber um ehrlich zu sein, habe ich keinen blassen Schimmer was ich dazu schreiben könnte. Klar, sollte dort aufgarkeinenfall irgendetwas negatives stehen, das is mit klar, nur was meine Persöhnlichkeit betrifft feiere ich Weihnachten amliebsten garnicht. Ich bin weder gläubig noch verbringe ich gerne Zeit mit meiner Familie. Ich korriegiere: Ich verbringe garkeine Zeit mit meiner Familie und sowieso sollte man , wenn man jemanden unbedingt etwas schenken möchte es doch einfach machen, anstatt darauf zu warten, dass es der 24.Dezember wird. Und mit meinen nicht mals eine handvoller Freunden mache ich nur mal selten was.
Nun ja, jedem das seinem. Ich muss ja sowieso Niemanden was schenken und mehr als ein kleines Präsent von meinem Chef bekomme ich sowieso nicht. Höchstens noch vielleicht etwas von meinem guten Freund Derek, aber damit wars es dann auch wirklich schon.
Was aber nun wieder meinen Beitrag betrifft ist es schon ziemlich praktisch, dass Larry Page und Sergey Brin irgendwann Mal Google gegründet haben. Dort werde ich bestimmt etwas passendes für meinen Beitrag finden können.

Kurz bevor der Laden schließt, schließe ich mit meinen Beitrag ab. Ich habe es doch tatsächlich geschafft etwas passendes zu finden. Vielen Dank Larry Page und Sergey Brin für eure Unterstützung!
Nun muss ich den Beitrag nur noch Zuhause abschicken und kann mich dann auf ein schönes heißes Bad freuen. Ohne egoistisch zu klingen, aber das habe ich mir wirklich verdient.
Ich klappe also den Laptop zu und krame in der Tasche nach meinen Hausschlüssel, der sich wie immer nicht dort befindet... was!? NICHT!? Okok Juliett, beruhig dich! Das geht schon. Du brauchst nicht sofort wie ein Ballon zu platzen. Du kramst einfach ganz gelassen weiter in deiner Tasche und findest ihn direkt.
Oder auch nicht.
Verdammt.

Gott sei Dank bin ich die letzte Kundin und kann mit dem Gedanken leben von Niemanden blöd angeschaut zu werden. Außer vielleicht von dem Besitzer des Ladens der gerade mein dreckiges Geschirr von meinem Tisch abräumt. "Ist alles okay bei ihnen?", fragt er. Oh Nein. "Sie können mich gerne duzen, so alt bin ich nämlich noch garnicht", entgegne ich unpassend auf seine Frage. "Und du kannst mich so nennen wie es auf meinem Schild steht", reagiert er belustigt. "Gut Martin, mach ich". "Ist denn nun alles okay bei dir?", wiederholt Martin seine Frage. "Ich kann meinen Hausschlüssel nicht finden", erkläre ich ihm. Ich glaube man sieht mir an, dass ich gerade sehr nervös und zugleich ziemlich aufgebracht bin. "Wartet gerade jemand auf dich?", will er dann warum auch immer wissen. "Nein, höchstens mein Chef auf meinen Beitrag für die Color", gebe ich von mir. Ohne dazu etwas zu sagen geht er.
Danke für Nichts? 

Aufgebracht wühle ich weiter durch meine Tasche. Das kann doch echt nicht wahr sein. Martin, der bis gerade in der Küche gewesen ist, geht nun zur Ladentür und dreht das Öffnungsschild auf "Geschlossen" um. Schon verstanden, ich gehe ja jetzt schon. Manchmal sagen Taten doch mehr als Worte, doch vielleicht sollte sich dieser Martin mal darum Gedanken machen, dass sowas sehr unhöflich und auch etwas verletzend sein kann.
Ich bin gerade dabei aufzustehen, als Martin mich mit einem "Nein Nein, du kannst ruhig sitzen bleiben", aufhält. Verunsichert setze ich mich wieder. Er geht zur Kaffeemaschiene rüber und macht sich einen Latte Macchiato und einen Koffein freien Kaffee. Daraufhin kommt Martin wieder an meinen Tisch und stellt die Getränke ab. Er  geht aber wieder zurück zur Kuche und kommt wieder mit ein paar Keksen aus der Küche, die wohl von heute übrig geblieben sind. Ohne was zu sagen, setzt er sich dann gegenüber von mir hin. "Der geht aufs Haus", sagt er und nippt einen Schluck aus seiner Tasse. "Danke", murmele ich. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und genieße einen Schluck aus meinem Macchiato. Schon lange nicht mehr musste ich etwas mal nicht selber bezahlen. "Die Color also..", scheint Martin als Gesprächsthema anzufangen. "Ist ein kleiner Nebenjob. Ich mag es zu schreiben", erzähle ich. "Schön, wenn man das machen kann, was einem gefällt", sagt er. "Ja das stimmt", nicke ich.

Daraufhin erzählt mir Martin, dass er schon seit klein auf an den Traum hat einen Laden wie diesen hier zu schmeißen. Seinen Vater hatte mal dieses Lokal hiergehört, doch der ist letztes Jahr an Krebs gestorben worauf Martin dann den Laden übernommen hat und das obwohl er das nötige Geld dazu zuerst nicht hatte. So wie es die Welt wollte, lief aber der Laden von Anfang an  fantastisch wodurch er sehr schnell seine Schulden loswerden konnte und macht heute sogar einen guten Profit daraus. "Ich gehe dann mal", ruft eine weibliche Stimme aus der Küche und unterbricht dabei das Ende seiner Rückblendegeschichte. "Mach das, einen schönen Abend noch Glayds", ruft Martin ihr hinterher und dreht sich daraufhin wieder zurück zu mir. Eigentlich sollte ich mich darum kümmern den Beitrag endlich abzuschicken oder meinen Hausschlüssel zu suchen. Erneut wühle ich in der Tasche herum. Dieses mal krame ich sogar mehr oder weniger meine Sachen heraus. Mein Fußdeo und Notfalltampons muss ich ja jetzt nicht unbedingt auf den Tisch stellen. Und trotzdem bleibe ich erfolglos. "Was ist mit deiner Jackentasche?", versucht Martin zu helfen. "Nein, der Schlüssel ist da nicht", sage ich und merke dabei, dass er es wohl ist. Hoppla. Ich kann mir das Grinsen nicht verkneifen, als ich dann meinen geliebten Hausschlüssel wieder in den Händen halte und  ihn auf den Tisch auf den Tisch legen kann. "Wow..", grinst Martin. Insgeheim fragt er sich gerade bestimmt wie blöd ein Mensch eigentlich sein kann. "Gegenfrage, wartet denn gerade jemand auf dich?", hinterfrage ich um von meiner Dummheit abzulenken. Er schüttelt den Kopf. "Kein Weihnachten? Keine Beschehrung? Keine verschwendete Zeit mit der Familie oder Freunden? Kein..." Martin unterbricht mich. "So wie es jetzt gerade ist, ist es  doch gut so. Der Laden läuft gut, es schneit , mein Hund ist gesund & ich verbringe den Augenblick mit einer sehr netten Person. Mehr Weihnachten könnte es doch gerade garnicht sein", erläutert er. Warte mal, meinte er gerade mit "einer sehr netten Person" mich? "Oder nicht?", fragt Martin verunsichert. "Oh, ja! Natürlich", stottere ich. "Du hast natürlich komplett Recht", füge ich noch hinzu um mehr danach zu klingen, dass ich nicht abgelenkt bin. Natürlich hat er das wirklich. Doch jetzt wo ich an seine Worte von gerade denke, wird mir klar, dass ich meinen Beitrag eigentlich viel schneller hätte fertig haben können, da es doch viel simpler ist ihn zu schreiben, als ich mich damit getan habe. Es ist kein muss sein Weihnachten mit Familien oder Freunden zu verbringen, wenn diese einem nicht passen. Viel wichtiger ist es, Weihachten mit den Menschen zu verbringen die dir den Tag wirklich verschönen. Wenn es wie bei mir nicht die Familie oder Freunde sind, dann heißt es noch lange nicht, dass man ihn alleine in seiner öden Zwei-Zimmer-Wohnung verbringen muss. Nun ja, dann verbringt man eben seinen Weihnachtsabend mit irgendeinem Martin aus dem Cafe , dass in der Nähe liegt. Um ehrlich zu sein ist ganz nett hier. Ebenso kommt es nicht darauf an, wer dir was gekauft und dann geschenkt hat. Es ist doch schon Geschenk genug , wenn jemand zum Beispiel wie Martin mir, seine Aufmerksamkeit zu schenkt. Wie kann mir sowas nicht schon viel vorher in den Sinn gekommen sein? "Martin? Ich muss sofort los", beschließe ich kurzzeitig und stehe ohne weiteres auf "Ist was passiert?", fragt er verwundert. "Noch nicht ganz, aber das muss sich ja ändern", erkläre ich. "Ehm gut, wie du meinst", murmelt er. "Und was genau?", will er wissen. "Ich erzähle es dir beim nächsten Mal genauer,  jetzt fehlt mir die Zeit dazu".  Mein Beitrag ist doch noch nicht fertig ist mir gerade bewusst geworden. Er passt mir nicht mehr so wie noch vor 20 Minuten. Der Gewisse hauch an Gefühl ist nämlich dort doch noch nicht so ganz vorhanden. "Aber du musst mir noch was geben", hält Martin mich auf. War das Getränk jetzt etwa doch nicht aufs Haus? "Deine Nummer", murmelt er und wird dabei rot. Das ist jetzt das Mindeste was er von mir bekommt. Martin ist ein wahres Weihachtswunder. Auf einen alten Kassenbonzettel, der in meiner Tasche rumfliegt notiere ich ihn meine Nummer und drücke ihn daraufhin Martin  in der Hand. Er aber dreht den Zettel um und schaut sich an was ich mir laut dem Kassenbon gekauft habe. "Du scheinst Erdbeeren wohl sehr zu mögen", bemerkt er. Gott sei Dank war das nicht der Kassebon aus der Drogerie. "Und du ein bisschen zu neugierig", kontere ich belustigt. "Apropro neugierig, darf ich denn auch nun endlich deinen Namen erfahren?" Oh,  er kennt ihn nicht? "Juliett", antworte ich. Er lächelt, worauf ich dann auch lächeln muss. Ich weiß auch nicht warum, aber sein Lächeln ist schon ansteckend. "Ich muss jetzt aber wirklich los Martin, vielen dank für deine großartige Hilfe",  sage ich und ziehe mir die Kaputze über den Kopf. Martin reagiert mit einem "Ja bitte, gerne doch", reagiert und ich rausstürme. "Schöne Weihnachten noch", ruft er mir noch hinterher.
Martin, den werde ich haben, dank dir.

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Gut liebe Leute, zwar sind es noch ein paar Tage hin bis Weihnachten, doch trotzdem wünsche ich euch allen bereits schöne Feiertage!

Zugleich aber hoffe ich auch, dass euch meine Kurzgeschichte gefallen hat. Ich wollte mal etwas neues für zwischendurch ausprobieren worauf das dabei herausgekommen ist.

Christmas Coffee (Kurzgeschichte)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt