Tom brachte mich nach dem Wochenende zur Schule. Ich gab ihm einen Kuss, bevor ich ausstieg. Als ich Elsa und Mia am Tor stehen sah, fühlte ich mich sofort ein paar Tage zurückversetzt.
"Jetzt haben wir aber was verpasst", sagte Elsa grinsend. Was Mia sagte, verstand ich nicht, weil sie abwechselnd plapperte und quietschte.
"Jetzt beruhigt euch mal", sagte ich, weil sich schon einige Mitschüler zu uns umdrehten. Ich winkte Tom zum Abschied und schob meine Freundinnen dann zum Hauptgebäude.
"Wir sind zusammen. Seit Freitagabend", sagte ich und hielt die Tür auf.
"Ich freue mich so für dich!", rief Mia und umarmte mich stürmisch.
"Tja, Mia, also ist Tom wohl doch nicht schwul", sagte Elsa trocken und umarmte mich ebenfalls.
"War ja nur so eine Idee. Außerdem hatte ich da meine fünf Minuten", erklärte Mia und öffnete mit Schwung ihren Spind.
"Hat sich das mit Luca geklärt?", fragte ich, weil ihr dieses Mal nichts herunterfiel.
"Ja. Wir haben sogar schon ein zweites Date ausgemacht", antwortete Mia und ihre Augen leuchteten.
"Verdammt", fluchte Elsa. Ich sah sie verwirrt an. Erstens fluchte Elsa nie, wirklich nie. Und zweitens wollte ich wissen, was passiert war.
"Ich muss noch Weihnachtsgeschenke kaufen", erklärte sie, als sie meinen und Mias verdutzten Blick sah.
Siedend heiß fiel mir ein, dass auch ich noch keine Geschenke für meine Eltern hatte. Und auch nicht für Tom. Pauls, Elsas, Mias, Nikos und Janines Geschenke hatte ich bereits besorgt, aber in weniger als zwei Wochen war Weihnachten.
"Muss ich Jan und Luca etwas schenken?", fragte ich panisch und kramte nach einem Kugelschreiber und einem Zettel, um mir eine Notiz zu machen. Ich kritztelte schnell die Worte Geschenke, Mama, Papa und Tom.
"Ich glaube nicht. Sie werden auch nichts für dich kaufen", meinte Elsa.
"Ich hoffe, du hast recht, und ich stehe nachher nicht mit leeren Händen da", erwiderte ich.
"Dann kauf eben noch zwei Schokoweihnachtsmänner, wenn du dir unsicher bist", meinte Mia, bevor sie das Thema wechselte: "Habt ihr noch viel für die Klausur gelernt?"
Wir hatten zwar nicht alle dieselben Leistungskurse gewählt, konnten uns aber trotzdem gegenseitig in den Fächern unterstützen.
"Es geht. Für Erdkunde kann man nie so viel lernen", antwortete ich.
"Und du hattest bestimmt Besseres zu tun", sagte Mia und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.
"Mia, wir haben uns nur geküsst. Mehr war da nicht", seufzte ich. Mia interpretierte viel zu schnell in Dinge hinein. Kein Wunder, dass sie im Philosophie-Lk gelandet war.
"Noch nicht", korrigierte sie. "Ich mach mich mal auf den Weg." Sie winkte uns noch kurz zu, dann lief sie die Treppen nach oben.
"Bis nachher dann." Ich lächelte Elsa nochmal an und zeigte ihr meine gedrückten Daumen, bevor ich das Gebäude wechselte.
Es war beißend kalt und es wehte ein kräftiger Wind. Zitternd vergrub ich meine Hände tief in meine Jackentaschen und ging etwas schneller. Ich schloss mich einigen Leuten aus meiner Stufe an. Darunter war auch Jan, der mich entdeckte und dann etwas zurückfallen ließ.
"Du bist jetzt also mit diesem Typen zusammen." Es war eine Feststellung, keine Frage. Wieso musste alles immer so schnell herumerzählt werden.
"Keine Sorge, das weiß kaum einer. Ich weiß es nur, weil ich euch gesehen habe", erklärte Jan. Ich atmete erleichtert aus.
"Gott sei Dank. Ich habe gedacht, dass schon alle darüber reden und Gerüchte verbreiten. Als nächstes heißt es, ich sei schwanger", meinte ich sarkastisch.
Jan riss gespielt erschrocken die Augen auf. "Du bist also nicht schwanger?!"
Ich stupste ihn leicht in die Seite. "Sehr witzig."
Jan und Elsa passten wirklich gut zusammen, und ich war froh, dass die beiden zueinander gefunden hatten. Ich wusste noch ganz genau, wie mir beide erzählten, wie verliebt sie doch waren und dass Elsa beziehungsweise Jan ihn/sie niemals lieben würde. Es war kaum auszuhalten gewesen.
Also heckten Mia und ich einen Plan aus, um die beiden zu verkuppeln. Wir stahlen dafür sogar den Schlüssel unseres damaligen, sehr schusseligen Chemielehrers, um die beiden in einen Raum einzuschließen, damit sie miteinander redeten. Ich bin bis heute erstaunt, dass es wirklich geklappt hatte.
Das war einer der wenigen Pläne Mias, die gut ausgingen. Anders als die meisten."Bist du gut vorbereitet?", fragte ich Jan.
Er verzog das Gesicht, sodass die Sommersprossen auf seiner Nase tanzten. "Elsa hat mich dazu gezwungen, aber kaum war sie weg, lief Netflix. Kann man nichts machen."
Ich lachte. Das war typisch Jan. Er machte sich nie mehr Arbeit als nötig. Wie durch ein Wunder schrieb er trotzdem gute Noten.
"Und du? Hast du trotz Freund Zeit gefunden?", fragte Jan schelmisch grinsend.
Ich schüttelte den Kopf über ihn. "Nur, weil ich jetzt einen Freund habe, heißt das nicht, dass ich keine Zeit für andere Dinge habe."
"Ja, ja. Das wollen wir erstmal sehen", meinte Jan und hielt mir die Tür zum Gebäude auf.
"Werden wir", erwiderte ich.
Die Klausur verlief besser als erwartet und so machte ich mich nachmittags mit guter Laune auf dem Weg zu einem Buchladen. Kaum war ich jedoch in dem Geschäft, verflog meine gute Laune wieder. Es war total überfüllt.
Ich bahnte mir einen Weg durch die vielen Menschen, um zu dem Buch zu gelangen, das ich für meine Mutter kaufen wollte. Zum Glück wusste ich, welches ich ihr schenken wollte, sonst hätte es noch länger gedauert.
Dennoch stand ich eine halbe Stunde an der Kasse an, bis ich an der Reihe war.
Für meinen Vater kaufte ich eine DVD in einem Laden, in dem kaum ein Mensch war.Ratlos blieb ich vor dem Geschäft stehen. Was sollte ich Tom kaufen? Ich fand es schon immer schwer, Jungs etwas zu Weihnachten zu schenken. Außerdem wusste ich gar nicht so genau, was Tom interessierte.
Also beschloss ich Niko um Rat zu bitten. Bereits nach dem zweiten Tuten ging er ans Telefon.
"Hi, Hanna", sagte er.
"Hey, Niko", erwiderte ich. "Ich brauche deine Hilfe. Was kann ich Tom schenken?"
"Hm", machte Niko. Danach herrschte Stille, in der ich unruhig meine Finger betrachtete, die vor Kälte schon rot geworden waren.
"Wofür interessiert er sich denn?"
"Für Musik und Technik", erwiderte ich.
"Kauf ihm doch eine CD von seiner Lieblingsband. Hat Coldplay nicht letztens ein neues Album herausgebracht?", fragte Niko.
"Stimmt! Danke Niko!", sagte ich. "Du hast mir wirklich geholfen. Bis später."
"Bis dann."
Ich drehte mich um und ging erneut in das Geschäft. Wieso hatte ich nicht gleich daran gedacht? Tom hatte die CD letztens sogar erwähnt.
Als ich endlich alle Geschenke gekauft hatte, fühlte ich wie eine schwere Last von meinen Schultern fiel. Vielleicht konnte ich Weihnachten jetzt vollkommen genießen.
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Winter Wonderland (Adventskalender)
किशोर उपन्यासVolle Läden, verbrannte Plätzchen, purer Stress. Das waren die drei Gründe, wieso Hanna die Weihnachtszeit nie genießen konnte. So ist es auch dieses Jahr. Nur dieses Mal kommt es noch viel schlimmer. Sie muss auf einen Weihnachtsmarkt! Und als wär...