(Łukasz)
Mitten in der Nacht kommt irgendjemand auf die Idee an meiner Tür zu klingeln. Einmal, Zweimal, das reinste Sturmklingeln. "Was geht denn hier ab?", nuschelt Roman verschlafen. "Ich weiß es nicht, aber ich gehe mal schauen. Wahrscheinlich irgendwelche Leute, die denken Klingelstreiche sind lustig.", stelle ich die Vermutung, obwohl ich mir sicher bin, dass dem nicht so ist. "Aber warum bei dir und warum hört es dann nicht auf?", regt er sich auf und vergräbt sein Gesicht im Kopfkissen. "Schlaf weiter. Ich gehe mal schauen, was da los ist.", sage ich sanft und streiche über Roman seine Wange. Dann stehe ich auf und nähere mich der Haustür. Mittlerweile hat es sogar aufgehört. Bringt es jetzt überhaupt noch was, nachzuschauen? Seufzend öffne ich die Tür und sehe erstmal niemanden. Bis mir eine Person auf dem Absatz auffällt. Das kann nicht sein. Ist das wirklich?
"Mia?", kommt es mit einem Hauch von Stimme aus mir heraus. Sie dreht sich zu mir um und springt mir um den Hals. Oh mein Gott, ich glaube ich träume. Ich habe sie wieder. Sie liegt in meinen Armen und ich fühle mich so, als hätte ich gerade das entscheidende Tor im Champions League Finale geschossen. Nein, ich fühle mich noch viel besser. Und trotzdem heule ich Rotz und Wasser. Klar, die ganze Angst die letzen Wochen hatte, fällt von mir ab. "Ich hatte Angst, ich sehe dich nie wieder.", schluchze ich und so sitzen wir noch eine Weile heulend vor meiner Tür, bis wir es irgendwann schaffen die Heulerei auf die Couch zu verschieben. Dort werden nicht viele Worte gesprochen, nur geweint. Vor Freude, vor Erleichterung, vor Glück. Glück, dass wir beide uns endlich wieder haben. Mit einem komischen, aber schon positiven Gefühl schlafe ich ein.Durch ein Schluchzen an meiner Brust werde ich geweckt. Ohne etwas zu sagen lege ich meinen Arm um Mia und ziehe sie an mich ran. "Es ist alles gut. Ich bin da, dir passiert nichts.", versuche ich sie zu beruhigen. Sie erzählt mir wie schlimm es für sie war, was alles passiert und ich will manche Dinge einfach nicht glauben. Pflegefamilie? Ich glaube ich spinne! Wenn Mia irgendwo hin muss, dann zu mir. Und das werde ich dieser komischen Frau Richter klar machen. Von wegen ich wäre nicht in der Lage mich um ein Kind zu kümmern. Aber darum kümmer ich mich erst, wenn wir uns beruhigt haben und hier wieder halbwegs Normalität eingekehrt ist. Jetzt muss ich erstmal wieder meine Tränen trocknen lassen, die mir schon wieder über die Wangen rollen.
"Łuki, was ist denn los?", fragt Roman, der gerade verschlafen die Treppe runter gelaufen kommt. Als er Mia sieht, macht er große Augen. Er kann es anscheinend auch nicht fassen. "Das ist ja unglaublich!", fängt er an zu strahlen, nachdem er sich eine Träne weggewischt hat. Auf Wunsch von Mia kommt er jetzt auch auf die Couch und zu dritt liegen wir einfach da, wie eine kleine Familie. Eigentlich gar kein so doofer Gedanke. Mit Roman habe ich den perfekten Freund und Mia ein wunderbares Kind. Aber....das gleiche habe ich bei Ewa damals auch gedacht."Jungs, ich habe Hunger!", unterbricht Mia die Stille. "Ohne Mist, ich habe nur darauf gewartet, bis Mia sich meldet, dass sie Hunger hat.", fängt Roman an zu lachen. Ich nicht, ich habe die Stunden, die wir hier lagen in vollen Zügen genossen. Jetzt weiß ich, wie schnell einem etwas wichtiges genommen werden kann, deshalb sollte ich jeder Minute dankbar sein. "Was möchtest du denn essen?", frage ich mit einem liebevollen Lächeln. "Nudeln. Aber bleibt ruhig liegen, ich schaffe das schon alleine. Ich weiß ja, wo alles steht.", sagt sie und ist schon aufgesprungen und in die Küche gerannt. Lachend schaue ich hinterher, bis sich etwas regt und Roman eng an mich rangekuschelt kommt. "Na du? Ich glaube du musst mich jetzt wieder teilen.", schmunzel ich und kraule ihm durch die Haare, was er sichtlich genießt. "Mit Mia teile ich gerne.", nuschelt er an meine Brust, "Außerdem bin ich froh, dass ihr euch wiederhabt. Ihr tut euch gut und Mia bringt hier wieder ein bisschen Leben in die Bude. Jetzt muss ich nicht mehr Angst haben, dass du hier irgendwelchen Blödsinn anstellst, wenn ich beim Training oder zu Hause bin." "Du Spinner. Aber danke, für alles.", lächel ich ihn an, bevor ich meine Lippen auf seine lege. Als wir uns lösen schaut er mich mit seinem braunen Augen an. Sir strahlen richtig. "Verdächtig ruhig in deiner Küche, oder? Dafür, dass dein kleiner Wirbelwind wieder da ist.", grinst er mich an. Lachend stehe ich auf und schaue in der Küche nach, was Mia so macht. Sie steht vor dem großen Topf und daneben liegen zwei leere Tüten Spaghetti. Anscheinend kocht sie gleich für die halbe Mannschaft.
Plötzlich legen sich zwei Arme um mich und Roman platziert seinen Kopf auf meiner Schulter, nachdem er mir einen kurzen Kuss auf den Hals gehaucht hat. "Möchte sie für die halbe Mannschaft kochen?", spricht er meine Gedanken laut aus. "Sieht ganz so aus.", sage ich leise, "Sie wirkt so befreit. Schau mal wie sie grinst. Ich will, dass sie immer glücklich bleibt." "Das wird schon. Außer wenn das erste Mal großer Herzschmerz vor der Tür steht.", grinst Roman mich an. "Der Typ kann dann aber was erleben." "Wer kann wann was erleben?", fragt Mia, die lächelnd vor uns steht und ein Foto von Roman und mir macht. "Denk dran, das wird nirgendwo gepostet oder gezeigt!", sagt Roman sofort und ich merke wie er sich anspannt. "Nein mach ich nicht. Roman, warum sollte ich das machen? Das habe ich für euch gemacht, für niemanden sonst.", stellt Mia klar, "Also, wer kann was erleben?" "Der Typ, der dir irgendwann vielleicht mal das Herz bricht.", meine ich. Mia schaut mich erst geschockt an, fängt dann aber an zu lachen. "Gott, bist du süß. Aber keine Sorge, ich pass auf mich auf. Holt ihr Teller raus? Wir können dann essen.", sagt sie. Das lassen Roman und ich uns nicht zweimal sagen. Keine drei Minuten später sitzen wir am Tisch und genießen das erste Essen zu dritt. Es sind zwar nur Nudeln, aber mit den beiden wichtigsten Personen am Tisch, ist selbst das etwas ganz besonderes.
Wow, 1:31 Uhr und ich muss in etwas weniger als fünf Stunden aufstehen. Beste Voraussetzungen.
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Lasst gerne Feedback da :)
~M💛
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Wie ein Vater!?
FanficMia, ein Mädchen mit 15 Jahren hält es im Familienurlaub nicht mehr aus. Sie haut ab! Erst als sie realisiert, was sie getan hat, trifft sie auf eine ihr nicht unbekannte Person. Wie ein Vater beschreibt das wachsende Vertrauen zwischen zwei Mensch...