Kapitel 4 - Der Auftritt

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Da es noch einige Minuten dauern würde, bis Ben auf die Bühne ging, suchten wir uns erst einen Platz an einer der Getränkebuden, bestellten uns beide zwei Bier und ließen uns ins weiche warme Gras sinken.
„Hey, danke, dass du mich mitnimmst und dich von mir ausbremsen lässt", fing Martin das Gespräch an.
„Du spinnst doch, Martin", lachte ich und boxte ihm verspielt gegen den Arm. Bei der Berührung hatte ich das Gefühl, dass tausend Blitze durch meinen Körper fuhren und schüttelte mich kurz, um den Schauer auf meinem Rücken los zu werden.
„Ich freue mich total, dass ich nicht alleine hier bin. Konzerte machen viel mehr Spaß, wenn man die richtige Begleitung dabei hat."
„Du hältst mich also für die richtige Begleitung?", zog er mich auf.
„Das musst du da unten gleich erst noch beweisen."
Lachend hob ich meinen Bierbecher hoch und stieß mit ihm an.
Unser Gespräch kam schnell ins Rollen und immer wieder hatte ich das Gefühl, dass Martin an der ein oder anderen Stelle mit mir flirten würde, wogegen ich überhaupt nichts hatte, jedoch irgendwo in meinem Kopf auch Ben war, der nunmal Martins bester Freund war und bereits mit mir geschlafen hatte. Ich wollte nicht als needy rüberkommen und die sein, die sich einmal durch den Kreis der DJs schlief.

Noch bevor Ben auf die Bühne ging, waren unsere Biere leer und Martin holte Nachschub. Gemeinsam machten wir uns danach auf den Weg in die ersten Reihen. Wie selbstverständlich streckte ich meine Hand nach hinten zu Martin aus, damit wir uns nicht verlieren würden in den Menschenmassen. Als er zugriff, merkte ich wieder die Blitze, die durch meinen Körper jagten und ein warmes Gefühl in meinem Bauch hinterließen.
Wir schafften es, uns bis in die ersten fünf Reihen zu mogeln, wo wir eine kleine Lücke fanden, in die wir perfekt reinpassten, jedoch ziemlich nah beieinander stehen mussten dafür. Mit jeder Bewegung berührten wir uns unbeabsichtigt und mit jeder Berührung durchfuhr mich eine Gänsehaut und brachte mein Herz zum Rasen.
Bens Berührungen auf meinem Körper hatte ich zwar auch genossen, jedoch hatte ich bei ihm nie das Gefühl, dass mein Körper in Flammen stünde und meine Haut seine Berührungen mit Gänsehaut nachzeichnete. Bei Martin war das so.

Am Anfang tanzten wir beide noch ein wenig scheu und darauf bedacht, dem anderen nicht zu nahe zu kommen, mit der Zeit wirkte jedoch der Alkohol und wir wurden beide etwas lockerer. Ich ließ mich mit der Musik gehen und fand bald meinen Rhythmus beim Tanzen. Meine Umgebung fing ich an auszublenden, der Beat trieb mich und bewegte meinen Körper. Ich legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und genoss den Moment mit geschlossenen Augen als ich plötzlich eine Hand an meiner Hüfte fühlte. Ich schlug die Augen auf und sah in Martins Gesicht wie seine Augen aufglimmten und er mich mit beiden Händen zu sich ran zog.
Mein Herz raste schier in meiner Brust und ich fühlte ein Prickeln auf meinem Körper, das sich zwischen meinen Beinen sammelte. Wie im Rausch passten Martin und ich unsere Körper und Rhythmen einander an und tanzten eng. In meinem Nacken spürte ich seinen heißen, stoßweisen Atem, der eine Gänsehaut über meinen Rücken schickte. Ich musste ein Aufkeuchen unterdrücken, damit ich mich nicht verriet. Alle Gedanken waren aus meinem Kopf verdrängt und in mir gab es nur noch den Wunsch, seine Zunge in meinem Mund und seine Haut auf meiner Haut zu spüren, doch ich hielt mich zurück, wollte nicht diesen Moment kaputt machen und genoss einfach das Gefühl seiner Hände an meinen Hüften.
Gerade als ich merkte, wie seine Lippen langsam meinen Nacken und meine Schulter streiften, beendete Ben sein Set und riss Martin und mich aus unserer eigenen kleinen Welt voller sexueller Spannung.

Ich drehte mich zu ihm um und wir schauten uns beide verlegen an, nicht wissend, was genau die richtigen Worte waren nach der letzten Stunde.
Martin durchbrach schließlich die Stille: „Komm, wir trinken noch was und gehen dann zurück, ja?"
Ich nickte nur, da ich mir meiner Stimme noch nicht sicher war.
Auf dem Weg zurück in den Backstagebereich fand ich meine Sprache und Stimme wieder und wir fingen an, uns über den Auftritt zu unterhalten.
„Nein, ganz ehrlich, danke, dass du mich mitgenommen hast. Das heute werde ich so schnell sicherlich nicht vergessen!"
Martin legte seine Arme um meine Mitte und zog mich in eine enge Umarmung, die ich nur zu gerne erwiderte. Ich spürte seinen Herzschlag, der etwas schneller als normal war und fragte mich, ob er wohl merkte, dass er mein Herz ebenso zum Rasen brachte.

„Hey, wie hat es dir gefallen, Lina?", fragte da eine Stimme hinter mir und widerwillig löste ich mich aus Martins Umarmung heraus, um Ben vor mir stehen zu sehen. Er kam auf mich zu und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Somit war er heute bereits der zweite Kerl, der es geschafft hatte, mich völlig sprachlos zu machen! Ich räusperte mich und antwortete ihm, dass es mir super gut gefallen und Martin mir Gesellschaft geleistet hatte zwischen all den fremden Menschen. Ben runzelte die Stirn als Martin mich anstrahlte.
„Freut mich, dass es dir gefallen hat. Treffen wir uns heute Abend wieder bei mir auf einen Absacker?"
Noch bevor ich etwas erwidern konnte, mischte Martin sich ein.
„Mega gute Idee! Ich frag noch ein paar andere Leute, ob sie kommen wollen und dann feiern wir eine kleine Party!"
Der Singsang in seiner Stimme zusammen mit seinem steifen, aufgesetzten Hüftschwung ließen mich in ein lautes Prusten ausbrechen und obwohl man Ben sehr genau ansah, dass er das so nicht geplant hatte, musste auch er ein wenig schmunzeln.
„Bis heute Abend, Prinzessin", rief Martin mir zu nachdem er mir einen Kuss auf die Wange gedrückt hat. Bens empörten Blick Martin gegenüber hatte ich ganz genau gesehen, störte mich aber nicht an ihm. Ehrlicherweise fand ich es sogar schmeichelhaft und vielleicht auch ein wenig heiß, dass diese beiden Männer mich haben wollten und versuchten, sich gegenseitig auszustechen, dennoch überraschend, dass Martin sich nicht in Zaum hielt bei seinem besten Freund.

Der beste Freund | Martin GarrixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt