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Vor einem Jahr

"Wir sollten das öfter machen," lachte Liam.

Wir standen an meiner Haustür und verabschiedeten uns.

Ich sah ihn entsetzt an. "Nein, danke. Ich bin kein großer Fan von Horrorfilmen."

"Hat man gemerkt," grinste mein Freund. "Das Beste war, als du aufgeschrien hast und dein Vater mit einem Baseball Schläger ins Zimmer gestürmt kam, weil er dachte ich würde dir was antun."

Ich spürte wie ich rot anlief. "Ja...das tut mir immer noch unheimlich Leid," murmelte ich und Liam lächelte. "Du musst dich nicht entschuldigen. War ein schöner Abend."

Er zog mich an sich und legte seine Lippen auf meine. Ich lächelte in den Kuss hinein.

Plötzlich hörten wir eine Autohupe und fuhren auseinander. Ich sah an Liam vorbei und dort stand das Auto von seinem Zwillingsbruder Noah. Das Fenster fuhr runter.

"Beweg deinen Arsch, Liam." Liam verdrehte die Augen und ich gluckste leise. Er drückte mir einen schnellen Kuss auf die Lippen und lief dann in Richtung Straße.

"Ich liebe dich." rief er bevor er ins Auto stieg und ich sah wie Noah die Augen verdrehte. Ich lächelte und hob meine Hand um ihm zu winken.

"Ich dich auch."

***
Mein Handy klingelte. Gähnend nahm ich es von meinem Nachttisch. Wer rief denn um diese Uhrzeit an? Ich blinzelte, als ich sah wer anrief. Anne, Liams und Noahs Mutter.

"Ja?"

"Ariana?"

Ich setzte mich alarmiert auf. Ihre Stimme klang belegt, so als hätte sie geweint.

"Ja, ich bins. Was ist passiert, Anne?"

Ich spürte wie ich langsam Panik bekam.

"Noah und Liam hatten einen Unfall."

***
Gegenwart

Ich umarmte meine Eltern ein letzte Mal kräftig und stieg dann ins Auto. "Pass auf dich auf, Ariana." Ich lächelte versprechend. "Mach ich, Mom. Passt ihr auch gut auf euch auf."

Dann drehte ich mich zu meinen besten Freundinnen. "Bereit, girls?", fragte ich grinsend. Meghan startete den Motor und warf mir über den Rückspiegel einen aufgeregten Blick zu. "Na klar!" Chloe drehte ihren Kopf zu mir nach hinten und grinste. "Dieses Jahr wird bombastisch!"

Meghan sah sie entsetzt an. "Hast du gerade bombastisch gesagt?" Chloe sah wieder nach vorne und runzelte die Stirn. "Ja?"

"Ernsthaft? Hättest du nicht 'super', 'unglaublich' oder 'fantastisch' sagen können? Kein Mensch sagt bombastisch,"

Chloe verdrehte die Augen. "Natürlich. Ich habs doch gerade gesagt."

Meghan seufzte.

"Das wird ein langes Jahr."

Ich lachte. Ich freute mich auf diesen Lebensabschnitt, dennoch wünschte ich mir mehr als alles andere auf der Welt, dass Liam jetzt bei mir sein könnte.

***

Ich nahm meine Tasche aus dem Kofferraum und griff gleichzeitig nach meinem Koffer, der schon auf dem Bürgersteig stand. Ich packte die Tasche oben auf den Koffer und schob ihn vor mir her. Meghan war schon Richtung Wohnheim gelaufen, während Chloe noch ihre Sachen aus dem Auto holte.

Ich lief Meghan hinterher und als ich an der Eingangstür ankam, blickte ich kurz nach hinten um nach Chloe zu sehen.

Ich öffnete die Tür und lief ins Gebäude, den Koffer hinter mir her ziehend, wurde aber plötzlich zurückgezogen. Ich sah über meine Schulter und bemerkte, dass der Koffer stecken geblieben war.

Ich fluchte leise und stemmte mich gegen die Tür um den Koffer durchzubekommen. Der Koffer wurde mit einem Ruck hinein gezogen und prallte gegen mich, wodurch ich mein Gleichgewicht verlor und nach hinten stolperte.

Ich wäre wahrscheinlich voll auf meinem Arsch gelandet, aber zwei kräftige Arme fingen mich von hinten auf und stellten mich wieder auf meine Beine.

Ich drehte mich um und setzte zu reden an. "Dank-" Ich stockte.

"Noah?"

Er blinzelte perplex. 

"Ariana?"

Ich starrte ihn an. Er starrte zurück. Es schien mir wie eine Ewigkeit und ich spürte schon die Tränen in mir aufkommen, als er sich räusperte.

"Was machst du hier?" Sein Ton klang nun eiskalt. Ich atmete tief ein und verschränkte unbehaglich meine Arme.

"Ich geh hier ab jetzt aufs College," erklärte ich und meine Stimme klang heiser. Er kniff die Augen zusammen. 

"Machst du das extra?", fuhr er mich plötzlich an. 

Ich runzelte verwirrt die Stirn. "Was?"

Er lachte, aber es klang alles andere als humorvoll. "Ich hab mich verpisst aus dieser scheiß Stadt um von allem weg zu kommen. Weg von meiner Mom, weg von den Erinnerungen und am meisten-" Seine grau-blauen Augen durchbohrten mich nun. "- weg von dir. Ich konnte es nicht mehr ertragen dich zu sehen und immer wieder daran erinnert zu werden, dass er wegen mir tot ist. Es ging mir besser hier. Verdammt, ich konnte die ganze Scheiße vergessen und hinter mir lassen. So wie er das gewollt hätte. Ich habe mir ein neues Leben im vergangenen Jahr aufgebaut. Aber jetzt bist du hier. Deshalb frage ich dich, ob du das extra machst. Ob du mir folgst, damit du mich quälen kannst, damit du mir mein Leben zur Hölle machen kannst. Dafür, dass ich dir deinen Freund gestohlen habe."

Er ist immer lauter geworden, sein Atem ist beschleunigt und ich merke erst jetzt, dass ich weine. Heiße Tränen laufen mir die Wange herunter und in mir keimt Wut auf. Wut, weil er weiß, dass ich nicht ihm sondern mir selber die Schuld gebe und mich trotzdem beschuldigt, ihn absichtlich quälen zu wollen.

"Woher sollte ich denn wissen, dass du hier bist? Du bist einfach abgehauen und hast mich und deine Mom mit allem zurück gelassen." Es ist fast nur ein Flüstern, dennoch bringe ich diese zwei Sätze heraus. Dann schnappe ich mir meinen Koffer und rausche an ihm vorbei. Ich höre noch wie er "Fuck!" schreit, bevor ich auf den Gang abbiege. Tränen versperren mir meine Sicht und ich weiß nicht wohin ich laufe. Glücklicherweise fängt mich Meghan fast sofort ab.

"Ariana! Was ist passiert?", fragt sie besorgt und zieht mich sofort in eine feste Umarmung. 

"N-Noah," Schluchze ich. "Er ist auch hier."

"Scheiße."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 12, 2020 ⏰

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