Kapitel 46 Lucius

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And when I'm driving through any ol' small town
I turn my stereo up and roll my windows down
'cause it reminds me of my first kiss
And those times that I always miss

~ First Kiss by Kid Rock

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Lucius Cantarini

Police Department Albuquerque

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„Hilfe." Ich schreckte auf. Langsam war ich schon Eingeschlafen bei diesem Verhör. Immer die selben Fragen, auf die sie doch schon die Antworten wussten. Es waren auch ein paar dabei, die ich selber nicht hätte beantworten können, aber das musste ich die beiden Polizisten mir gegenüber ja nicht wissen lassen.

„Hilfe", drang es noch lauter vom Gang. Die Stimme kam mir bekannt vor. Zu bekannt! Und auch der junge Polizist mir gegenüber erkannte die Stimme sofort.

„Rae!", flüsterte ich und sprang auf. Dabei stieß ich meinen Stuhl um, welcher laut zu Boden schepperte.

„Bleiben sie sitzen, Mr. Cantarini", sagte der ältere Mann mit der Glatze, der noch immer auf seinem Stuhl saß. Ich überhörte ihn und lief zur Tür. Dicht gefolgt von Raevyns Bruder.

Ich riss die Klinge herunter und stürzte auf den menschenleeren Gang. Ich sah nach links und rechts und wartete einen kleinen Moment, bis ich einen weiteren Laut hörte. Die Principessa musste direkt um die Ecke sein. In wenigen Schritten hatte ich den Flur durchquert und starrte um die Ecke.

Raevyn war an die Wand gedrängt und vor ihr stand eine große Person, die mir den Rücken zuwendete. Ich zögerte nicht lange, holte aus und ließ meine Faust auf den Mann nieder gehen.

Raevyn sah mich mit großen Augen an und ihre Kinnlade klappte herunter... 

Genau wie meine, als ich sah, wen ich da gerade eben K.O. geschlagen hatte.


Mein Bruder Mattia lag auf dem Boden zwischen mir und der Stellina. Sie Blickte mich immer noch an. Starr vor Entsetzten, aber auch mit einer gewissen Erleichterung im Gesicht. Hinter mir tauchte Raevyns Bruder auf und auch dieser andere junge Polizist - mit seinen blonden Haaren und der braun gebrannten Haut -  den ich nicht ausstehen konnte.

„Wunderbar Mr. Cantarini. Wunderbar", klatschte der ältere Mann mit Glatze. Anscheinend hatten sich alle Anwesenden hier auf dem Flur versammelt. „Da haben sie wirklich einen wahnsinnigen Fehler gemacht."

Raevyn schüttelte den Kopf, als müsste sie irgendeinen Gedanken loswerden und kniete sich herunter zu Mattia. „Jason, Nait, bringen sie Mattia Cantarini in mein Büro. Dort kann er sich auf der Liege ausruhen und wir warten bis er wieder zu sich kommt." Er drehte sich wieder zu mir. „Und sie Mr. Cantarini haben selber dafür gesorgt, dass ich jetzt diese Karte ausspielen muss. Vielleicht wollen sie dann kooperieren. Wir versammeln uns alle in meinem Büro! Und wehe sie versuchen abzuhauen. Ich zögere nicht zu Schießen." Der ältere Mann machte eine Bewegung, die mir zeigte, dass er eine Pistole unter seinem Jacket trug. Doch ehrlich gesagt machte mir das keine Angst, es war schließlich nicht das erste Mal, dass mir jemand drohte, mich umzulegen.


Fünf oder zehn Minuten später saßen wir alle im Büro von Mr. Albus Walt, wie es auf einem Messingschild an der Tür stand. Es war schon wesentlich gemütlicher hier, als in dem grauen Raum, in dem das Verhört statt gefunden hatte, aber dennoch war es immer noch auf der Polizeistation und ich hasste jegliche Gesetzeshüter. Wir saßen im Kreis und warteten, dass Mattia wieder zu sich kam. Mir tat es ein bisschen leid, als ich ihn so schutzlos auf der Liege sah. Aber wie konnte mein eigener Bruder nur so schnell K.O. gehen?! Da musste ich dringend noch ein Wörtchen mit ihm reden.

Ich saß neben der Principessa und beobachtete sie stumm von der Seite. Sie tat so, als würde sie es nicht mitbekommen, doch ihre rosa angelaufenen Wangen sagten mir, dass sie es genau bemerkt hatte.

Mattia stöhnte auf der Liege und kam endlich wieder zu sich.

„Na das hat aber gedauert. So hart war der Schlag jetzt auch nicht gewesen", sagte ich ernst, während Mattia sich etwas irritiert im Raum umsah. Nach ein paar Sekunden dämmerte es ihm, wo er war und er nickte nur. Aber plötzlich wie von der Tarantel gestochen sprang er auf.

„Was machst du hier Lucius?" Ich lachte.

„Das gleiche könnte ich dich Fragen, Bruderherz", fügte ich ironisch hinzu, doch bevor Mattia antworten konnte, übernahm Mr. Walt das Wort.

„Ich bin die einzige Person, die jetzt Fragen stellt. Ist das klar?" Alle nickten. Außer ich.

„Jetzt zu der Karte, die ich ausspielen wollte, oder besser gesagt, ausspielen muss. Durch ihre Aktion", dabei sah er von Mattia zu mir und wieder zurück, „bleibt mir nur dieser Zeitpunkt." Jetzt richtete Mr. Walt seine gesamte Aufmerksamkeit auf mich. „Ihr Bruder, Mr. Cantarini, arbeitet für uns. Er ist der geheime Informant, der für uns nah am Geschehen ist."

„Was?!", stießen die Principessa und ich gleichzeitig aus. 

Ich funkelte Mattia wütend an. „Das ist nicht dein fucking Ernst?!"

Wenigstens besaß Mattia den Anstand, ein wenig betreten drein zu blicken. Aber ich konnte es nicht glauben! Wie konnte er die Familie nur so verraten. Das hätte ich nie von meinem eigenen Bruder gedacht.

„Dann weißt du auch, wer die Person war, die Raevyn und mir zum Sandia Peak gefolgt ist?", fragte ich ihn. Meine Worte waren elektrisch aufgeladen. Ich könnte in jeder Sekunde explodieren.

„Mr. Cantarini! Erinnern sie sich noch? Ich stelle die Fragen", sagte Mr. Walt ruhig.

„Klappe!", schnaubte ich. „Sag schon, Mattia."

„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, Lucius. Vater hat nicht geplant dich verfolgen zu lassen, oder was auch immer da passiert ist. Er war mit seinen eigenen Geschäften gut zu Gange. Du solltest eigentlich wissen, dass er keine Aufmerksamkeit extra erregen würde. Schließlich warst du nur die Ablenkung für die Polizei und Raevyn." Mattia sah kurz traurig zu Raevyn. „Nichts für ungut, Rae. Aber du solltest wissen, dass es Lucius Job war, dich aus der Stadt zu schaffen, um die Polizei von der eigentlichen Drogen Übergabe abzulenken." Ich wollte meinen Bruder dazu bringen, dass er stoppte der Principessa den Grund unseres Ausflugs zu nennen. Ich wusste nicht wieso, aber Mattia sollte aufhören zu Reden.

Ich kniff meine Augen zusammen und ballte meine Fäuste. Ich musste ruhig bleiben.

„Natürlich hat er das nicht, weil wir Bescheid wussten. Aber aus unerfindlichen Gründen, kam heute keine Lieferung an. Federico Enzo Cantarini sah auch ziemlich überrascht aus", fügte Nait hinzu.

Mittlerweile traute ich mich einen Blick zu der Stellina zu werfen. Sie sah blass aus und schaute mich einfach nur an. Ihre Augen fragten mich stumm, ob das wahr war, was Mattia erzählte. Ich zuckte mit den Schultern, als wäre es mir egal und nickte dabei. Meine Fingernägel bohrten sich in meinen Handballen, so heftig ballte ich meine Faust.

Sie wandte ihre saphirblauen Augen ab. Ich weiß nicht, ob ich mir das nur einbildete, aber in ihrem Augeninnenwinkel hatte sich eine kleine Träne gebildet.

„Ich geh jetzt nach Hause." Raevyn stand auf, ohne einen von uns anzusehen und trat aus dem Raum. Die Tür zog sie hinter sich ins Schloss.


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Hey Leutchens, 

ich hoffe, euch gefällt das Kapitel. Mal wieder eins aus Lucius' Sicht!

Einen schönen 3. Advent euch da draußen.

Liebst Troian









Nur Über Meine Leiche, MafiosiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt