Kapitel 1

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" Mama, Papa? Wann sind wir denn endlich da?", wollte ich ungeduldig wissen. " Bald meine Kleine", antwortete mein Vater während er die Zeitung las. Schweigend drehte ich mich wieder zum Fenster und schaute hinaus. Alles zog sich so schnell an mir vorbei, sodass ich nichts erkennen konnte.
Das ganze Leben zog sich rasend schnell an mir vorbei....

Ein fürchterliches Geräusch ertönte auf einmal, es war das Quietschen der Bremsen. " Der Zug wird entgleisen!", schrie ein Mann durch den Gang und stand rasend schnell auf. Panik brach aus, die Menschen schrien wild durcheinander. Einige blieben sitzen und schauten sich hektisch um, andere weinten und nahmen sich gegenseitig in die Arme. Erschrocken sah ich zu meinen Eltern, die mich beide sofort in die Armen nahmen und mich fest an sich drückten. Ich wusste nicht, was in dem Moment passierte, wieso auch? Ich war zu dem Zeitpunkt gerade einmal 7 Jahre alt gewesen.

Es brannte, Qualm stieg auf, alles wurde mit jeder Sekunde nebliger, da die Rauchwolken immer dichter wurden. Ein fürchterlicher Schmerz durchzog sich durch meinen ganzen Körper. Ich befand mich in der Dunkelheit, nur kleine, schwache Lichter waren zu erkennen. Von weiter Ferne konnte man Sirenen in der Dunkelheit und Kälte hören. Ich versuchte zu erkennen, wo ich mich befand. Doch als ich mich umdrehen wollte, durchzuckte mich wieder ein Schmerz. Zudem war mein Bein noch irgendwo eingeklemmt, sodass ich nicht weg konnte. Ich bekam Panik, ich rief nach meinen Eltern. Immer wieder " Mama! Papa! Wo seid ihr?", schluchzend rief ich in die Dunkelheit. Doch eine Antwort erhielt ich nicht... Ich hatte solche Schmerzen und Angst. Wo war ich nur? Nachdem die Stille immer noch nicht verschwunden war, gab ich langsam auf. Ich hatte niemanden in meiner Nähe, zumindest keiner, der mir antwortete.
Auf einmal erklang ein lautes Knarren und in der nächsten Sekunde fiel ein großes Fahrhzeug zur Seite.  Erst jetzt wusste ich wieder wo ich mich befand. Ich war mit meinen Eltern in einem Zug, auf dem Weg zu meinen Großeltern. Ich Schrie auf und schaute weg, hoffte nur dass der Teil des Zuges nicht auf mich fallen würde. Nachdem ein schreckliches Geräusch nach dem anderen erklangen, wagte ich mich meine Augen wieder zu öffnen. Helle Funken flogen durcheinander in die Luft. Diese sorgten somit auch dafür, dass ich nun etwas mehr erkennen konnte. Auch wenn mir alles so sehr weh tat, musste ich wissen, wieso ich hier anscheind alleine war, da mir keiner geantwortet hatte. Ich wollte zu Mama und Papa. Wieder rief ich laut " Mama, Papa!", und unterbrach somit diese unangenehme Stille. " Ich will hier weg...", sprach ich leise vor mich hin, in der Hoffnung, dass mich doch irgendwer hörte und mir half hier aus den zertrümmerten Teilen heraus zu kommen.

" Hallo? Ist hier jemand?!", riss mich eine Stimme aus meinem Schlaf. Hektisch sah ich mich um und wollte wissen woher diese Stimme kam. " Hallo, kann mir jemand helfen? Ich will zu meinen Eltern!", schrie ich und fing an zu weinen. Mir war eiskalt. " Da drüben! Da ist jemand!", rief ein Mann und holte Leute zu sich.  Schritte kamen auf mich zu und als ein paar Menschen immer näher traten, machte ich auf mich aufmerksam. Sie hatten Taschenlampen dabei " Hier bin ich !", schluchzte ich und zappelte mit meinen Beinen, um noch einmal zu versuchen mich zu befreien. " Warte, wir helfen dir", erklang eine andere Stimme und mehrere Männer kletterten über den Blechhaufen zu mir. " Sie hat es überlebt..", murmelte einer. Mit großen Augen sah ich von einem Mann zum anderen " Ich möchte zu meiner Mami", schluchzte ich und wischte mir meine Tränen mit meinem Pullover ab. Keiner von den Männern antwortete mir. Sie halfen das Blech von mir zu entfernen und mich somit zu befreien. " Verbandszeug bitte, sie hat eine schlimme offene Wunde am Bein. Dazu noch mehrere am Arm und Kopf", sprach einer und betrachtete mich genauer. Danach legte er mir ein Verband um. Ängstlich sah ich den Männern zu " Darf ich jetzt zu meinen Eltern?", fragte ich vorsichtig nach und schniefte. Der Mann hob den Kopf und sah mich an " Tut dir sonst noch etwas weh?" Wieso antwortet mir denn keiner?? " Ich will zu meiner Mama und zu meinem Papa!", schrie ich nun schon fast und schlug mit meinen Händen aud das Blech. Alle um mich herum sahen mich erschrocken an. " Gib mir mal eben deine Hände ", sagte der eine und holte Tücher aus seinem Rucksack. Da ich mir dabei nichts dachte, reichte ich ihm meine Hände, die er sofort mit den Tüchern ab rubbelte. " Kann einer sie tragen? Sonst kommen wir nicht von hier weg", sprach er dann und sah die anderen an, die hinter ihm standen.  " Ja ich kann sie nehmen", antwortete einer und nickte. Ich sah von ihm wieder runter auf meine Hände und bekam einen Schock. Es war Blut, das der Mann eben abgewischt hatte. " Wieso habe ich Blut an den Händen?", schrie ich und weinte wieder erneut los. " Shhh, wir machen uns jetzt auf dem Weg. Wir sind bald weg von hier."
Ich wurde hoch genommen und zusammen gingen die Männer über den Haufen kaputter Überreste, die man nicht mehr als Teile einer Bahn erkennen konnte. Als ich über die Schulter desjenigen schaute, der mich trug, blieb mein Herz vor Schock stehen. " MAMAAA! PAPAAAA!", schrie ich und streckte die Arme in die Richtung aus, wo ich zuvor noch eingeklemmt lag. Nun drehten sich alle um und sahen die Stelle, auf die ich deutete. Gemurmel ging durch die Menge und sie sahen sich gegenseitig an. Ich Schrie und weinte so sehr, bis ich das Gefühl bekam, als würde ich an meiner Traurigkeit ersticken. Sind das wirklich meine Eltern die dort zwischen den Trümmern liegen?...

So still, so ruhig, so friedlich. So verletzt.

My last hope [ BTS- Hoseok ff] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt