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Weil es Weihnachten ist

„Etwas höher. Ja. Ja so ist es gut", die Stimme von Chris hallt durch den Raum. Ich seufze auf, als ich die geschmückten Büros sehe, so sehr liegt mir Weihnachten am Herzen. 

Doch dieses Mal ist es anders. Jedes Jahr habe ich mich freudig in die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest gestürzt. Aber jetzt ist alles anders. Ich weiss nicht an was es liegt, an den vielen Pärchen die sich in meinem Freundeskreis gebildet haben, oder, weil ich einfach zu alt bin, um wie ein kleines Kind mit grossen Augen das Fest der Liebe zu geniessen. 

"Hey Sarah, hast du schon eine Begleitung für morgen?", fragt mich Laura und hakt sich bei mir unter. „Ich weiss nicht ob ich dieses Jahr überhaupt hingehe", erwidere ich und drücke den Aufzugsknopf.

„Es ist Weihnachten, das Fest der Liebe. Was ist nur mit dir los? Ich kenn dich gar nicht so." Sie sieht mich fragend an und ich hämmere noch stärker auf den Knopf ein, in der Hoffnung, dass er so schneller fährt und ich dieser Unterhaltung entfliehen kann. „Ich weiss auch nicht", murmle ich und höre das ersehnte Klingeln. Schnell husche ich in den Aufzug und kann nicht verhindern, dass Laura ebenfalls mitkommt. 

„Was ist los? Mir kannst du es ruhig sagen. Oder hast du vergessen was wir uns geschworen haben?", sie zieht ihre Augenbraue nach oben. Ich atme tief ein und schüttle den Kopf. Sicher habe ich es nicht vergessen, nur manchmal nervt dieses wir-gehören-zusammen Getue.

„Das wir uns alles sagen", antworte ich und sehe wie sie mir beipflichtet. „Und das uns nichts auseinander bringt, weder ein Typ noch sonst etwas", sagt sie und sieht mich eindringlich an. Als würden ihre Worte so noch mehr an Gewicht bekommen.

Sie hat einen Freund und werden sogar bald heiraten, so geht es allen meinen Freundinnen. Entweder haben sie schon oder werden es noch, ich bin schon neunundzwanzig und immer noch Single. Ich will nicht rum nörgeln, nein bis vor einem Jahr war ich selbst noch vergeben. Habe über alles geliebt und dafür bitter bezahlen müssen. Es hat ein halbes Jahr gedauert bis ich wieder auf Männersuche gegangen bin.

Aber bis auf ein paar flüchtige Bekanntschaften hat sich nichts ergeben. Ausser, Alex. „Du denkst doch nicht wieder an diesen Fotografen oder? Bitte tu mir das nicht an!", sie macht eine theatralische Geste und hält sich die Augen zu.

„Nein tue ich nicht." 

Mache ich doch, denke ich und seufze ich innerlich auf. Alex der Photograph aus L.A. Es war vor genau vier Monaten, ich habe ihn in einer Bar kennen gelernt, während ich am Tresen gesessen und in mein Glas gestarrt habe, als sich ein grosser, blonder und blauäugiger Mann neben mich gesetzt und mir noch einen Martini bestellt hat. 

Wir sind schnell ins Gespräch gekommen, haben uns fast jeden Abend getroffen, haben miteinander getanzt, geredet und uns sogar geküsst. Und dieser Kuss- Gott, wie sehr vermisse ich seine Lippen. Sie sind voll und so unglaublich weich. Ich muss wirklich sagen, dass ich so noch nie geküsst wurde. Es hat sich so richtig und so intensiv angefühlt.

Doch nach vier Wochen musste er wieder zurück nach Los Angeles und seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen. Jeden Abend habe ich von ihm geträumt, mich nach ihm gesehnt und mich an den Augenblick unseres letzten Kusses erinnert. Und seitdem fühle ich diese Leere in mir, als wäre etwas mit ihm gegangen. Was das ist kann ich nicht sagen, es fühlt sich einfach nur schrecklich an. Das erklärt vielleicht auch, weshalb ich keine Lust auf diese besinnliche Zeit habe. Das Ganze geht mir einfach auf die Nerven.

„Sarah?", Laura schnippst wild mit ihren Fingern vor meinem Gesicht rum. „Ja. Was?", ich schüttle den Kopf um den Nebel der Vergangenheit von mir zu nehmen. „Kommst du?", fragt sie und ich sehe erst jetzt, dass wir im obersten Stockwerk angekommen sind. Nickend folge ich ihr und laufe fast in sie hinein als sie abrupt stehen bleibt. 

„Ich muss noch kurz zu Geri, treffen wir uns und Essen nachher etwas?", fragt sie mich. Ich muss nicht zweimal überlegen, dennoch ertappe ich mich dabei, als ich mir eine Ausrede aussuche. Was nichts mit ihr zu tun hat, sondern mit der allgemeinen Situation.