if I just spread my wings

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Beschwingt stoße ich die Tür des Starbucks auf und stelle mich in die Schlange. Dafür, dass ich heute erst einen Kaffee hatte, bin ich sehr fit, aber vermutlich ist das den Umständen geschuldet. Endlich habe ich mein Studium abgeschlossen, natürlich mit summa cum laude, alles andere wäre nach der jahrelangen Plackerei für mich indiskutabel gewesen. Nun bin ich auf dem Weg in meinen ersten Job, beziehungsweise in meine Selbstständigkeit. Man könnte sich fragen, wie ich, gerade frisch von der Uni gekommen, auf die Idee komme mich sofort selbstständig machen zu wollen, aber die Umstände erlauben mir dieses. Mein Vater hat mir ein Büro in der Etage, in der seine Firma sitzt, vermietet und von hier aus werde ich in Zukunft meine Fälle bearbeiten. Na ja, vorausgesetzt ich habe welche, aber in meinem Optimismus zweifle ich nicht daran, das wird schon werden. Bis dahin werde ich alle Fälle für die Firma meines Vaters, Ryan Scott Security, bearbeiten. Größtenteils werde ich mich um die Verträge kümmern, die mit Kunden geschlossen werden.

Nach circa 5 Minuten bin ich an der Reihe und ich bestelle mir einen großen Americano zum Mitnehmen. Nachdem ich mein Getränk und die Nummer der Bedienung auf dem Becher erhalten habe, verlasse ich den Laden und setze den Weg zum Bürogebäude meines Vaters fort. Als ich dort angekommen bin, gehe ich direkt auf die Fahrstühle zu und drücke den Knopf für den 13. Stock. Manch einer wird jetzt vielleicht denken, dass die Zahl Unglück bringt, aber mein Dad besteht darauf, dass die 13 seine Glückszahl ist und bis jetzt hat auch noch nichts das Gegenteil bewiesen.

Doch zunächst mal zu mir, Jamie Jaidyn Scott, 24 Jahre jung, 1,70 m groß. Ich habe schwarze Haare die mir bis auf die Schultern gehen und grüne Augen, die schon oft der Grund für dämliche Anmachsprüche waren. Meistens trage ich unauffällige Kleidung, Marke braves Mädchen, was aber eigentlich gar nicht meinem Naturell entspricht. Obwohl ich mich bis jetzt eigentlich immer entsprechend meiner Kleidung verhalten habe, was meiner Erziehung geschuldet ist, von klein auf hat man uns immer darauf gedrillt, uns, das heißt meinen Bruder und mich, uns einwandfrei zu benehmen damit der Ruf meines Vaters keinen Schaden nimmt. Bis jetzt haben wir das immer gut hin bekommen und mein Bruder ist mittlerweile seit 3 Jahren auch in der Firma meines Vaters, einem Familienunternehmen halt. Ach ja, und ich bin lesbisch, diese Tatsache weiß bisher allerdings nur mein Bruder.

Wenn man Security hört, denkt man an schwarzgekleidete Personen, die auf Events tätig werden aber in unserem Fall geht es um reinen Personenschutz. Zumindest für die, die es sich leisten können. Mein Dad hat auch gehofft, dass ich in die Firma eintrete, aber ich habe meinen Traum verwirklicht und Jura studiert. Das ich trotzdem jetzt hier stehe, ist für mich eine reine Zweckehe, beide Parteien profitieren voneinander.

Als sich der Fahrstuhl öffnet, kommen mir Jerry und Theo, die schon seit ich denken kann für meinen Vater arbeiten, entgegen. Die beiden grinsen mich an, halten aber nicht um mit mir zu reden, was mich etwas überrascht, weil sie dieses sonst immer machen. Verwirrt gehe ich nach rechts und stehe vor meinem Büro. Mein Vater hat bereits den Schriftzug mit meinem Namen anbringen lassen, was mich ehrlich freut. Ich öffne die Tür und setze mich erst mal hinter meinen Schreibtisch. Das fühlt sich gut an und entspannt lehne ich mich zurück. Es hat sich gelohnt, die ganzen Jahre hindurch die brave Tochter zu spielen.

Das Telefon unterbricht mich in meinen Gedanken, es ist die Sekretärin meines Vaters, die mir mitteilt, dass er mich zu sehen wünscht. Ich erwidere, dass ich sofort komme und mache mich nach einem letzten Blick auf den Weg. Wahrscheinlich wird er mich erst mal willkommen heißen wollen geht es mir durch den Kopf. Eventuell hat er aber auch schon ein paar Verträge, die ich aufsetzen soll, was mich dazu bringt, dass ich noch eine Mitarbeiterin einstellen muss auf Dauer. Erst mal kann ich meine Schriftsätze bestimmt rüber geben, ich denke kaum dass ich damit auf Schwierigkeiten stoßen werde. Vor dem Büro meines Vaters angekommen, werde ich sofort durch gewunken. Ich öffne die Tür und lasse meinen Blick kurz durch den Raum schweifen. Mein Vater sitzt hinter seinem Schreibtisch und ihm gegenüber sitzt ein hochgewachsener Mann mit Stetson. Da dies hier keine Besonderheit ist, kann ich nicht einschätzen, wer es ist. In dem Moment steht mein Vater auf und auch der andere Mann steht auf und dreht sich um. Jetzt sehe ich sein Gesicht, Jared Wyatt, einer der mächtigsten Männer hier in Dallas, dick im Ölgeschäft unterwegs und deshalb Multi Millionär. Ich versuche kurz weitere Informationen abzurufen. Wenn ich es richtig im Kopf habe, hat er eine Tochter, 19, und immer mal wechselnde Freundinnen, obwohl er seit über 20 Jahren verheiratet ist. Mein Vater stellt uns einander vor und unterhält sich dann noch ein wenig mit Mr. Wyatt, bevor der dann nach einer kurzen Verabschiedung das Büro verlässt.

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