Ein unerwartetes, erwartetes Eingeständnis.

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Als Mark in der Pause Justin fragte, ob er am Wochenende zu ihm kommen wollte, um zu zocken, war dieser mit seinen Gedanken schon wieder bei seinem 17. Geburtstag, der in einem Monat stattfinden würde. Er war sich unschlüssig darüber, ob er Liam einladen sollte. Justin kannte ihn nicht wirklich, aber irgendwas an ihm hatte sein Interesse geweckt. Er wollte ihn kennenlernen und verstehen was so Interessant war. Sie gingen in die selbe Klasse, in der Mark ebenfalls war. Mark ärgerte und beschimpfte Liam gerne grundlos und machte ihn zum Gespött der Klasse. Justin konnte nicht verstehen, warum er dies tat. Es gab keinen Grund dafür. Und zum ersten mal fing er an, darüber nach zu denken, warum er eigentlich mit Mark befreundet war und ob er das eigentlich noch sein wollte. In dem letzten Jahr hatte er sich so drastisch geändert, das Justin schon fast nicht mehr mitkam und erst einmal damit klar kommen musste. Sie kannten sich nun schon seit der 5. Klasse und er konnte einfach nicht begreifen, warum er sich so verändert hatte. Mark war immer höflich, lustig, intelligent und interessiert an der Schule gewesen. Aber seitdem dieser neue, namens Luke, in ihre Klasse kam, änderte sich Mark schlagartig. Er wurde unhöflich, fing an zu schwänzen und zu rauchen, betrank sich, zettelte Streit und Schlägereien an und schob stress zu Hause. Justin hatte ihn schon oftmals gewarnt, aber Mark winkte immer nur ab. Justin kam zu dem Entschluss, dass wenn Mark nicht bald aufhörte, er sich von ihm abwenden würde. Er konnte sich das einfach nicht mehr länger geben. Wieder dachte er an Liam. Warum war Mark nur so und mobbte ihn grundlos. Liam sah recht gut aus, war Intelligent und Nett, zumindest bekam Justin das so mit, wenn er ihn mal reden hörte. Liam war eher der stille Typ, was Justin nur noch Neugieriger werden ließ.
,,Justin? Hörst du mir überhaupt zu?" , fragte Mark ihn plötzlich und er erwachte wieder aus der Welt seiner wirren Gedanken. ,,Hä, was ist? Kannst du das bitte nochmal wiederholen?" Mark verdrehte genervt die Augen. ,,Ich fragte, ob du am Wochenende zu mir kommen willst, damit wir zocken können."
Ich würde lieber alleine mein Wochenende verbringen, als mit dir Mark. ,dachte er sich. Stattdessen antwortete er etwas anderes. Etwas Netteres. ,,Oh, Tut mir leid Mark, aber ich hab schon was vor am Wochenende." ,,Das ganze Wochenende?" , fragte Mark verwirrt. ,,Jo." , mit diesen Worten, machte er sich auf dem Absatz kehrt und ging in den Unterricht.
Okay...nach Schulschluss werde ich ihn fragen. Zum Glück muss ich nur noch Deutsch heil überstehen und dann kann ich ihn endlich fragen, bevor ich es mir noch anders überlege. Justin wurde Nervös und als die Klingel zum Schulschluss ertönte, wurde es nicht sehr viel besser. Justin bemerkte nicht, wie er einfach weiter, wie eingefroren, auf seinem Platz sitzen blieb und die Wand vor sich anstarrte. Er wurde von seinem Deutsch-Lehrer aus den Gedanken gerissen, der ihn fragte warum er noch nicht aufgestanden sei. Justin entschuldigte sich und stand schnell auf. Er nahm sich seine Tasche und rannte auf den Flur. Mist! Hoffentlich ist er noch in der Schule. Natürlich war Liam, sowie auch alle anderen nach dem Klingeln gegangen. Jetzt musste er ihn suchen und das würde vielleicht nicht einfach werden, dachte er sich. Aber da lag er wohl falsch. Er fand Liam relativ schnell bei den Fahrradständern, nur war dieser nicht allein. Bei ihm waren Mark und ein Mädel, das Justin nicht zu kennen schien und das Mark wohl beeindrucken wollte. Er beleidigte Liam als Schwuchtel und schubste ihn. ,,Was ist denn los? Hast du etwa gar nichts dazu zu sagen? Kannst du dich etwa nicht verteidigen? Sollen wir etwa deine Mami um Hilfe bitten? Oder willst du dich gleich bei ihr ausheulen?" Mark fing gehässig an zu lachen und auch dieses Mädel konnte sich ihr grinsen nicht verkneifen. Justin war angewidert von seinem Freund, falls er ihn überhaupt noch so nennen mochte. Er verstand ihn einfach immer noch nicht und so langsam fing sein Geduldsfaden an zu reißen. Liam hingegen blieb still und starrte auf den Boden. ,,Was ist los kleiner? Kommen dir deine Freunde etwa nicht zur Hilfe? Ach...das hatte ich ja schon ganz vergessen. Du hast ja keine." Mark schubste Liam ein weiteres mal, sodass dieser unsanft zu Boden fiel. Justin's Geduldsfaden riss nun endgültig. Er schritt auf Mark zu und verpasste ihm eine deftige Ohrfeigte. ,,Wenn du so weiter machst, bist du der Jenige ohne Freunde!", schrie er ihm entgegen. Mark schnaubte nur wie ein Nilpferd, zündete sich eine Zigarette an, legte den Arm um das Mädel und verschwand schließlich mit ihr. Justin schaute ihnen noch kurz sauer nach, doch als er sah, wie die Sonne wieder hinter den Wolken hervorkam, wurden sein Gesichtszüge wieder weich und er fing an zu lächeln. Er liebte den Frühling, wenn die Sonne die bunten Blumen anstrahlte und es wieder anfing wärmer zu werden. Jetzt oder nie, Justin! , dachte er sich. Eigentlich war er nicht schüchtern, aber in Liam's nähe, verhielt er sich irgendwie immer ein wenig anders. Er drehte sich zu ihm und hielt ihm seine Hand hin, da er nich nicht wieder aufgestanden war. ,,Hey Liam, ich hab dich schon gesucht." Liam Ausdruck verwandelte sich in wenigen Sekunden von Verwunderung zu Wut. Liam nahm seine Hand nicht an, schüttelte einfach nur den Kopf und stand stattdessen schnell von selbst auf. ,,Wozu? Um damit weiter zu machen, was der ach so tolle Mark, gerade beendet hat?" Liam feuchte ihn regelrecht an und Justin hob verteidigend die Hände. ,,Nein...Ich wollte dich fragen, ob du Lust hättest nächsten Monat zu meiner Geburtstagsparty zu kommen.", erwiderte er ruhig. Liam schaute ihn nun auch fragend an. ,,Warum? Damit ihr mich dort weiter mobben könnt? Das kannst du vergessen.", sagte er diesmal ruhiger aber immer noch aufgebracht. Justin war ein wenig enttäuscht und auch verletzt. Er hatte doch nie etwas gegen ihn gehabt und ihn deshalb auch immer in ruhe gelassen. Nicht mal als Mark ihn dazu anstiften wollte ihm einen Streich zu spielen, hatte er eingewilligt und diesen stattdessen davon abgebracht. Also warum dachte Liam so von ihm? Warum steckte er ihn mit all den anderen Arschlöchern in eine Schublade. Justin war besser als die Anderen, das wusste er und er bildete sich nicht einmal was darauf ein. Er war einfach immer höflich, egal wie müde, gestresst oder genervt er war. Er tat niemandem absichtlich weh und versuchte es auch so gut es ging zu vermeiden. Er war besser. Und auch Liam war besser. Liam war unschuldig und wurde zu Unrecht verurteilt. Justin konnte und wollte sich garnicht erst ausmalen wie schlimm das letzte Jahr für ihn gewesen sein musste. Aber die Tatsache das Liam ihn mit den anderen in ein Boot warf und ebenfalls als Mobber abstempelte, gefiel ihm überhaupt nicht und er wurde wütend. Liam bemerkte dies und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. ,,A-Also so meinte ich das nicht...sorry.", murmelte er ihm nur noch zu. Liam war bewusst, das er damit Justin zu Unrecht verurteilte, so wie die anderen es bei ihm taten. Aber er war einfach nur wütend gewesen. Lange hielt er das nicht mehr aus. Er wollte dem nicht mehr ausgesetzt sein. Justin ignorierte seine Worte. ,,Nein! Daran würde ich nicht mal im Traum denken. Ich wollte die Gelegenheit nutzen um dich besser kennen zu lernen. Ich habe dir nie auch nur ein Haar gekrümmt und so dankst du es mir? In dem du mich mit den anderen auf einen Haufen wirfst?" Liam blickte wieder zu Boden und war beschämt von sich selbst. Es herrschte einen Moment stille, ehe Justin wieder das Wort ergriff. ,,Also. Denkst du etwa das alle so sind? Mit der Einstellung wird sich sicher nicht das geringste ändern." Liam blickte wieder auf und ballte im selben Moment die Hände zu Fäusten. ,,Wie sollte ich denn etwas anderes Denken, nach dem was sie mir angetan haben? Was ich durchmachen musste!" Justin musste wieder unweigerlich daran denken, wie Liam sich gewühlt haben musste und schüttelte sich vor ekel. Ihm lief ein schauer den Rücken hinunter. ,,Nicht alle sind so. Ich bin nicht so! Oder habe ich dich je verletzt?" Liam schüttelte beschämt den Kopf. Aber dennoch konnte er sich nicht von dem schönen Blau losreißen, welches Justin's Augen gehörte. Er versuchte es aber und als es ihm schließlich gelang, wollte er sich aus dem Staub machen, aber Justin reagierte sofort und packte ihn leider etwas unsanft am Unterarm und zog ihn zurück. Liam zischte auf und verzog sein Gesicht schmerzlich. Justin war ein wenig verwirrt und versuchte seine Gedanken wieder fort zu schütteln, was ihm nur leider nicht gelang. Er malte sich das schlimmste aus.
Hat er etwa...nein das kann nicht sein. Oder doch? Bitte nicht. ,,Hast du schmerzen?", fragte er ihn und Liam schüttelte hastig den Kopf. Justin hob eine Augenbraue und drückte einmal vorsichtig zu. Liam zischte ein weiteres mal und schaute wieder zu Boden. Er wollte ihm nicht mehr in die Augen sehen. Es war ihm einfach zu peinlich. Justin ließ seinen Unterarm los und griff stattdessen nach seinem Handgelenk, ehe er Liam's Pullover hochschob und sich seine Gedanken gerade bestätigten. Sein Unterarm war übersät von dünnen, roten Linien. Einige waren bereits verblasst, einige auch vernarbt und manche sahen noch sehr frisch aus. Liam hatte sich tatsächlich geritzt. Justin schüttelte den Kopf und strich vorsichtig mit seinem Daumen darüber. Es traf ihn Knallhart in seinem Herzen und es tat ihm unendlich leid. ,,Liam?" Er bekam keine Antwort, weshalb er ihn am Kinn fasste und ihn somit zwang ihn anzusehen. Liam hatte stumm angefangen zu weinen. Vereinzelt liefen ihm Tränen die Wangen hinunter. ,,Das tut mir so unendlich leid.", flüsterte Justin ihm entgegen. Liam befreite seinen Arm und zog den Pullover wieder hinunter. Er wollte nicht das andere es sahen und somit noch einen Grund mehr hatten ihm das leben schwer zu machen. Er verlor sich wieder in dem Blau der Augen seines Gegenübers und ehe er sich wirklich klar über sein nächstes Handeln werden konnte, lagen seine Lippen schon auf denen von Justin. Justin wusste zuerst nicht wie ihm geschah, als er aber realisierte, das Liam ihn gerade küsste, drückte er ihn nicht weg sondern erwiderte den Kuss. Der Kuss gefiel ihm. Liam gefiel ihm. Er wollte ihn für sich haben. Ihn nie wieder loslassen und ihn vor allem und jedem verteidigen. Liam's Wangen verfärbten sich rot, als Justin ihn noch näher zu sich zog. Als Justin schließlich mit seiner Zunge über seine Unterlippe fuhr und somit um Einlass bat, vergaß er für den Moment einfach alle seine Sorgen und gewährte ihm seinen Wunsch. Liam fuhr ihm mit der Hand durchs Haar, als wäre es alltäglich bei ihnen. Irgendwie verankerte sich der Gedanke in seinem Hirn, dass nun alles besser werden würde, denn er war sich sicher, dass Justin das selbe fühlte. Und damit sollte er auch recht behalten haben, denn als sie sich schweratmend voneinander lösten, legte Justin die Stirn an seine, sah ihm durchdringend in die Augen und verstärkte den Griff um Liam um ihm deutlich zu machen, das er ihn nicht mehr loslassen wollte.
Beiden war egal, dass jeweils das selbe Geschlecht vor ihnen stand, denn irgendwie hatten sie es beide doch schon tief im inneren geahnt und bis zu diesem Zeitpunkt unbewusst ignoriert.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 17, 2018 ⏰

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