Oma legte das Buch was sie in ihren Händen hielt auf die Seite und nahm meine Hände in die ihre. „Wie geht es dir, mein Schatz?", fragte sie mich. „Gut, bis auf den ganzen Unistress. Wie geht es dir? Hast du dich hier wieder eingelebt?"
„Ja, das habe ich. Ich denke Romano ist froh seine Berater wieder bei sich zu haben.", erklärte sie mich lächelnd. Ich sah sie verwundert an. „Ach so. Und wo sind die anderen?", fragte ich neugierig. „Sie sind in dieser Welt verstreut. Du musst dir das so vorstellen. Diese Welt hier ist so aufgebaut wie eure. Außerhalb der Schlossmauern gibt es verschiedene Orte, sagen wir, sie sind aufgebaut wie eure Kontinente und jeder lebt auf einen. Ich lebe hier im Schloss, weil ich im Beraterstaat Romanos rechte Hand bin und daher habe ich das Privileg hier zu leben." Ich nickte ihr zu, als ich verstand, was sie meinte. „Ich verstehe. Dann ist die Unterwelt auch so aufgebaut?", wollte ich wissen. Serin nickte mir zur Bestätigung zu. Ich überlegte kurz, was ich Oma noch fragen konnte, da ich die Zeit nicht nur mit schweigen verbringen wollte. „Was liest du da?" Serin nahm das Buch wieder in die Hand und reichte es mir. Ich sah mir den Einband an und musste mir das Lachen verkneifen. „Romeo und Julia? Ich wusste gar nicht, das du was für Shakespeare übrig hast."
„Das ist eins meiner Lieblings Bücher. Ich war seine Muse, das Buch ist durch mich entstanden. Und du heißt wie die Heldin. Dein Großvater wollte nie eine Julia, darum durfte ich dir diesen Namen geben. Deine Mutter und ich fanden, das der Name alleine eine gewisse Ausstrahlung hat, die man nicht verfehlen kann."
„Warte, du kanntest Shakespeare und Romeo und Julia hat er wegen dir geschrieben? Das glaube ich jetzt nicht.", sagte ich immer noch schockiert. Obwohl mich eigentlich nichts mehr so leicht schockieren müsste, seid dem ich in die Welt des Übernatürlichen eingetaucht bin. Wenn ich es dir doch sage. Aber du kannst gerne auf die erste Seite schauen.", sagte sie grinsend zu mir. Ich schlug die erste Seite auf und da stand in einer verschnörkelten Handschrift: „An meine Muse Serin. In liebe Will." Ich klappte das Buch wieder zu und sah meine Oma mit großen Augen an. „Aber jetzt erzähl mir, was alles passiert ist, seid dem ich weg gegangen bin.", forderte sie mich auf. Zum Glück hatte ich vorher mit Yasmin gesprochen und gefragt ob ich Oma von ihrer Verlobung erzählen sollte und sie hatte zu gestimmt. „Naja, zum einen hat Anne gestern geheiratet und es war eine sehr schöne Feier. Zum anderen haben sich Yasmin und Julius verlobt. Sarah ist mit der Uni fertig und fängt nächsten Monat ihr Jahrespraktikum bei einer großen Anwaltskanzlei an. Das war es im großen und ganzen.", sagte ich zu ihr. Serin sah mich Nachdenklich an. „Nein, da ist noch etwas. Ich kann es fühlen. Komm sag es mir.", forderte sie mich auf. Ich sah verlegen in das Wasser des Brunnens und spielte damit. Oma merkte mein Unbehagen und seufzte resigniert. Serins Kleid raschelte, als sie aufstand. „Komm, mein Schatz. Wir gehen ein Stück spazieren. Vielleicht willst du es mir dann sagen, was dich bedrückt."
Wir gingen eine Zeitlang schweigend durch den Rosengarten. Vor einem Pavillon blieb meine Oma stehen und sah die kleine Figur der Muttergottes an. Ich spürte auf einmal ein warmes Gefühl in mir, dass mir das ungute Gefühl in mir nahm. „Oma, du hast Recht. Es gibt da noch etwas. Aber es bedrückt nicht mich, sondern eher Gabriel." Serin hob fragend die Augenbraue, als ich das sagte. „Sprich weiter." Ich ging in den Pavillon hinein und setzte mich auf die Bank darin. Serin folgte mir und stellte sich vor mich. „Wir werden von Dämonischen Geisterwesen verfolgte und angegriffen. Vor vier Wochen wurde Artemis angegriffen und fast getötet, wäre ich nicht gekommen und hätte ihn mit meinem Blut gerettet.", ich hielt inne und sah auf meine in einander verschränkten Finger, dann erzählte ich ihr alles, was die letzten Tage und Wochen passiert ist und sie hörte mir aufmerksam zu. „Ich verstehe. Ich denke, das ist auch einer der Gründe, warum er dich mitgenommen hat. Er weiß, das du hier in Sicherheit bist.", sagte sie nachdenklich zu mir. „Und was ist mit Sarah und Yasmin? Sie müssen auch in Sicherheit gebracht werden.", wiedersprach ich ihr. Oma schüttelte den Kopf und sah mich dabei liebevoll an. „Du bist weit aus wertvoller, als die beiden. Das liegt daran, weil du sowohl eine Hexe, als auch ein Halbvampir bist. Luzifer weiß, das er euch damit viel mehr schaden kann. Euer Vorteil ist aber, das er nicht weiß, wie stark ihr drei wirklich seid." Serin legte mir eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft. „Nur leider habe ich das Gefühl, das nur ich soweit bin. Meine Schwestern tun sich immer noch schwer und sie üben jeden Tag. Ich glaube, sie sind eifersüchtig auf mich.", sagte ich und lehnte mich seufzten nach hinten. „Nein, ich denke nicht, dass sie das sind. Du bist eher ein Vorbild für sie. Schau, du hattest drei Jahre Zeit gehabt um deine Kraft zu trainieren und mit Darius hattest du wirklich den besten Lehrer. Sarah und Yasmin hatten leider nicht ganz so viel Zeit. Sie mussten sich auch auf ihr Studium konzentrieren und du hast heimlich geübt. Das darfst du alles nicht vergessen.", erklärte sie mir. Ich sah sie verwundert an. „Woher weißt du, das ich heimlich geübt habe?" Serin lächelte mich an und zwinkerte mir zu. „Komm ich zeig es dir.", sagte sie zu mir und nahm meine Hand. Sie führte mich aus dem Rosengarten hinaus. Wir gingen durch einen langen Gang zur Haupthalle in der eine große Treppe in das oberste Stockwerk führte. Oben angekommen liefen wir durch einige schmälere Gänge, bis wir zu einer weiteren Treppe kamen, die in ein kleines Zimmer führte. „Willkommen in meinem kleinen Reich.", sagte Oma grinsend zu mir. Das Zimmer war zwar klein, aber sehr geschmackvoll eingerichtet. Es war in zwei Stockwerke aufgeteilt. Im unteren Teil war das Wohn und Arbeitszimmer. Auf der einen Seite war ein kleiner Kamin eingelassen, vor dem eine Sitzgruppe und ein kleiner Tisch standen. Die gegenüber liegende Wand war mit Regalen voll gestellt, die bis zur Decke gingen und mit Büchern gefüllt waren. Vor dem Fenster stand ein kleiner Schreibtisch, auf den Serin zielstrebig zu ging. Sie öffnete eine der Schubladen und holte etwas hervor, was sie auf den Tisch legte. Dann sah sie mich an und holte mich mit einer Handbewegung zu sich. Ich sah auf den Tisch, auf dem ein kleiner Kristall lag und das Licht der Sonne einfing. „Weißt du, mein Schatz. Nach Opas tot, war ich in Erdenzeit alle drei Monate hier. Aber nie länger wie ein paar Tage. Die Nachbarn durften ja nichts mitbekommen.", fing sie an mir zu erzählen. „Wirklich? Und was hast du ihnen erzählt, wenn sie gefragt haben?", hakte ich nach. Serin grinste mich schelmisch an und fuhr dann fort: „Naja, entweder ich war mit dem Kegelclub weg oder ich habe, wenn es mal länger wurde, dich und deine Mutter besucht. Aber auf was ich hinaus will ist, das ich dich mit dem Kristall sehen konnte. Da du so weit weg warst musste ich das tun. Deine Schwestern hatte ich ja jeden Tag um mich und konnte ihre Fortschritte sehen, aber deine leider nicht. Das gute ist, ich habe dadurch immer noch ein Auge auf euch und sehe alles. Du siehst, ihr könnt mir nichts verheimlichen." Mir klappte die Kinnlade herunter, als sie das sagte. „Das heißt, du wusstest von den ganzen Vorfällen?", fragte ich sie endgeistert, doch sie schüttelte den Kopf. „Nein, das mit Artemis wusste ich nicht. Aber das auf Annes Hochzeit habe ich gewusst. Ich benutze den Kristall nur, wenn ich spüre, das ihr eure Kräfte benutzt. Wir sind alle vier verbunden mit unserem Blut."
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Krieger des Lichts Licht und Schatten
FantasyEin Kampf, zwei Welt, eine große Liebe. Seit je her besteht der Kampf zwischen Gott und seinem Bruder Luzifer. Der Kampf zwischen Gut und Böse. Doch was haben Julia und ihre Schwestern damit zu tun? Ein Schüleraustausch nach Amsterdam bringt alles a...