11.3 (Julia)

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Rafael schloss hinter sich die Tür der Bibliothek und ließ mich alleine damit ich in ruhe lernen konnte. Er kam lediglich nochmal herein um mir etwas zu trinken und zu essen zu bringen. „Danke, Rafael.", bedankte ich mich bei ihm, als er das Tablett vor mir abstellte. „Gern geschehen. Solltest du noch etwas brauchen, ruf einfach nach mir. Ich bin nie weit weg.", sagte er und verschwand wieder. Ich nahm die Tasse Tee in die Hand und trank einen großen Schluck, dabei sah ich mich in dem großen Raum um. Sie sah fast so aus, wie unsere Bibliothek nur etwas größer und die Einrichtung erinnerte mich an das alte Rom. Da ich eine Pause brauchte stand ich auf um mir die Bücher genauer an zu sehen. Vielleicht fand ich ja eins, das zu dem Thema passte, worüber ich meine Prüfung schreiben musste.

An einem Regal, in dem Bücher über das 13. Jahrhundert standen blieb ich stehen. „Kreuzzüge, wo seid ihr?", brummte ich vor mich hin und ging Titel für Titel durch, bis ich gefunden hatte was ich gesucht hatte. Ich nahm eines der Bücher heraus und fing an darin herum zu blättern. Es waren original Aufzeichnungen und Berichte, die in meinen Büchern nie zu finden sind.

„Du musst also über die Kreuzzüge schreiben.", sagte Senna hinter mir. Ich führ erschrocken herum und ließ dabei fast das Buch fallen. „Senna, du hast mich vielleicht erschreckt.", sagte ich ganz außer Atem. Sie sah mich entschuldigend an. „Es tut mir leid. Ich wusste nicht, das du so vertieft in das Buch bist." Ich schüttelte den Kopf und klappte das Buch wieder zu. „Ist schon gut. Ich wollte eigentlich eine Pause machen, aber dann habe ich das Buch gefunden und konnte es nicht mehr weg legen. Mit dem Buch, ergeben manche Geschichten in meinen Büchern Sinn. Ich bin wirklich froh, das ich mit gekommen bin."

„Das freut mich. Aber Gabriel hätte mir sagen können, über was deine Prüfung handelt, dann hätte ich dir gleich die Bücher gegeben. Das ist typisch für ihn.", sagte sie und lächelte mich dabei liebevoll an. Ich blickte hinter sie und bemerkte, das wir alleine waren. „Wo ist Gabriel eigentlich?", wollte ich wissen. Senna ging zu einem der großen Sessel vor dem Kamin und setzte sich hinein. „Er wollte alleine sein. Kein Wunder, bei dem, was er heute alles erfahren hat." Ich ging zu ihr und setzte mich in den anderen Sessel ihr gegenüber. „Wie meinst du das?", bohrte ich nach. Senna wich meinem Blick aus und starrte in das Feuer. Mich überkam plötzlich ein ungutes Gefühl und meine Gedanken fingen an, Achterbahn zu fahren. „Du musst dir keine Gedanken machen, es ist nicht wegen dir." Ich sah sie verblüfft an. Wie konnte sie wissen, was ich gedacht hatte? Ohne den Blick von den Flammen zu lösen fuhr sie fort: „Mich wundert es nicht, das Gabriel dir nicht gesagt hat, das meine Gabe, die der Gedanken ist. Aber so ist er nun mal.", sagte Senna und zuckte dabei mit den Schultern. Sie drehte sich wieder zu mir und sah, wie ihre Augen anfingen zu leuchten. „Du kannst also die Gedanken der anderen lesen? Ich stelle mir das nicht leicht vor."

„Ist es auch nicht. Erst recht nicht, wenn du einen pubertierenden Jugendlichen in deiner nähe hast, der am liebsten seine ganze Familie auf den Mond schießen würde. Aber es hat auch seine guten Seiten. Die Dämonen können auch nichts vor mir verbergen.", erklärte mir Senna grinsend und ich musste mit lachen. „Lass mich raten, der pubertierende Jugendliche war Gabriel?", fragte ich sie immer noch lachend. Senna nickte nur und fing ebenfalls an zu lachen. Als ich mich wieder gefangen hatte, sah ich sie ernst an. „Du hast mir immer noch nicht gesagt, was mit ihm ist.", sagte ich zu ihr und sah sie finster an. Senna seufzte und setzte wieder eine nachdenkliche Miene auf. „Er war hier, weil er wissen wollte, was damals mit seiner Mutter passiert ist und warum. Gabriel wollte damit abschließen, damit er ein guter König werden kann.", sie hielt kurz inne und lächelte wehmütig, dann sprach sie ruhig weiter, „Seid dem er dich kennt, hat er sich wirklich verändert. Früher war er verschlossen wie eine Auster, aber seid dem er mit dir zusammen ist, sieht er alles anders. Gabriel hat sich mit seinem Schicksal abgefunden, eines Tages die große Bürde meines Bruders zu tragen und weicht keiner Versammlung mehr aus oder weigert sich die Schreibarbeit zu erledigen. Er ist offener für alles. Romano und mich hat es überrascht, das er von sich aus gekommen ist und das, was mit seiner Mutter passiert ist zu hören." Senna nahm meine Hand in ihre und drückte sie sanft. „Ich wusste gar nicht, das ich solch einen Einfluss auf ihn habe.", meinte ich etwas verlegen und fing an mit einer Falte meines Shirts zu spielen. „Sehr großen sogar.", sagte Senna und strich mit ihrer Hand sanft über mein Gesicht.

Krieger des Lichts   Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt