Teil I : Ein Neuer Tag

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Das erste was Violet wahrnahm war das wachsende Gefühl blanker Furcht.Sie war am laufen, nein sie rannte und zwar so schnell sie konnte wusste aber nicht wohin.

Von einer schwarzen leeren umgeben, wie sie es nur in den tiefen des Meeres oder in den weiten des Weltalls geben konnte, doch sie sah die Dunkelheit klar und irgendwie auch verschwommen.
Das einzig deutliche war der seltsame Boden unter ihr.
Er war von eine Art Flüssigkeit bedeckt, die leicht unter ihren Füssen aufschwebte und ein wenig kleben blieb.
Das rhythmisch, platschende klatschen schallte endlos durch die leere während sie immer wieder einen blick über ihre Schulter warf.

Sie blieb abrupt stehen als sie sah das dort überhaupt nichts war, nichts außer der pechschwarzen leere die sie permanent umgab.
Aber desto länger sie in die leere starrte umso größer wuchs ihre angst, sie konnte spürte dass dort etwas war und auf sie wartete.
Sie ließ ihren blick langsam zu Boden sinken, hielt ihre Aufmerksamkeit jedoch an der stelle wo sie bis grade noch ihre Augen hatte und versuchte die seltsame Substanz näher zu betrachten.
Violet streckte ihre Hand langsam nach unten und berührte die kalte, irgendwie schleimige Oberfläche kurz.
Dann tunke sie ihren Zeigefinger einen Zentimeter in die Flüssigkeit, dann einen weiter und noch einen, bis schließlich ihre ganze Hand im dunkeln verschwand.
Es fühlte sich seltsam vertraut an, kühl aber irgendwie auch nicht, klebrig aber auch nicht so sehr wie wachs oder Honig.
Sie wollte noch tiefer gehen als plötzlich etwas an ihr vorbei huschte.

Sie riss ihre Hand aus dem dunklen heraus, schaute sich hektisch um und sah etwas in ihrem Augenwinkel doch egal wohin sie schaute das etwas hielt sich immer außerhalb ihres Blickfeldes auf.
Ihr Kopf sprang immer schneller in alle erdenklichen Richtungen bis etwas sie an den beinen packte und diese unter ihr wegzog.
Ihre Augen schlossen vor schreck und sie kam sich wie in Schwerelosigkeit vor als sie darauf wartete auf den schmierigen Boden aufzuschlagen.
Sie wartete und wartete und wartete , doch es geschah nichts.

Als sie ihre Augen schließlich wieder öffnete fand sie sich kopfüber bis zur hüfte im Boden eingetaucht und ohne die Fähigkeit sich zu bewegen.
Sie konnte lediglich mit ihren Beinen strampeln als sie immer tiefer in die Finsternis sank, bis sie schließlich regungslos durch die leere glitt.
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an bis von einem auf den anderen Moment die Schwerelosigkeit verschwand und sie zu fallen begann.
Bei der Realisierung riss sie ihren Mund panisch auf.

Violet erwachte durch den klang ihres eigenen Schreies.
Sie fand sich aufrecht sitzen, ihr blick huschte hektisch und orientierungslos durch den unbekannten raum.
Sie brauchte ein paar Momente um sich wieder ins Gedächtnis zu rufen wo sie war.
Ihr neues, mit Umzugs Kartons vollgestelltes, Zimmer in Creekfall, einer Kleinstadt mitten im nirgendwo, am Rande der Rocky Mountains.
Es war bisher das größte was sie je hatte und wirkte mit nichts außer ihrem Bett und dem Kleiderschrank um so leerer.
Die einzige Lichtquelle war ihre, uralte lichterkette die sie vor Jahren irgendwo mal bei ihren Großeltern gefunden hatte und sich nun durch das ganze Zimmer erschreckte. Die kleinen, gelb leuchtenden Kegel gaben gerade genug licht abgab um die umrisse der Kartons geradeso erkennen zu können.

Ihr Fenster zeigen einen bewölkten Nachthimmel der sich bis zu der, über dem Tal ragende, Bergkette erschreckte hinter der etwas kurzzeitig aufblitze.
'Nur ein Gewitter' dachte sie als sie sich zurück ins Bett fallen ließ.
Erst jetzt bemerkte Violet dass sie schweißgebadet und ihr Bettwäsche komplett durchnässt war, außerdem wollte ihr Herz nicht mehr aufhören gegen ihre Brust zu hämmern.
Sie griff nach ihrem Handy, tippte zweimal auf das Display und beim ansehen der zahlen auf dem Farbenfrohen Sternennebel, der ihr sperrbildschirm darstellen, seufzte sie frustriert aus.
Es war 4:46, heißt sie würde erst in über einer stunde losgehen müssen.

Sie verbrachte die nächsten 10 Minuten mit dem versuch wieder einzuschlafen doch dafür war sie zum einem zu ausgeschlafen und zum anderen wurde das Gefühl von schweiß bedeckt zu sein immer unangenehmer.
»Fängt ja super an...« flüsterte sie ironisch zu sich selbst bevor sie aus dem klebrigen Bett stieg und das licht an machte.
Wenn sie schon so früh wach war konnte sie die gewonnene zeit auch sinnvoll nutzen und sich früh fertig machen.

Da ihre Eltern noch nicht in ihr Zimmer gestürmt waren hatten sie ihren schrei anscheinend nicht gehört und würden noch bis 6 schlafen.
'Wie sonst auch...' dachte sie bevor sie in den Flur schlich, der noch leerer wirkte als ihr eigentliches Zimmer, um sicher zu gehen.
Und tatsächlich, die beiden Erwachsenen lagen ihrem Doppelbett in einem genauso mit Kartons vollgestellten raum und schliefen friedlich vor sich hin.
Vielleicht würde sie ihnen frühstück machen wenn sie zeit und Laune dazu fand, nun zeit hatte sie genug, da ging es doch mehr um die Laune.
Aber sie musste erstmal unbedingt duschen gehen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 24, 2020 ⏰

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