Mein schönstes Reiseerlebnis war immer, wenn wir in Kanada unterwegs waren. WIR, das bin ich und ein guter Freund, mit dem ich auch schon viel in Deutschland unterwegs war.
Was mich beeindruckt hatte als ich das erste Mal Kanada bereiste, war die Aufgeschlossenheit und Gastfreundlichkeit der Kanadier. Obwohl meine Sprachkenntnisse nicht gerade perfekt waren, sind wir überall gut zurecht gekommen. Man half uns, wo man nur konnte. Besonders im hohen Norden, im YukonTerritorium, standen die Türen immer offen, was für mich und meinen Freund doch schon etwas irritierend war. Doch so sind die Leute inder Wildnis. Jeder ist auf den anderen angewiesen und man hilft sich. Wir jedenfalls gewöhnten uns schnell an die Lebensweise der Kanadier.
Wir waren natürlich hingerissen, über die Einsamkeit und fast endlose Weite der Wildnis im Norden Kanadas. Als Outdoor-Fans waren wir jedes Mal sozusagen "Mit Zelt undKochtopf" unterwegs. Abseits ausgetretener Touristenpfade und stets auf der Suche nach Wegen und Routen, die selten jemand benutzt. Es war ein ausgesprochenes Glücksgefühl, das mich überkam, immer wenn wir in die Wildnis eintauchten. Fernab von der lauten und hektischen Welt da draußen. Ich bin kein religöser Mensch. Mit der Kirche habe ich nichts am Hut. Doch wenn wir Abends am Lagerfeuer saßen, die Sterne fast zum greifen nahe, kamen mir unwillkürlich Gedanken über das SEIN. Woher wir kamen und wohin wir gehen. Es musste irgendeine Macht geben, die diese grandiose Natur, unserenPlaneten und selbst das Universum geschaffen hat. War es nur Zufall? Oder steckte mehr dahinter? Und dann kam ich mir klein und unbedeuten vor angesichts dieser Wildnis, wo der Mensch nur Gast ist.
Ich kam mir aber nie einsam oder verlassen vor. Ich hatte das Gefühl, als wenn ich hierher gehörte. Nicht wie viele Andere, denen diese geheimnisvolle Wildnis und Einsamkeit Angst machte und die sich verloren vorkamen.
Immer wieder wurde ich gefragt, was uns dazu trieb, solche Abenteuerreisen zu machen. Dann antwortete ich immer: Es ist die Herausforderung. Allein auf sich gestellt und ohne die Sicherheit und Bequemlichkeit der Zivilisation seine Grenzen zu entdecken. Die Angst zu überwinden die einem überkam, wenn wir bei hohen Wellengang auf einem See paddelten, oder ein Bär plötzlich bei uns im Camp auftauchte. Bevor wir das erste Mal solch eine Tour planten, machten wir uns natürlich Gedanken. Gedanken darüber, was wäre wenn. Was wäre, wenn sich einer von uns verletzt? Was, wenn wir kenterten und im eiskalten Wasser landeten? Solche Gedanken sollte man sich schon machen, wenn man alleine oder zu zweit in die Wildnis geht. Denn diese verzeiht keine Fehler. Und ich als Mann mit 65Kg. konnte meinen Freund von 90 Kg. nicht tragen, falls er sich einBein bricht.
All das musste vorher geklärt werdenund man musste sich mental darauf vorbereiten.
Und immer wieder waren es Glücksgefühle, wenn wir wieder mal eine kritische, oder sogar gefährliche Situation gemeistert hatten. Ich erkannte meine Grenzen und auch meine Stärken. Wuchs über mich selbst hinaus, als wir gegen die Strömung des Yukon paddeln mussten, um noch spät am Nachmittag einen geeigneten Lagerplatz zu finden. Und jeden Tag dasselbe Spiel. Das Kanu beladen, die Ausrüstung festzurren. Sechs Stunden und mehr paddeln. Einen Platz für das Camp finden. Wieder ausladen, Holz suchen, Feuer machen und Zelte aufbauen.
Und manchmal spielte auch das Wetter nicht mit. Doch all diese Erfahrungen waren für mich mehr wert, al sein Hauptgewinn im Lotto. Und nach sechs Wochen wieder zurück in derHeimat, war es wie ein Schock. Überfüllte Autobahnen, rasende Idioten, Staus, Stress und hetzende Menschen.
Erst nach zwei Wochen hatte ich mich wieder an das Leben in der Zivilisation und den Arbeitsalltag gewöhnt. Doch der Kanada Virus blieb und ist bis heute geblieben.
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Kanada - Land der Abenteuer
AdventureKanada. Land der Abenteuer, ist eine sehr persönliche Reiseerzählung. Das Buch beschreibt die Eindrücke und Erlebnisse des Autors im Traumland Kanada. Eigentlich träumte er als Western Fan immer davon, die USA zu bereisen. Doch wie so oft im Leben...