Für einige Sekunden starrte Sebastian den anderen Jungen einfach nur an. Tausend Gedanken schwirrten durch seinen Kopf und doch hatte er keine Idee, was er nun tun sollte. Sollte er ihn begrüßen? Abhauen? So tun, als wäre gar nichts passiert? Sein Herz fing an zu rasen, seine Atmung wurde unregelmäßiger.
"Sebby, Schatz, komm her!" Robin Stimme schallte über die Farm hinweg. Sebastian wusste nicht, ob er wirklich dort hin gehen sollte. Was würde Calum tun? Würde er ihn ignorieren? Umarmen? Würde er überhaupt etwas tun?
Eine Gänsehaut bildete sich auf Sebastians Haut, als er sich den anderen näherte. Robin lächelte ihren Sohn an und hakte sich bei ihm ein. Calum und Lewis waren bereits im Haus verschwunden und Sebastian graute es vor dem Aufeinandertreffen mit dem anderen.
"Na komm, Sweetie", grinste die rothaarige Frau und zog Basti mit die Veranda hoch und ins Haus.
"Das ist echt der Wahnsinn, Lewis, ich kann es nicht oft genug sagen", lachte Calum den Bürgermeister an und sah sich staunend im Haus um.
"Freut mich, dass es dir gefällt", grinste Robin breit und zog so die Aufmerksamkeit des Bürgermeisters und des Neuen auf sich. "Hat mich viel Mühe und Zeit gekostet, aber das ist es wert!"
Calum erstarrte in dem Moment, in dem er Sebastian erblickte. Die beiden starrten sich wortlos an, niemand wusste, was nun getan werden sollte.
"Sebby, das ist Calum. Calum, das ist Sebastian, mein Sohn."
Calum regte sich als erstes. Ein Grinsen umspielte seine Lippen, seine Augen blitzten für den Bruchteil einer Sekunde auf.
"Ich weiß", grinste er. "Wir kennen uns schon aus Zuzu."
"Ach echt?", murmelte Lewis überrascht und sah zwischen den jungen Männern hin und her. "Na, dann kann Sebastian dir bestimmt die Stadt zeigen, nicht wahr?"
"Eine gute Idee", lächelte Robin. "Ich muss jedenfalls wieder los. Lewis, begleitest du mich zum Büro? Ich möchte noch etwas mit dir besprechen."
"Gerne, Robin", lächelte Lewis. "Also, Jungs, bis denne!" Lewis und Robin verschwanden aus dem Haus.
"Was machst du hier?" Die Worte kamen über Sebs Lippen, bevor er darüber nachdenken konnte.
"Ich wohne jetzt hier", entgegnete Calum, lächelte und zuckte mit den Schultern. "Ist das nicht offensichtlich?"
"Nein, ja, ich meine-" Sebastian fuhr sich seufzend durch die Haare. "Warum ausgerechnet hier?"
"Weil die Farm zum Verkauf stand und das hier der einzige Ort ist, zu dem ich momentan kann."
"Ich-"
Zweifelnd sah Sebastian Calum an. Dieser zog die Augenbrauen hoch und steckte die Hände in die Hosentaschen.
"Was ist denn? Sebastian?"
So schnell konnte Calum gar nicht gucken, da hatte der dunkelhaarige auf dem Absatz kehrt gemacht und war aus dem Haus gerannt. Verwirrt folgte Calum ihm, bekam ihn dann am Handgelenk zu packen - das Problem?
Naja, Sebastian stand halb auf der Treppe und so flogen die beiden von der Veranda hinunter.
"Ah, verdammt", fluchte Sebastian und hielt sich die rechte Schulter. "Pass doch Mal auf!"
"Wenn du einfach abhaust, was kann ich denn dafür?", grummelte Calum und hielt sich das linke Knie. "Ich will doch nur wissen, was los ist!"
"Ich habe keine Ahnung, was damals passiert ist, okay? Das fühlt sich komisch an", jammerte Basti und zog die Beine an seinen Körper.
"Soweit ich mich wieder erinnern kann, hatten wir verdammt viel Spaß", murmelte Calum und ließ sich nach hinten in den Dreck fallen.
"Wie meinst du das?" Sebastian zog eine Augenbraue hoch und sah den jüngeren fragend an. Dieser schmunzelte.
"Well, nachdem wir bei mir Zuhause angekommen sind, haben wir ein wenig rumgemacht." Sebastians Augenbrauen zogen sich zusammen. Er konnte nicht glauben, was er da hörte. Er? Und Calum? Rumgemacht?
"Du warst echt verdammt süß."
"Ich bin nicht süß!", empörte sich Sebastian und verpasste Calum einen leichten Stoß in die Seite.
"Du bist so süß wenn du dich aufregst", kicherte Calum und hielt die Hand des älteren fest. "Aber Mal ehrlich: du hast mich überall geküsst, nur nicht auf die Lippen."
"Das hast du ja anscheinend geändert", murmelte Sebastian und ließ sich ebenfalls in den Dreck fallen.
"Und wie ich das habe."
"Was ist noch passiert?", fragte Sebastian, woraufhin Calum seinen Mund öffnete, doch Seb setzte sich auf. "Warte, nein, ich will's nicht wissen." Calum zog die Augenbrauen hoch, zuckte innerlich mit den Schultern. Wenn nicht, dann nicht.
Danach war es still. Die beiden sahen hinauf in den blauen, beinahe wolkenlosen, Himmel. Sebastian konnte es einfach nicht fassen. Was um aller Welt hatte ihn dazu gebracht, mit Calum zu gehen?
"Warum hast du dich nicht gemeldet?", murmelte Calum leise und drehte seinen Kopf zu Sebastian. Dieser schluckte kurz. Bewusst hatte er den kleinen Zettel in seiner Jackentasche mit Calums Nummer ignoriert, wusste er nicht, was er ihm schreiben sollte oder worauf es hinaus gelaufen wäre.
"Ich wusste nicht, wie ich dich anschreiben sollte", murmelte er schließlich zurück und drehte ebenfalls seinen Kopf zu Calum. "Ob ich es überhaupt sollte."
"Achso", wisperte Calum. "Eigentlich schade, dass ich dich auf diese Art wieder sehe. Ich hätte mir gewünscht, dass du mich entweder anschreibst oder ich dir in Zuzu über den Weg laufe."
"Echt?", flüsterte Sebastian zurück. "Ich hatte gehofft, dass ich dich nie wieder sehe."
"Autsch, das hat gesessen", murmelte Calum und wandte seinen Blick ab. "Meinst du das ernst?"
"Naja", flüsterte dieser nach einigen Sekunden. "Wenn fast alle Erinnerungen an diese Nacht weg sind und du keine Ahnung hast, was du getan hast, dann weißt du nicht, ob du diese Person noch einmal treffen möchtest."
"Hm", machte Calum, nickte dann aber. "Da magst du wohl Recht haben. Aber ich bin froh, dass ich dich wieder sehe." Calum lachte leicht, verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
"Bist du sicher?", fragte Sebastian und legte die Hände auf den Bauch.
"Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich und deine gottverdammten Lippen vermisst habe", antwortete Calum und schloss die Augen. "Auch dein betrunkenes ich vermisse ich. Du warst einfach... Toll!"
Sebastians Wangen färbten sich augenblicklich rot. Er wandte sein Gesicht ab, schluckte und versuchte krampfhaft, sich zu erinnern.
"Inwiefern 'toll'?"
"Naja", grinste Calum, pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Du hast davon geredet, dass du Programmierer bist, noch nie einen Jungen geküsst hast, müde warst und dass du ja auch Gefühle hättest, als ich dich ins Taxi geschubst habe."
"Ich habe ja auch Gefühle" murmelte Sebastian. "Und zu dem Rest; ja, ich bin Programmierer, war bestimmt ziemlich müde und bis dahin hatte ich ja auch noch nie einen Typen geküsst."
"Alles gut, Shorty, du musst dich ja nicht rechtfertigen", lächelte Calum und griff nach der einen Hand des anderen. "Über einen Kuss würde ich mich tatsächlich mehr freuen."
Sebastian wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Sollte er ihn küssen? Ihn ignorieren? Einfach gehen?
"Vergiss es", murmelte er und befreite seine Hand von Calums. Der jüngere seufzte enttäuscht auf, beließ es aber dabei.
"Dann zeig mir wenigstens die Gegend", sagte Calum dann. Sebastian nickte, stand auf und hielt Calum seine Hand hin.
"Das mache ich gerne."
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Sebastian | SDV FF
Fanfiction"Und warum hast du mich jetzt geküsst?" Sebastian zog die Augenbrauen hoch und sah zu Calum. Dieser fuhr sich nervös lachend durch die Haare und sah auf den Fluss. "Ich habe die schlechte Angewohnheit, Leute zu küssen, wenn sie traurig sind." ...