Kapitel 11

636 51 28
                                    

Wir saßen gerade am Strand als mein Handy losging. Ich schaute auf das Display. Jasi. Was wollte sie denn? Lief etwa was in der Agentur schief? Hatte ich irgendetwas übersehen? Oder war etwas mit Franzi und den Kleinen? Mein Kopf fing sofort an zu rotieren. Ich stand auf und ging ein Stück beiseite, ehe ich das Gespräch annahm.
"Hey Jasi, was ist passiert?", fragte ich sofort nervös.
"Kathi, ich heirate.", lachte Jasi. Was hatte die denn getrunken? Ich schaute auf meine Uhr. Es war gerade einmal Mittag durch. Das war eindeutig zu früh für Alkohol. Also was war sonst mit ihr los?
"Ich weiß. Ich war dabei als Roman dir einen Heiratsantrag gemacht hat."
"Manno, das meine ich doch nicht. Wir haben uns gerade einen Termin im Standesamt geholt. Wir heiraten gleich am Freitag nach deiner Rückkehr. Das war der früheste Termin, den wir bekommen haben." Ach du heiliger Brautstrauß. Das war genau ein Tag nach meinem Urlaub oder aber auch in gerade einmal nicht mal mehr einer Woche. Wie sollten wir das denn schaffen, das noch alles zu organisieren?
"Okay, ich komme sofort nach Hause, sonst kriegen wir die Planung nicht mehr hin." Ich hatte noch keine Ahnung wie ich das Erik und Vicki beibrachte, dass ich noch heute abreisen würde. Ich musste mich sofort um einen Flug kümmern. Mein Kopf ratterte schon.
"Nix da, Kathi. Roman und ich heiraten nur im kleinen Kreis und standesamtlich. Das schaffen Franzi und ich schon alleine. Du machst mal noch schön deinen Urlaub und suchst dir ein hübsches Kleid in Palma."
Wie die heirateten nur im kleinen Rahmen? Das passte doch überhaupt nicht zu Jasi. Sie wollte immer die Prinzessinnenhochzeit. Und so wie ich Roman kennengelernt hatte, würde er ihr diesen Wunsch niemals verwehren.
"Wieso heiratet ihr auf einmal so schnell und nur im kleinen Kreis?", ich musste jetzt einfach meine Neugier befriedigen. Sie war doch nicht etwa auch schwanger?
"Naja, Roman will, dass ich so schnell wie möglich seinen Namen trage, schon wegen des Agenturnamens. Und ehrlich gesagt habe ich da auch nicht das geringste gegen. Wir heiraten dann in der Winterpause kirchlich in der Schweiz. Da gibt es dann auch den Kitsch mit allem drum und dran."
Okay, das war eine Erklärung.
"Aber jetzt erzähl mal, haben Vicki und du schon den Ballermann auseinander genommen und die Kerle abgeschleppt?"
Die Neugier war wieder typisch für Jasi. "Naja, ich habe im Flugzeug jemand kennengelernt. Und irgendwie habe ich jetzt einen Freund.", druckste ich herum.
"Ay, Franzi, Kathi hat im Flugzeug schon ihren Lover aufgerissen.", lachte Jasi. Im Hintergrund hörte ich Franzi jubeln "Supi, dann müssen wir sie nicht mit einem BVB Spieler verkuppeln." Die beiden waren doch total ballaballa.
"Na, dann bringst du den aber mit zur Hochzeit. Und grüße deinen Schatzi unbekannterweise von uns. Und schöne Grüße auch an Vicki."
Ich lief nachdenklich wieder zu den anderen zurück.
"Engelchen, war es was schlimmes? Du siehst so nachdenklich aus." Erik schaute mich besorgt an, zog mich zu sich auf den Schoss und schlang seine Arme um mich. Hatte er mich gerade wirklich Engelchen genannt? Mein Herz hämmerte wie ein Presslufthammer in meiner Brust und mein ganzer Körper kribbelte. So hatte er mich ja noch nie genannt. Aber ich musste sagen, das gefiel mir total überirdisch hammermäßig gut.
"Nee, überhaupt nicht. Das war nur meine Freundin, die mir Bescheid gegeben hat, dass sie nächste Woche heiratet und mich eingeladen hat."
Vicki riss die Augen auf "Sag nicht, dass das Jasmin war." Ich nickte nur wild. "Das ist ja der Hammer. Wir müssen morgen unbedingt nach Palma ein Kleid für dich kaufen.", Vicki war mindestens so aufgeregt wie Jasi am Telefon.
"Was heißt hier morgen. Wir fahren sofort gucken.", Erik sprang auf und zog mich mit hoch.
Da war ja noch etwas, was ich ihn fragen musste "Würdest du mich dahin begleiten?", brachte ich leise hervor. Erik schaute mich überrascht an. Na gut, war klar. Wir waren ja noch nicht wirklich lange zusammen. Waren wir überhaupt schon richtig zusammen? Vielleicht war es für ihn ja doch nur ein Urlaubsflirt.
"Nichts lieber als das, Engelchen.", grinste er mich an "Dann lerne ich auch gleich einmal deine Freunde kennen. Und vielleicht fängst du ja den Brautstrauß", zwinkerte er mir zu. Okay, jetzt rastete mein Herz wirklich gerade aus. Er hatte mich schon wieder Engelchen genannt. Und er würde mich begleiten. Er freute sich sogar meine Freunde kennenzulernen.
"Mir wird ja gleich übel." Ach ja, Dobopopo war ja auch noch da.

Als wir uns auf den Weg machten, war aber natürlich der liebe Dogan der erste, der vor dem Auto stand. Dank meiner Schwester landete er wieder auf dem Rücksitz. Wir parkten in einem Parkhaus direkt am Passeig de Mallorca.
"Kannst du mein Handy in deine Handtasche einstecken?", grinste mich Erik an als wir ausgestiegen waren und streckte es mir schon entgegen, bevor er meine Hand griff und mit mir losmarschierte. Kaum, dass wir aus dem Parkhaus heraus waren standen wir auch schon vor einem exquisiten Braut- und Abendmodengeschäft. Ehe ich mich über die heftigen Preise aufregen konnte, wurde ich auch schon in den Laden geschoben.
"Das Kleid musst du unbedingt anprobieren. Das passt perfekt zu deinen Augen." Erik hielt mir ein schokofarbenes Kleid hin. Er hatte recht. Die Farbe stand mir wirklich immer gut und auch der Rest gefiel mir. Es war schlicht aber doch irgendwie sexy.
"Wir gehen das mal anprobieren." Vicki zog mich mit in die Garderobe und ich schlüpfte schnell in das Kleid.
"Das ist wirklich wie für dich gemacht.", strahlte sie mich an. "So, das Kleid hätten wir. Und weil ich die beste Schwester auf der Welt bin, habe ich auch noch einen Plan, wie du einen schönen Tag in Palma mit deinem Schatzi verbringst." und schon weihte sie mich in ihren Plan ein. Das könnte wirklich funktionieren.
"Das ist echt gemein, dass du mir das Kleid nicht angezogen gezeigt hast.", schmollte Erik, während wir uns durch die Menschenmenge auf der Promenade schoben. Erik hatte meine Hand fest umschlossen. Ich war dafür dankbar, denn bei meiner Größe konnte ich nicht wirklich viel sehen.
"Dogan, schau mal, was da ist." Und schon zerrte Vicki ihn mit sich. Ich hätte mich ausschütten können vor lachen. Der hatte sich völlig schockiert zu Erik umgedreht als Vicki auch schon mit ihm in der Menge verschwand. Ich zog Erik, der das ganze gar nicht wirklich mitbekommen hatte in die andere Richtung in eine kleine Gasse.
"Können wir hier langlaufen? Das Gedränge ist mir irgendwie zu viel.", lächelte ich ihn an."Außerdem habe ich Hunger."
"Klar doch, Engelchen. Schau mal da vorne ist eine Tapas Bar. Wollen wir da hingehen?", lächelte er mich liebevoll an.  Menno, bei diesen Grübchen und diesen strahlenden Augen könnte ich ja schon wieder total durchdrehen.
Ich nickte auch strahlend. Er hatte noch kein Wort wegen Dogan und Vicki verloren, sondern war völlig auf mich fokussiert. Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und streckte mich, um Erik einen Kuss zu geben. Sofort beugte er sich mir entgegen und ich spürte seine weichen Lippen auf meinen. Ich konnte mir nicht vorstellen jemals wieder auf diese tollen Gefühle, die gerade in meinem Körper Amok liefen, zu verzichten. In diesem Moment war Dogan in meinem kopf ganz weit entfernt. Das würde ich mir auf keinen Fall von diesem ollen Stenkerkopf zerstören lassen.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt