Kapitel 10: Der Unfall

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Als ich wieder die Halle betrat, waren die Jungs dabei das Netz in der Halle aufzubauen. Die anderen Mädchen hatten mittlerweile auch die Halle betreten und waren schon dabei die Halle in der Mitte zu unterteilen. Auf der einen Hallenhälfte würden die Mädchen trainieren und die Jungs, mit Pauline, Alice und mir, auf der anderen Seite. Der Aufbau war schnell erledigt und wir begannen uns warm zu laufen, während Ukai noch telefonierte. Daichi koordinierte das Laufen, das Dehnen und die Kraftübungen und traurigerweise war ich sehr schnell erschöpft. Die lange Trainingspause rächte sich immer noch. Ukai beendete irgendwann das Aufwärmen und wir begannen mit dem Training. Irgendwie motivierte uns die Tatsache, dass wir uns auf einem Trainingscamp befanden und gaben als Team 100 Prozent. Während es langsam draußen dunkler wurde, wurden auch unserer Energiereserven geringer, wobei Noya und Hinata immer noch wild durch die Gegend sprangen. Wir hatten gerade Pause, in der ich neben Sugawara und Asahi stand, durchatmete und eine weitere Wasserflasche austrank. Ich erinnerte mich in der kurzen Ruhepause daran, dass ich Hinata und Noya noch eine gute Nachricht zu verkünden hatte. Also entschuldigte ich mich bei Sugawara und Asahi und ging rüber zu Noya, Hinata und Tanaka, die bei Kiyoko standen und sich mit ihr unterhielten. Wobei unterhielten vielleicht nicht der richtige Begriff war. Sie versuchten eher ihre Gunst oder Aufmerksamkeit zu erlangen und genau dieses Verhalten sorgte für einen eisernen Nachgeschmack in meinem Mund, wobei ich eigentlich keinen Grund dazu hatte mich darüber aufzuregen. Und doch störte es mich. Schon nach einigen Schritten war ich bei ihnen angekommen und tippte Hinata mit einem Lächeln auf den Lippen dreimal auf seine rechte Schulter. Er drehte sich zu mir um und erwiderte mein Lächeln. „Darf kurz stören?" fragte ich zuckersüß, jedoch mit dem eisernen Geschmack im Moment. Überraschenderweise merkte anscheinend aber niemand was davon. „Klar, was gibts?" fragte er zurück und ich stellte mich aufrechter hin. „Können du und Noya kurz mitkommen?" fragte ich und schaute dabei Noya ins Gesicht. Er sah ein wenig überrascht aus, jedoch nickten er und Hinata und folgten mir, etwas weiter von den anderen weg. Umso weiter wir uns von Kiyoko und Tanaka entfernten, umso neutrale wurde der Geschmack in meinem Mund. Am Ende der Halle drehte ich mich zu den beiden um und wippte leicht auf meinen Füßen hin und her. „Ratet mal, was ich für uns organisieren konnte?" fragte ich und schaute abwechselnd in Noyas und Hinatas Augen, wobei ich zugeben musste, dass der Augenkontakt von mir und Noya immer länger anhielt, als der zwischen Hinata und mir. Hinata zog auf einmal einen Schmollmund und meinte: „Ach keine Ahnung! Was konntest du denn organisieren?". Noyas Augen glitzerten dabei neugierig, als ob er seinen Ausruf bestätigen wollte. Jedoch wollte ich die beiden nicht weiter auf die Folter spannen und platzte mit der Nachricht heraus: „Ich konnte für uns drei ein Training mit der Nationalmannschaft organisieren und der kleine Gigant wird auch dabei sein." einen Moment schauten Noya und Hinata geschockt aus, doch dieser Moment hielt nicht wirklich lange an. Hinata begann aufgeregt auf und ab zu springen, sowie schon aufgeregt vor sich her zu brabbeln. Noya hingegen reagierte ziemlich... überraschend. Er ging auf mich zu und schloss mich stürmisch in seine Arme und wippte dabei auch auf und ab. Seine plötzliche Nähe erschreckte mich ein wenig, jedoch fühlte es sich zu angenehm an, um die Umarmung zu unterbrechen. Die beiden Jungs ließen sich beinahe nicht mehr beruhigen und waren drauf und dran jedem davon zu erzählen, was ich aber zu verhindern wusste. Also packte ich Hinata und zog ihn näher zu mir heran, während ich Noya ein wenig von mir weg schob. "Ihr beide dürft dass nicht einfach jedem erzählen. Meine Schwester köpft mich sonst, da sonst jeder Überzeugung wäre, dass er ein Training mit dem nationlem Team einfach so bekommen kann." zischte ich den beiden zu, was ihnen auch einen ordentlichen Dämpfer verpasste und sie mich entschuldigend anschauten. Ihre Augen strahlten jedoch weiterhin. Ich lächelte ihnen leicht zu und meinte, dass ich wieder zu Sugawara gehen würde. Ich spürte noch beim zurückgehen ihren Blick auf meinem Rücken und musste zugeben, dass es mir sogar gefiel. Kaum war ich wieder bei Sugawara, sollten wir uns um Ukai versammeln. Schon nach kurzer Zeit, standen wir alle in einem großen Kreis und warteten darauf, dass Ukai uns irgendwas mitteilte. „So Leute, das heutige Training ist vorbei. Morgen kommt Nekoma und wir werden einige Trainingsspiele veranstalten. Deswegen treffen wir uns morgen hier um 10 Uhr. Jetzt habe Ihr Freizeit und könnt weiter trainieren oder einfach nur entspannen. Das ist eure Entscheidung. Bis morgen!" damit hob er seine Hand und verließ die Turnhalle. Nun standen wir hier und wussten nicht so ganz, was wir mit unserer Zeit anfangen sollten, abgesehen von Hinata und Kageyama die sofort anfangen wollten ihren Schnellangriff weiter zu üben. Asahi wollte seinen Aufschlag üben, Tsukki und Yamaguchi verließen die Halle und Daichi trainierte mit dem Rest einen strategischen Angriff. Pauline, Alice und ich schauten uns an, und ich zuckte nur mit meinen Schultern. Alice grinste und meinte: „Wie in guten alten Zeiten. Lass uns dann unseren speziellen Angriff üben." Alice und ich stimmten zu und fragten Kiyoko, ob sie uns Bälle zuwerfen könnte. 

So verging der Abend. Erschöpft ging ich mit den anderen beiden zurück in unser Zimmer. Auf uns warteten schon die Mädchen aus dem Mädchenteam. Sie unterhielten sich und grüßten uns alle freundlich. Ich setzte mich zu Yui, die ihre Schlafsachen neben meinen ausgebreitet hatte. „Na, wie war heute euer Training?" fragte sie mich und lächelte freundlich. In ihrer Nähe fühlte ich mich sehr wohl und ich lächelte zurück. „Sehr gut, es war zwar anstrengend, aber ich gehe gleich duschen und dann hat sich das."  Yui musterte mich eine Weile. „Ich habe euch heute beobachtet. Ihr spielt alle gut, aber ein richtig Pest Team seid ihr noch nicht." meinte sie grübelnd. Ich legte meinen Kopf ein wenig zur Seite und dachte über die Aussage nach. „Wahrscheinlich hast du recht, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass so viele neue im Team sind. Wir müssen uns wahrscheinlich einfach noch besser kennenlernen und einfach mehr zusammen spielen. Das wird schon. Außerdem glaube ich fest an diese Mannschaft." meinte ich und wendete mich meiner Tasche zu, um mein Duschzeugs zu holen. Einen Moment schwieg sie, bevor sie wieder anfing zu sprechen. „Weißt du, ich bin nun in dem letzten Jahr. Das heißt, dass ist das letzte Jahr, indem ich hier der Kapitän bin. Ich möchte einfach mit diesem Team Volleyball spielen, weißt du? Ich möchte noch viele Erinnerungen mit dem Team sammeln." Dabei lächelte sie mich mit strahlenden Auge an. Ich erwiderte mein Lächeln,stand auf mit meinem Duschzeugs, berührte ihr Knie und meinte: „Weißt du und ich glaube auch, dass du das schaffen wirst. Die Mädchen hier sind alle sehr nett und sie können froh sein, dass du ihr Kapitän bist." damit löste ich mich von ihr und ging duschen.

Am nächsten morgen erschien ich pünktlich um 10 Uhr in der Halle. Ich hatte meine Sportsachen an und hielt mein Trikot in der Hand. In der Halle standen schon die Jungs und die Mädchen der Mädchenmanschaft. Jedoch standen hier auch noch andere Leute. Nekoma, schoss es mir durch den Kopf und ich ging zu Hinata. Dieser unterhielt sich mit einem blonden Jungen. Neben Daichi stand ein Junge mit längeren schwarzen Haaren und alle schienen sich irgendwie zu kennen. Bei Hinata angekommen begrüßte ich ihn. „Guten Morgen" meinte ich und Hinata erwiderte ebenfalls mit einem „Guten Morgen Emilia! Das hier ist Kenma. Er ist der Steller von Nekoma und..." dabei geriet er in einen unbrechbaren Redefluss. Ich schaute mir die Mitglieder von Nekoma an und musste sagen, dass sie alle sehr groß waren, mit ein paar Ausnahmen. Ukai betrat einen Moment später die Halle und unterhielt sich kurz mit dem Coach von Nekoma. Dann würden wir alle zu ihnen gewunken. Bei der Mädchenmanschaft geschah das selbe. Ukai stellte uns alle gegenseitig vor, wobei ich mir nicht wirklich die Namen der Leute merken konnte. Lange Rede, kurzer Sinn, im Endeffekt wurde uns gesagt, dass wir heute in viele Trainingsspiele gegeneinander antreten werde, die Verlierer eine Strafe bekommen und das wir Abends, so wie gestern, Zeit zur freien Verfügung bekommen. Damit starteten wir mit der Erwärmung, dem Dehnen und dem Einspielen. Nachdem das alles fertig war, begannen wir mit dem spielen. Ich begann, mit Hinata, Kageyama, Pauline, Daichi und Noya zu spielen, gegen das Team von Nekoma. 

Sie führten im ersten Set mit 15 Punkte, als wir eine Auszeit bekamen. Ich nutzte die Zeit um was zu trinken. Daichi musste als Kapitän etwas mit Ukai bereden, daher drehte ich mich in der Zwischenzeit zur Mädchenmanschaft und beobachtete ihr Spiel. Sie lagen noch weiter mit den Punkten zurück als wir und man konnte deutlich Ihr Anspannung spüren. Yui stand hinten und wartete auf den nächste Ballwechsel. Ein Mädchen von Nekoma schlug gerade einen Ball zur anderen Seite, als die Zeit begann in Zeitlupe zu vergehen. Ich konnte jeden einzelnen Schritt und jede einzelne Muskelbewegung von Yui wahrnehmen und wusste, dass jetzt etwas sehr schief gehen würde. Ich riss meine Augen auf und wollte gerade laut rufen, um sie daran zu hindern den Ball nachzujagen. Diese Situation kam mir so bekannt vor. Der Libero ihrer Manschaft versuchte den Ball zu retten, jedoch traf sie den Ball falsch und er flog weit nach rechts. Yui rannte hinterher und kurz bevor sie den Ball erreichte, knickte ihr rechter Fuß schlimm um. Ihr Knöchel berührte den Boden. Trotzdem traf sie den Ball und brachte ihn wieder ins Spiel. Ich ließ ,eine Flasche fallen und rannte in ihre Richtung. Von hinten hörte ich Noya und Daichi meinen Namen rufen, jedoch ignorierte ich die beiden und rannte zu Yui. Sie lag auf dem Boden und zog ihr eines Bein an ihren Körper. Ich rief laut "Stopp!" und ließ mich neben ihr fallen. Ihr Fuß, mit dem sie umgeknickt war stand unnatürlich von ihrem Körper ab. Wir wurde schlecht. Ukai, Nekomata und dass komplette Team versammelte sich um sie, während Yui Tränen über die Wangen liefen. Sie packte meine Hand und schaute mir ins Gesicht. „Bitte sag mir, dass ich mir nur einbilde, dass mein Fuß so unnatürlich absteht." ich schluckte hart und erinnerte mich an unser Gespräch von gestern. Damit würde sich ihr Ziel noch an vielen Spielen teilzunehmen etwas verschieben müssen.

Der Rabe und die Löwin (Haikyuu/Nishinoya Yuu FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt