16|Tränen und Verzweiflung

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„Er bringt mich um, wenn ich dich anfasse und wenn ich dir irgendwas gebe, dann sollte ich mich einfach selbst umbringen, bevor er kommt, mich grauenvoll quält und schließlich in Stücke zerreißt.", grinste er und schien kein Stück beängstigt, weshalb ich erstaunt zu ihm sah,„Ich habe keine Angst Seren. Ich werde dich weder anfassen noch dir irgendetwas geben, also kein Grund zur Sorge."

~

Während ich weinte strich Enes mir beruhigend übers Haar und ich legte meine Hände um seinen Arm. Mein Kopf war auf seine Brust gelehnt und das seit bestimmt zehn Minuten.
Wie aus dem Nichts fing ich an zu weinen während er mir davon erzählte, wann er hier einzog und was für ein Hin und Her es war.

„Es tut so weh Enes.", schluchzte ich und er hörte kurz auf meine Haare zu streichen, doch setzte wieder an.
Nicht nur meine Brust schmerzte sondern mein gesamter Körper. Einen schlimmeren Schmerz konnte es auf dieser Welt nicht geben. Es war ein seelischer Schmerz.

„Du hattest doch abgeschlossen.", merkte er an und durch diese Tatsache weinte ich nur mehr, denn anscheinend stimmte es nicht,„Okay wein dich aus bis du sogar zwanghaft Tränen hervorrufst, aber er ist es nicht wert, dass du so viel weinst und das auch noch fast täglich!" Ich schmiegte mich mehr an ihn und schluchzte bitterlich, denn er hatte absolut recht!
Ich sollte nicht weinen, wegen einem Mann, der mich nie so sehr lieben würde wie ich ihn. Verdammt! Es schmerzte so unglaublich.

„Er hat dich einfach verlassen Seren. Du hast ihm sogar die Wahl gelassen, aber er hat sich trotzdem gegen dich entschieden. Lohnt es sich für ihn zu weinen?", fragte er und ich schüttelte den Kopf. Er zog mich zurück und ich strich über meine nassen Wangen. Mittlerweile musste auch jeder Rest meiner Schminke ab sein. Enes legte seine Hände um meine Wangen und lächelte mich sanft an.

„Du weißt auch, dass es sich nicht lohnt.", flüsterte er und ich wimmerte leise,„Hör auf Seren bitte. Ich will dich nicht weiterhin so traurig sehen, wegen einem Mann, der dich nicht wertschätzt. Wärst du meine-.." Sofort hörte er auf zu sprechen und ich sah zu ihm auf. Meine glasigen Augen musterten ihn während er schluckte und seufzte.

„Wie auch immer. Lass dich nicht unterkriegen, weil er vor dir steht.", sprach er dennoch weiter und lächelte mich aufmunternd an,„Ich glaube an dich und die Seren, die ich nun vor über einem Jahr kennenlernte ist die stärkste Frau überhaupt, weil sie sich nicht unterkriegen lässt!" Ich senkte den Kopf, doch er zog mich an den Wangen wieder hoch.

Enes war mir so ein guter Freund in dieser Zeit. Niemand war für mich da, sowie er. Wer hätte gedacht, dass ich mal wegen Kenan bei Enes weinen würde?
Wer hätte überhaupt gedacht, dass Enes auftauchen würde und wir uns auch noch so nahe stehen würden.

„Danke.", zitterte meine Stimme und ich lehnte mich ruckartig vor um ihn zu umarmen. Er blieb erst erstarrt sitzen, doch legte schon seine Arme um mich und drückte mich fest.

„Nicht dafür Prinzessin.", flüsterte er. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsgrube und versuchte mich auf meinen Atem zu konzentrieren, um nicht weiter zu weinen.
Langsam löste ich mich von ihm und rutschte ein gutes Stück von ihm weg.
Enes stand auf und nahm die zwei Tassen mit.

„Du solltest jetzt schlafen. Es ist schon halb zwölf.", merkte er an und sah auf eine Uhr über dem Fernseher,„Du kannst in meinem Bett schlafen und ich hier auf der Couch." Ich schüttelte den Kopf und zog meine Mundwinkel gezwungen hoch.

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