Kapitel 9

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P.O.V. Louis

Harry flitzte, ohne sich Schuhe oder eine Jacke drüber zu ziehen, an uns vorbei aus der Haustür.

„Was hast du getan?" fauchte ich den bedrückten Niall an, der kurz nach Harry die Treppen runter stolperte. Er setzte an etwas zu sagen, doch ich schnitt ihm das Wort ab: „Ach egal, spar es dir und helf mir Harry zu suchen!"

Mittlerweile waren auch Liam und Zayn aufgesprungen. Ich rannte ins Freie und konnte die Schritte der anderen dicht hinter mir hören. „Er kennt sich hier nicht aus, also könnte er überall sein! Am besten teilen wir uns auf."

Gesagt getan bog ich nach rechts ab und durchkämmte die nächsten drei Querstraßen. Fast hätte ich das kleine Häufchen Elend am Straßenrand übersehen. „Nein, nein, nein...! Harry bitte! Tu mir das nicht an!" flüsterte ich, als ich schwankend auf das zusammengefallene Bündel zurannte. Erst jetzt entdeckte ich die Blutlache neben seinem Körper. Ich warf mich auf die Knie und verfehlte knapp das Taschenmesser, das nicht weit entfernt von Harrys Hand liegt.

Warum hatte ich Niall nicht davon abgehalten mit dem sowieso schon ganz verwirrten Harry reden zu wollen??

Ich ergriff Harrys schlaffe, unverletzte Hand. Sie war eiskalt. Konzentriert suchte ich nach einem Puls, den ich nach langem Suchen vorfand, welcher aber viel zu schwach war.

Er darf  nicht sterben! Mit zittrigen Händen durchsuchte ich meine Hosentaschen. Das darf doch nicht wahr sein! Wie sollte ich ohne Handy den Notarzt rufen?? Ohne lang zu überlegen, legte ich einen Arm unter Harrys Knie, den anderen an seinen Rücken. Das Adrenalin, das mir durch die Adern schoss, hielt meine Arme davon ab müde zu werden. Oder Harry war trotz seiner Größe wirklich sehr leicht, was nicht ausgeschlossen werden konnte.

Der Weg zu meiner Villa kam mir meilenweit vor. Auf halber Strecke kam mir ein aufgewühlter Liam entgegen.

Nachdem er den leblosen Harry in meinen Armen sah, griff er ohne zu überlegen nach seinem Handy und wählte die Nummer des Notarztes. Ununterbrochen liefen mir Tränen aus den Augen, was mein Sichtfeld stark einschränkte. Ich konnte es aber selbst nicht übers Herz bringen, den unterkühlten Körper ein weiteres Mal dem kalten Asphalt auszusetzen, um mir eine freie Sicht zu beschaffen.

Auch nachdem Liam mir befahl ihn abzulegen, verweigerte ich. „Louis! Ich bin Arzt, also vertrau mir und leg Harry hin! Ich muss seinen Puls überprüfen bis der Notarzt kommt." Versuchte Liam mich mit seiner Stimme zu beruhigen. Trotz seines Versuches stark zu wirken, merkte ich ihm die Angst an.

Ich gab nach, aber setzte mich selbst auf den kalten Untergrund und legte Harry auf meinen Schoß. Liam sprang an Harrys Seite und griff nach einer Hand. Ich konnte ein trauriges Flimmern in seiner Miene erkennen, als er die tiefen Schnitte am ganzen Unterarm entdeckte. Liam riss seinen karierten Schal von seinem Hals und wickelte diesen fest und gekonnt um Harrys Arm, um zu versuchen die Blutung zu stoppen.

Nur wenige Augenblicke später bog der Krankenwagen um die Ecke. Erleichtert schluchzte ich auf. „Du kommst jetzt ins Krankenhaus. Du wirst wieder gesund! Hast du verstanden?" flüsterte ich Harry ins Ohr. Aus Angst, dass dies nicht eintreffen wird, füllten sich meine Augen ein weiteres Mal mit Tränen.

Eilig wurde Harry auf eine Trage gelegt und in den Wagen verfrachtet, während Liam ihnen die Situation erklärte. Ich starrte auf den offenen Wagen und entschloss mich letztendlich mit einzusteigen. Doch bevor ich so weit kommen konnte hielt mich einer der Ärzte davon ab. „Ich bin sein Freund, ich möchte mitfahren!" „Tut mir leid, aber es dürfen nur Familienmitglieder mitfahren." Entschuldigend griff der Arzt nach der Tür. „Ich bin ein Familienmitglied! Ich ... Er ist mein fester Freund!" stammelte ich die Notlüge.

Prüfend wurde ich von Liam und den Ärzten gemustert. Um keine Zeit zu verschwenden stimmten diese letztendlich zu. Fast rutschte meine Hand beim Einsteigen ab, doch Liam hielt mich fest und schob mich in den Wagen. „Zayn und ich kommen nach." Erklärte mir Liam und warf die Tür hinter mir zu.

Während der gesamten Fahrt hielt ich Harrys Hand. Sanft streichelte ich seinen Handrücken und strich weitere Tränen von meinem Gesicht. Wie konnte es sein, dass mir dieser Junge nach so einer kurzen Zeit schon so wichtig geworden war?

Die Frage kreiste noch immer in meinen Gedanken, als der Wagen zum Stehen kam, die Türen aufschwangen und die Trage mit Harry rausgezogen wurde.

Der Schock saß mir noch immer tief in den Knochen, als ich durch die Scheibe in den Raum sehen konnte in dem Harry lag. Ein Dutzend Ärzte schwirrten um ihn herum. Meine Sicht verschwamm, als das bekannte gleichmäßige Piepen des Pulses unangenehm schnell wird und eine Krankenschwester den Herzalarm auslöste.

Undeutlich nahm ich wahr wie der gelockte Junge elektrogeschockt wurde. Einmal. Zweimal. Dreimal. Nichts passierte. Das schrille, schnell Piepen hielt noch kurze Zeit an, die mir wie eine Ewigkeit vorkam. Meine Ohren verschlossen sich. Das Letzte, was ich sah, war die Herzfrequenz, die von einem unregelmäßigen Rhythmus zu einer geraden Linie wurde.

Als mir bewusst wurde, was das zu bedeuten hatte, stürmte ich tränenüberströmt in den Raum.

„Nein! Harry! Wach wieder auf! Hör auf damit!" brüllte ich den unschuldigen Jungen an. Tröstend legte mir ein Arzt seine Hand auf meine Schulter. „Zeitpunkt des Tod-" „Hören Sie auf damit! Er ist nicht tot!" Ich brach neben Harrys Trage zusammen und griff nach seiner Hand. „Bitte! Kämpf für mich!" schluchzte ich an seine Handfläche.

„Wir haben einen Sinusrythmus!" kreischte eine schwarzhaarige Krankenschwester. Ehe ich mich versah, was passierte wurde ich aus dem Zimmer gezogen und die Vorhänge wurden geschlossen, sodass ich nicht weiterhin durch die Scheibe sehen konnte.

Ich ließ mich auf einen der freien Plätze im Besucherabteil sinken. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und schreckte hoch, weil ich spürte, dass sich jemand neben mir nieder ließ.

Als ich Liams besorgten Blick sah warf ich mich in seine Arme und ließ meinen Tränen freien Lauf. Ich öffnete meine verklebten Augen und nahm Zayn hinter Liam war. Ihm war anzumerken, dass er es wirklich versuchte nicht zu weinen. Stumm und mit einem leeren Blick fixierte er eine Stelle auf dem Boden. Ich fühlte mich schlecht, dass ich weinte, obwohl ich Harry nur einen wirklich sehr kleinen Bruchteil meines Lebens kannte und Zayn vermutlich schon viel länger. Ich rieb mir die Augen so gut wie möglich mit meinem Ärmel trocken und stieß Liam zu Zayn. Ich machte ihm klar, dass ich schon klar kommen würde und erhob mich. Ich machte mich auf den Weg zur Toilette, aber sah im Augenwinkel wie Zayn sein Gesicht in Liams Halsbeuge vergrub und leise weinte. Liam strich ihm beruhigend über den Rücken und küsste sein schwarzes Haar.

Die letzten Meter zur Toilette musste ich rennen, da ich spürte, wie mir alles hochkam. Ich übergab mich dreimal, bis ich erschöpft und ausgelaugt neben der Toilette zusammensackte. Nachdem ich mich wieder gesammelt hatte, wusch ich meine Hände und blickte in den Spiegel, direkt in meine blutunterlaufenen Augen. Ich sah schrecklich aus.

Zayn und Liam hatten sich kaum bewegt. Zayn hatte mittlerweile aufgehört zu weinen und hielt Liams Hand fest in seiner. Ich setzte mich zurück auf den Platz neben Liam und wartete. Wir warteten lange, bis ein Arzt auf uns zukam und fragte, ob wir Freunde von Harry seien. Ich sprang auf und nickte stürmisch. „Wie geht es ihm? Wird er wieder gesund?"

„Es tut mir leid, aber Mr Styles hat viel Blut verloren..."

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ca. 1250 Wörter

Es tut mir wirklich leid, dass ich so lang nicht mehr geschrieben hab, aber ich hoffe ihr verzeiht mir :) Also hier ist das 9. Kapitel.

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How can I trust you? (boyxboy) - Larry Stylinson&Ziam MayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt