Mein Kopf pocht. Genauso wie mein restlicher Körper. Ich schlage ganz langsam meine Augen auf und blinzele ein paar Mal. Bevor ich mich umsehe schweben die letzten Bilder in meinem Kopf herum. Nein es ist kein Traum gewesen. Nein es ist auch kein Buch gewesen, in das ich versunken bin. Ich wurde wirklich entführt.
Es knackte. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Ich stolperte zurück auf meine Couch und suchte nach meinem Handy. Mit zitternden Händen versuchte ich es zu entsperren und die Notfallnummer einzutippen. Ein zweites Mal Knacken.
Doch dieses Mal etwas lauter. Ich sah, wie meine Wohnungstür ein Stück aufging.
Kein einziger Schrei kam aus mir heraus. Gerade als ich mich weinend in die Ecke verkroch und das Handy ans Ohr legte, fiel die Tür auf. Die drei Männer betraten hektisch meine Wohnung. Sie sahen sich kurz um und murmelte etwas vor sich hin. Dann entdeckten sie mich und gingen schnell auf mich zu. Ehe ich der weiblichen Stimme an meinem Handy mitteilen konnte, in welcher beschissenen Situation ich mich befand, stand einer der drei neben mir und zog mich ruppig an sich heran. Meine Tränen hörten nicht auf zu laufen. Mein Herz raste und mein Kreislauf wurde immer schwächer. Der Typ kramte schnell ein Tuch aus seiner Hosentasche. In der nächsten Sekunde drückte er es in mein Gesicht. Ich schüttelte und wehrte mich, doch ich hatte gegen ihn und seine zwei Komplizen keine Chance.
Das letzte was ich hörte war wie einer der drei etwas leise sagte: "Verletz' sie nicht, okay?"Der Raum in dem ich mich befinde ist nicht wirklich klein und grausam. Ohne Folterinstrumenten oder Waffen. Es sieht ganz normal aus. Ein normales Zimmer, ein wenig heruntergekommen, aber manche würden es vielleicht, als gemütlich bezeichnen. Ich bin auch nicht gefesselt und geknebelt. Ehrlich gesagt liege ich sogar recht sorgsam, mit Decke und Kissen auf einem schmalem Holzbett. Auch wenn es nicht gerade die Atmosphäre von einem Psychothriller ist, habe ich echt Angst. Weiß ich wie gefährlich diese Typen sind? Oder was sie von mir wollen? Vielleicht sind sie ja auch Vergewaltiger? Als ich aufstehen und mich genauer umsehen will knarzt das Schloss. Die Tür geht langsam auf. Erschrocken lasse ich mich schnell auf das Bett fallen und krieche unter die Decke. Als ob sie irgendein Schutzschild für mich wäre. Die Typen tragen wieder diese Masken und sind komplett schwarz gekleidet. Ich schlinge meine Arme, um meine Beine. Das Zittern fängt wieder an. Hinter den drei, tauchen zwei andere Typen auf. Mir wird schlagartig immer übler. Einer der Fünf trägt ein Tablett mit sich herum und stellt es auf den Boden. Sie lassen die Holztür offen und sehen mich an. Stille. Nur das nervöse Atmen von einem der Maskierten höre ich. "Du musst etwas essen.", sagt einer und zeigt auf das Tablett, auf dem ein Happy Meal steht. Irgendwelche Lolita Fetischisten, denke ich. Ich sehe wieder weg. "Mädel, du siehst echt blass aus." Ich beiße mir auf die Lippe. Warum? Was haben sie denn vor? Mich zu vergiften? Einer der Jungs stöhnt genervt und reißt sich die Maske vom Gesicht. "Meine Fresse du brauchst keine Angst zu haben. Wir tun dir nichts, kapiert?" Er hat blonde, relativ kurze, leicht lockige Haare und ist definitv der Anführer, der mir das Tuch ins Gesicht gedrückt hatte. Das spüre ich. Sein Gesicht sieht irgendwie böse aus. Nicht angsteinflößend. Eher so, dass er mir leid tut. Vermutlich hat er eine ziemlich beschissene Kindheit gehabt und ist deswegen auf die falsche Bahn abgedriftet. Ohh Gott habe ich jetzt echt Mitleid mit meinem Entführer? "Ich dachte wir wollten die Masken aufbehalten?", spricht einer der Anderen. Der Anführer schaut ihn fragend an. "Man Basti merkst du nicht, dass die total hilflos ist. Die wird nichts sagen, dass schwöre ich dir." Warum er sich so sicher ist? Seh ich hilflos und naiv aus? Wobei, eigentlich bin ich es auch. Und zugegeben, ich habe mir in der Sekunde als die Tür knackte geschworen niemanden davon zu erzählen. So fern ich überhaupt jemals lebend hier rauskommen würde. "Ganz süß bist du ja." Der Blonde verzieht sein Mund zu einem, vermutlich, verführerischen Lächeln und setzt sich auf die Bettkante. Mein Magen zieht sich zusammen. "Wie heißt du?", fragt er immer noch komisch lächelnd. Ich sage nichts. Rein gar nichts. Meine Kehle ist viel zu trocken, um irgendetwas rauszubekommen. Sein Lächeln verblasst ein wenig. "Wie du heißt habe ich gefragt?" Er wird lauter. Ich befeuchte verzweifelt meine Lippen und sehe zu den Anderen. Jemand stöhnt aus und zieht seine Maske ebenfalls hektisch vom Gesicht. "Man, lass sie doch in Ruhe. Was willst du eigentlich von ihr?" Mir stockt der Atmen. Ich denke ich falle in Ohnmacht. Jede Sekunde. "Nichts will ich von der Süßen. Gut ein bisschen Spaß vielleicht." Der Blonde lacht laut auf. "Gott, die ist nicht hier, weil du wieder ein Sex Betthässchen haben willst. Also lass sie." Damit steht er, mit einer schnellen Bewegung, vom Bett auf. "Hab nicht so ne große Fresse Nico." Er gibt ihm einen kleinen Schubser und verlässt den Raum. Ich schlucke und starre ihn immer noch an. Die Anderen Jungs haben ebenfalls ihre Masken abgesetzt, so das ich sehen kann, dass sie alle ziemlich normal aussehen. Naja alle, bis auf ihn. Ich kenne ihn. Nacheinander gehen sie aus dem Raum. Als letztes er. Während er die Tür schließt, schaut er noch einmal zu mir. "Du brauchst echt keine Angst zu haben." Dann schließt er sie zu. Er ist es. Er, den ich so oft gesehen hatte. Er, der mir nicht aus dem Kopf gehen sollte. Er, der Junge in Schwarz.
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Du bist Mein
Teen FictionLuna, ein neunzehnjähriger Nerd und Medizinstudentin. Lieb, süß, unbeholfen. Doch dann kam er. Ein Junge, dem sie immer wieder begegnet, der sie beobachtet und jeden Tag nur schwarz gekleidet ist. Sie findet ihn interessant, anziehend und will m...