1

3 0 0
                                    

Dein Gesicht. Schon zum bestimmt hundertsten Mal, an diesem Tag, prüfe ich deine Facebook Seite und bewundere diese kleinen Fältchen, die sich in deinem Kinn und an deinen Augen bilden wenn du lächelst. Dein Gesicht ist nicht vollkommen aber genau das macht es für mich so verführerisch strahlend. Wie kannst du bloß dieses Gesicht, dieses Lächeln so zur Schau stellen und nicht auf der Stelle heilig gesprochen werden. Ich könnte dich noch länger bewundern, jedoch werde ich bei meiner Lieblingsaktivität gestört, als es an meiner Zimmertür klopft. Es ist Mika, mit seiner großen Hand und einem Grad an Unsensibilität die wohl nur ein Höhlenmensch aufbringen kann.

„Ich gehe ins Green. Kommst du mit?" Seine kratzige Stimme lässt mich nur darauf schließen, dass er wohl schon ein bisschen was intus hat und dies jetzt noch in der Bar um die Ecke ausarbeiten will. Aber was sollte ich in einer Bar. Alles was ich heute Abend machen will ist dich anzusehen und genauestens zu studieren. Du hast mich einfach verzaubert. Und das mit einem Mal. Dabei wollte ich doch nur meine letzten Semester an der Uni hinter mich bringen und dem Gerede von Professor Wilcers lauschen, währenddessen ich meine Bücherliste insgeheim in seinen Vorlesungen abarbeite. Doch natürlich müsstest du kommen und mich nach 90 min wie einen geschlagenen Schachmeister oder eine unter Beschuss eingestürzte Festung zurücklassen. Nur noch Trümmer sind nach dir von mir übrig.

Ich setzte mich wie so oft relativ weit vorne in den mittelgroßen Hörsaal. Da ich als studentische Hilfskraft diesem nazistischen Volltrottel helfe und wahrscheinlich wieder aufspringen und zu seiner Rettung eilen muss wenn er in seiner eigenen Unordnung wieder nichts findet.

Hinter verschlossenen Türen wird er mir dann wieder erklären, dass es seiner Meinung nach immerhin mein Job sei, dafür zu sorgen, dass alle Materialien vollständig und geordnet sind und, dass er bei dieser Inkompetenz meinerseits nicht verstehen kann, wie ich seine rechte Hand werden konnte. Daraufhin werde ich mir, ebenfalls nicht zum ersten Mal, auf die Innenseite meiner Wange beißen und mir verkneifen, ihm zu sagen dass ich diese Arbeit bekommen habe, da ich hervorragende Noten und weitreichende Kompetenzen besitze. Ebenfalls werde ich darauf verzichten, ihm die Definition von Inkompetenz zu erklären, welche wohl oder übel auf seine Arbeitshaltung und seinen Charakter deutet. Auch werde ich sagen wollen, dass ich den Gestank von Brandy schon gerochen habe, als er heute früh an mir vorbei an seinen Pult steuerte und, dass ich höchstwahrscheinlich auch nicht der erste war, der diese Fahne wahrgenommen hat.

Jedoch all diese Gedanken spielen keine Rolle denn ich habe mich unter Kontrolle immer. Außer mit dir bei mir. Doch du bist nicht da. Weshalb ich mein charmantes Studentenlächeln auflege und ihn entschuldigend anschaue.

„Natürlich. Das wird nicht mehr vorkommen. Kann ich ihn noch etwas bringen oder bei etwas behilflich seien bevor ich mich um die Korrekturen kümmere." meine Stimme ist höflich und respektvoll jedoch nicht zu schmeichelnd. Dies übe ich. Viel. Ich will keine Worte verschwenden wenn es nicht von Wert ist oder sie nicht so aufgenommen werden wie ich es möchte. Kontrolle ist alles. Warum sollte ich nicht auch in einem Gespräch sämtliche Kontrolle beibehalten.

Kommen wir zurück zu dir. Du kommst gerade erst in den Hörsaal. Du bist nicht eine von denen die zu früh da sind aber auch nicht eine der Letzten. Deine Kleidung schreit förmlich Studentin. Und dein Haar. Du hast es hochgesteckt und einige braune Strähnen fallen heraus. Sie scheinen sogar hier, in einem dunklen Hörsaal zu glänzen. Wie kannst du bloß so unbeholfen sein, während du, mit einer Tasche aus der man deinen Laptop heraus gucken sieht, zwischen den schon einzeln besetzten Sitzplätzen deinen perfekten Platz auszumachen suchst. Deine karierte lockere Bluse und die enge, dunkle Bluejeans lassen dich dabei auch nicht sicherer aussehen. Nur das rümpfen deiner Nase als ein Student den du leicht anstößt dich mit seinen Augen abfährt lässt dich etwas selbstsicherer wirken.
Ich frage mich ob du nur eine graue Maust bist die ihre Eltern für Helden und die Hoffnung auf den absoluten Weltfrieden noch nicht aufgegeben hat. Dann wärst du wohl, ohne Angreifend zU klingen, in meinen Augen, ein einfacher Mensch. Einfach zu Manipulieren ohne wirklich eigene Intensionen und ohne Selbstbestimmungsdrang. Nach Kant, zur selbstverschuldeten Unmündigkeit verdammt. Doch ich will nich zu hoch treiben.

Und im nächsten Moment läuft du an mir vorbei um dich zwei Reihen schräg links von mir auf einen freien Platz hinzusetzten. Dein Duft hat mich aus meinen Überlegungen über dich wieder in die Realität gezogen und mich erneut erstatten lassen. Du hast eindeutig ein Parfüm aufgelegt jedoch kein starkes um auch nicht so großzügig wie deine Kommilitoninnen.

Warum bist du mir noch nie aufgefallen?

Unter dieser leichten Wolke aus Blütenduft und Minze, vielleicht ein Kaugummi, mache ich deinen Duft aus.

Wo warst du die ganze Zeit?

So betörend ist dein Duft und doch so einfach.

Wo hast du dich und dein Strahlen so lange versteckt.

Du duftest nach Wald. Nach Zeder und süßen Himbeeren zugleich. So süß und rau. Wer bist du bloß? 

Noch weitere 7 min kann ich mich von deiner Ausstrahlung und ihrer Wahrhaftigkeit überzeugen lassen, bis die Tür vorne im Bereich des Pultes des Professors geöffnet wird und die Inkompetenz in Person den Raum betritt. Meine Aufmerksamkeit muss sich dir daher entziehen, wogegen sich meine Gedanken jetzt wehren wollen. Ich schaue noch einige kurze Male in deine Richtung. Nie direkt in deine Augen oder zu nah an deinen Sitzplatz. Ich möchte deine Aufmerksamkeit zunächst nur passiv erreichen. Dass sollte auch einigermaßen einfach zu erreichen sein. Ohne zu nazistisch zu klingen, ich bin nicht schlecht aussehend. Ich würde mich so etwa im oberen Drittel sehen. So bin ich gut trainiert, habe ein markantes, ansprechendes Gesicht. Und diesen, wie ihn meine Schwester immer nannte, Schlafzimmer, sexy Verführer Blick der wohl an den dunklen Augenbrauen und den verwuschelten dunkelblonden Haaren liegt.

Wir würden so gut zusammenpassen. Wie perfekt für einander gemacht würden wir uns ergänzen.

Professor Wilcers macht eine Geste mit seinem Zeigefinger die mir wohl bedeuten soll mich an seinen Pult zu stellen. Wenn ich dies jetzt richtig nutze kann ich dich gleich auf mich aufmerksam machen.

~~~

Hallo dies hier ist eine Leseprobe für eins meiner Projekte. Es wäre sehr schön wenn ihr mir Feedback geben würdet und mir sagt was ich verbessern könnte.
Vielen Dank fürs lesen und noch viel Spaß beim Weiterstöbern ;)

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: May 23, 2019 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

ISeeYouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt