"Heute.. ähm.. Gestern Abend." Er nickte, nahm sich eine saubere Tasse von der Spüle und stellte sie mir vor die Nase bevor er den Kaffee eingoss. "Milch?" Ich nickte, stand aber selber auf, ging zum Kühlschrank und nahm das letzte Paket heraus. "Ich geh heute noch selber einkaufen.. Dann muss ich euch nicht die Haare vom Kopf fressen."
Ich kippte Milch zu der braunen Brühe, sodass sie sich hellbraun färbte. "Max hat dir auch schon ein Fach freigeräumt, wie ich sehe." - "Ja, nett von ihm." - "Der Typ hat einen zwanghaften Ordnungssinn." - "Ja. Dass habe ich schon bemerkt." - "Ich komme deswegen nicht so gut mit ihm klar." erzählte Moritz weiter, zuckte dann mit den Schultern und leerte seine Tasse mit einem Zug. Schließlich klappte er sein Buch zu und meinte "Ich werde eine Runde laufen gehen."
Ich war schon kurz davor zu sagen, dass ich auch gerne laufen ging und deshalb gerne mitkommen würde, aber das wirkte wohl zu aufdringlich. Also ließ ich es bleiben. Auch ich erhob mich, stellte meine Tasse weg, während Mo über meine Schulter griff und seine Tasse ebenfalls in die Spüle räumte.
"Vielleicht kannst du ja nochmal einschlafen." - "Glaube ich kaum." murmelte ich, obwohl ich wusste, dass ich nachher wieder wie tot ins Bett fallen würde. Bevor Mo aus der Tür verschwand, blieb er noch kurz stehen. "Tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe." Ich schaute auf und zuckte mit den Schultern. "Kein Problem." ..obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Ich war todmüde und sah bestimmt schrecklich aus. Doch ich fand es nett von Moritz - Mo - wie auch immer, dass er sich entschuldigte. Tobias hätte das nie getan.
Am nächsten Morgen schlief ich bis knapp elf Uhr, was gar nicht zu mir passte, da ich eigentlich eine Frühaufsteherin war. Nichts hielt mich länger als acht Uhr im Bett - noch nicht einmal Tobias damals.
Träge, und irgendwie immer noch müde, streckte ich meine Arme nach oben und gähnte, bevor ich noch im Halbschlaf zu meinem Kleiderschrank tappte, welcher noch ordentlich eingeräumt war - fragte sich für wie lange noch. Wahllos zerrte ich ein Kleid vom Bügel und zog es an, bevor ich meine Locken versuchte zu bändigen, um sie schließlich mit einem lauten Seufzer hoch zu stecken. Schnell legte ich noch ein wenig Make-Up auf, schnappte meine Tasche und kroch in meine Ballerinas. Die Wohnung war ungewohnt still und ich vermutete, dass Helena und die Jungen unterwegs waren. Also setzte ich mich in die Küche und trank in aller Ruhe meinen Kaffee. Ein letztes Mal klaute ich mir einen Schluck von Max' Milch, bevor ich mich daran machte, eine Einkaufsliste zu schreiben. Die Liste wurde ungewollt lang und würde wohl das letzte Geld in meinem Portemonnaie kosten. Wenn ich finanziell über die Runden kommen wollte, müsste ich mir wohl einen Job suchen. Zwar bekam ich eine nicht all zu kleine Summe zum Leben von meinen Eltern, aber wenn man Miete, Essen und den ganzen anderen Kram einberechnete, so wurde mir schnell klar, dass mein Geld vorne und hinten nicht reichen würde. Seufzend ließ ich mich auf einen der Plastikklappstühle nieder, als mein Blick auf das Buch viel, was Moritz vorhin hier wohl liegen gelassen haben musste. Schnell trank ich die Tasse halbleer und nahm dann das Buch an mich.
Brief an den Vater - von Franz Kafka.
Ich hätte nicht erwartet, dass ein Schwachkopf wie Moritz, ein so geistreiches Buch lesen würde. Doch kaum hatte ich diesen Gedanken beendet, ohrfeigte ich mich innerlich dafür. Ich wollte immer ein Mensch sein, der vorurteilsfrei auf die Menschen zuging, und ich kannte Moritz ja eigentlich gar nicht. Also konnte ich mir gar kein Bild von ihm machen.
"Hast du's schon gelesen?" fragte eine Stimme hinter mir und riss mich damit aus meinen Gedanken, dass ich schreckhaft aufschrie, eine unkoordinierte Handbewegung machte und die halbleere Kaffeetasse vom Tisch fegte. Sie fiel mit einem Klirren zu Boden, zerbrach in tausend Stücke und der Kaffee breitete sich wie ein brauner See über den weißen Fliesenboden aus. "Scheiße!" fluchte ich und warf Moritz einen finsteren Blick zu. "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken." entschuldigte er sich. "Hast du aber!" fauchte ich und angelte mir den Lappen von der Spüle, und sammelte erst die Scherben ein, bevor ich begann den Boden zu wischen. "Ich dachte ihr wärt alle weg.."
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Kurz vergessen machen.
TeenfikceMila, ein 19 Jähriges Mädchen, zieht von Mannheim nach Hamburg, um ihr Medizinstudium zu meistern und endlich vom Haus ihrer Eltern wegzukommen. Sie zieht in eine WG mit fünf anderen Mitbewohnern ein. Das Zusammenleben gestaltet sich recht harmonisc...