Atmen

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Aus Einsamkeit kurz vor dem Ertrinken. Nachts erwachend, ohne Luft zum Atmen. Die Seile ziehen sich zu. Kein Platz. Keine Luft. Unfähig sich zu bewegen. Meine innere Stimme schreiend, suchend nach einem Anker. Angst. Ohnmacht. Festgehalten von Einsamkeit. Absolute Stille. Niemand sieht mich. Niemand hört mich. Ich bin wie abgeschnitten. Alleine.

Atmen... einfach Atmen.

Ich versuche die Fesseln zu sprengen. Unsichtbare Fesseln. Nichts geschieht. Unfähig die Augen zu öffnen. Fehlende Kraft. Angst. Im Traum laufe ich zwischen euch. Schreiend nach jemandem der mich hört oder sieht. Nichts. Nur Stille. Alleine ertrinkend in Einsamkeit. Ich kann mich nicht bewegen. Mein Fuß, meine Arme. Sie setzen sich zur Wehr. Austreten, alles heraus schreien. Fesseln sprengend. Ich kann die Tür nicht passieren. Machtlosigkeit. Alleine. Keine Kraft. Keine Seele.

Atmen... einfach Atmen.

Deine Fesseln halten mein Herz. Reißen es jedesmal tiefer ein. Kontrolle. Macht. Unverdient? Mit welchem Ziel? Warum? Wie kannst du so sein? Angst und Stille. Familie und Hass. Kontrolle und Macht. Verzweiflung. Ich kenn dich gar nicht.

Atmen... einfach Atmen.

Ich wachse. Stärke macht sich in einem Teil meines Herzens breit. In dem Teil, den ich vor dir schützen konnte. Alle Mauern hast du gewaltsam eingerissen, ohne Gewalt anzuwenden. Doch du hast nie unter dem Teppisch nachgesehen. Geheimnisse. Hoffnung. Hoffnung auf Freiheit. Vergebens. Du hast die Macht. Fesseln, die mich halten. Angst. Doch warum? Warum hast du Macht über mich?

Atmen... einfach Atmen.

2 Uhr nachts. Schreie wieder zerstörst du eine Person. Nicht ich aber mein zweites Ich. Unfähig zu schlafen. Unfähig sich zu bewegen. Ablenkung sorgt dafür, das sich meine Fesseln lockern. Mit aller Kraft zerreiße ich alles. Blut. Sie schneiden in mein Fleisch. Hoffnung. Ich muss hier raus. Ein kleines Loch in der Wand. So klein, dass ich einen Teil zurücklassen muss. Ich renne.

Atmen... einfach Atmen.

Mein zweites Ich. Wo bist du? Ohne meinen Anker kann ich nicht gehen. Konfrontation. Macht und Hass. Nein ich will nicht so werden wie du. Ich sammle die Stücke meines zweiten ich's auf und renne. Schmerz. Bewegung. Verzweiflung. Einsamkeit. Was hast du uns angetan? Du lässt mich gehen. Warum? Ich spüre kleine Fesseln um mein Herz. Ich renne. Ich ignoriere all das.

Atmen... einfach Atmen.

Neues Leben. Ohne dich. Ohne Macht. Besserung. Narben sind entstanden. Verheilen werden sie nie. Ich beginne zu vergessen, verdrängen. Will nicht mehr daran denken. Will dich nicht in meinem Leben. Besserung. Erleichterung. Luft. Genug Luft zum Atmen. Mein zweites Ich wächst wieder zusammen. Man sieht die Zerstörung an seiner Hülle. Mein Anker. Du flickst dich wieder zusammen. Nur ich sehe unsere Narben.

Atmen... einfach Atmen.

Lange Zeit. Ruhe. Zufriedenheit. Hoffnung und Liebe. Eine Leben. Ein Traum? Denn es brauch nur ein oder zwei Worte von dir und ich spüre wieder die Fesseln. Durch die Zeit vergisst man den Hass. Gefühle werden beruhigt. Hoffnung entsteht auf Besserung. Hoffnung darauf, dass du dich ändern könntest und doch Liebe zeigen kannst. So lasse ich dich wieder einen Teil von mir sehen. Doch du brauchst nur ein oder zwei Worte und ich reiße die Augen auf. Wieder in diesem Zimmer. Wieder gefesselt. Es ist das Teil, dass ich zurücklassen musste. Macht. Kontrolle. Eine Marionette.

Atmen... einfach Atmen.

Hass macht sich breit. Du hast immer noch eine Fessel um mein Herz geschlungen. Obwohl ich entkommen bin. Einen Teil folterst du weiterhin. Schmerz. Werde ich jemals ganz von dir los kommen? Womit hab ich das verdient? Mein armer kleiner Teil. Halte durch, sagt mein Anker. Ich kralle mich fest an ihn. Lasse nicht los. Spüre den Schmerz meines Teiles. Hass. Angst. Wut. Verzweiflung. Ohne meinen Anker drohe ich zu Ertrinken. Also halte ich mich fest und lebe. Halb.

Atmen... einfach Atmen.

Manche Menschen in deinem Umfeld liebst du. Du kümmerst dich um sie. Warum war das bei mir anders? Bin ich für dich nicht liebenswert? Möchte ich überhaupt noch Liebe von dir?

Alle sagen man soll sich lieben. Weil man das gleiche Blut hat. Ich kann das nicht.

Du sagst alles zieht rechts vorbei, mein Anker. Ohne dich wäre ich längst ertrunken.

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