32|„Lass uns doch.. heiraten?"

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Du hast mich nicht aufgegeben, dachte ich mir und war mehr als nur erleichtert. Ein Lächeln bildete sich und ich verschwand wieder durch ihr Balkon. Die Lichter in der Küche waren aus und ich kletterte leise hinunter.

~

Seren

Gemütlich streckte ich mich und blinzelte einige Male bis ich letztlich umhersah und mich in meinem Bett wiederfand.
Langsam setzte ich mich auf und kratzte meine Kopfhaut.
Wann ging ich denn zu Bett? Ich hatte doch gelernt. Wirklich gelernt war es nicht. Ununterbrochen starrte ich die Kette an und hatte sie sogar in mein Heft abgezeichnet.

Ich streckte mich noch einmal und schlug meine Decke von den Beinen. Bestimmt hatte Baran mich in mein Bett getragen.
Ich trappte zur Tür und wollte sie aufziehen, doch sie war abgeschlossen. Verwirrt starrte ich auf den umgedrehten Schlüssel.
Wenn die Tür doch abgeschlossen war, wie sollte Baran in mein Zimmer kommen? Sofort drehte ich mich um und sah zu meiner Balkontür. Ich eilte zur gegenüberliegenden Seite und sah, dass die Balkontür die ganze Nacht lang offen war, bloß zugedrückt.

Konnte es sein..? Nein.
Ich schüttelte lachend den Kopf. Kenan würde doch nicht hierherkommen um mich zuzudecken. Aber es war nichts unmögliches, dass er hier hochkletterte. Ich schluckte und sah noch einmal hinaus.
War er hier? Dann hatte er doch bestimmt die Kette gesehen. Mist! Er sollte nicht wissen, dass ich an ihn dachte.

Nach meiner kleinen Diskussion mit mir selbst ob er kam oder nicht machte ich mich fertig und schminkte mich dezent. Mein Outfit für heute waren helle Jeansshorts und ein lockeres Shirt, welches ich vorne in die Hose steckte. Meine Haare band ich zu einem Zopf und eilte die Treppen währenddessen hinunter in die Küche.
Meine Familie saß schon an dem Tisch und legte sich alles zusammen.

„Guten Morgen!", rief ich glücklich und setzte mich auf meinen üblichen Platz. Baran hatte sich vollgestopft und mein Vater trank von seinem Kaffee. Scheußlich!
Meine Mutter legte die Marmelade auf den Tisch und setzte sich auf ihren Platz, gegenüber von mir.

„Wieso hast du gestern die Tür abgeschlossen? Ich wollte kurz bei dir vorbeisehen, weil du ja noch am Lernen warst.", fragte meine Mutter. Ich aß die Olive von meiner Gabel und sah zu ihr hoch.

„Keine Ahnung. Einfach so. Hat keinen Grund weshalb ich das gemacht hatte.", log ich, denn ich war es schließlich nicht, die die Tür abschloss. Damit war auch alles besprochen und wir aßen alle schweigend weiter.
Enes und ich hatten gestern noch besprochen, dass wir heute ins Kino gehen wollten. Ein toller Actionfilm sollte heute laufen.

Während ich meiner Mutter beim Abspülen half summte sie leise vor sich hin. Baran eilte aus dem Haus, weil er in die Praxis musste und mein Vater ging laufen.
Ich legte die Teller in die Spülmaschine, die sie mir nacheinander reichte.

„Ich gehe heute ins Kino.", erzählte ich und sie sah gespannt auf,„So um acht würde ich losfahren und gegen zehn wiederkommen." Sie nickte und reichte mir noch einen Teller.

„Mit wem denn?", fragte sie. Ich legte die Teller hinein und zuckte mit den Schultern.

„Ein Freund.", sagte ich und sah ruhig in die Spüle, als Zeichen, dass es nicht wichtig wäre wer er war.
Meine Eltern wussten ebenfalls nicht, dass ich mit Enes befreundet war. Überhaupt, dass er wieder hier war.

„Mhm.", sagte sie und grinste dabei. Ich kicherte und nahm ihr die Gabeln aus der Hand.

Den ganzen Tag verbrachte ich damit mit meiner Mutter das Haus zu putzen, anschließend ihre Blumen zu bewässern und dann endlich mich umzuziehen. Ich wechselte meine dreckige Kleidung voll mit Erde gegen einen engsitzenden Rock, der mir bis zum Oberschenkel rechte und ein lockeres Short, welches ich erneut vorne hineinsteckte.
Der Rock in schwarz und das Oberteil in einem dunklen Bordeauxrot. Dazu trug ich noch schwarze Sneaker und ließ meine natürlichen Wellen.
Eine tolle Kombination aus schick und lässig.

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