Kapitel 21

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Luna POV

Ich koche vor Wut. Es ist einfach zum losschreien, denke ich. Neuer Job, Zusammentreffen mit dem Snob und oben drein noch klitschnass. So hatte ich mir diesen Tag nicht vorgestellt. Nein, ich war so naiv zu glauben, ich müsste nur ein paar Blumen pflücken und hätte dann den ganzen Tag frei oder würde zwischendrin eventuell noch wegen gestern gefeuert werden. Okay, es war auch nicht gerade eine rosige Aussicht. Aber besser keinen Job als diesen, oder? Wenn ich genau darüber nachdenke, dann würde ich Nina und alles hier viel zu sehr vermissen. Ich muss seufzen. Nina, genau das brauche ich jetzt. Ein langes Gespräch mit Nina.

Doch als ich an ihrem Zimmer neben meinem ankomme ist niemand mehr da. Natürlich nicht, denke ich. Immerhin ist es schon 9 Uhr, wie mir ein Blick auf die Uhr verrät. Mist, was soll ich jetzt machen. Sie hat schon längst mit der Arbeit angefangen, was bedeutet dass sie überall sein könnte. Der Aufgabenplan, denke ich und laufe den Gang entlang. Ein Blick auf die Liste zeigt mir, dass ihre Aufgabe für heute Wäsche waschen ist. Das sollte es mir einfach machen. Es gibt nämlich nur zwei Waschsääle hier im Schloss. Der für die Wäsche der Bewohner und Gäste und der der für die Wäsche der Bediensteten gedacht ist. Nina steckt wahrscheinlich im erst genannten.

Ein paar Minuten später bestätigt sich dieser Verdacht. Sobald die Tür hinter der Waschkammer zufällt platzte ich mit allem heraus. Rege mich über den Snob auf, beschwere mich über den neuen Job, trauere meiner alten Arbeit nach, einfach alles auf einmal. Und Nina steht nur da, während sie die Unmengen an Wäsche bearbeitet und hört mir einfach nur zu. Und dafür liebe ich sie.

Nachdem ich geendet habe, herrscht erstmal Stille im Raum. Dann sieht Nina von ihrer Wäsche auf und blinzeld mich an. ,,Okay, dass war alles ziemlich viel auf einmal. Deshalb habe ich eine Frage: Warum bist du eigentlich tropfnass?", fragt sie und mustert mich belustigt. Ich spüre, wie meine Wangen erröten. Ups, das habe ich ganz vergessen, denke ich. Was dich umzuziehen oder vom Fall in den Brunnen zu erzählen?, setzt eine andere fiesere innere Stimme hinzu.

,,Weißt du, vielleicht habe ich den Prinzen eventuell ganz leicht geschupst. Worauf er dann das Gleichgewicht verloren hat, sich an mir festhalten wollte und wir beide dann in den Brunnen gefallen sind", beantworte ich ihre Frage. ,,Nein, hast du nicht. Oder?", meint sie kurz vorm losprusten. ,,Doch", sage ich kleinlaut. Bevor sie sich nicht mehr halten kann und loslacht. Ich lasse die Situation noch mal an meinem inneren Auge vorbeiziehen, so dass ich ebenfalls loslache.

So ziehen ein paar Minuten vorüber, bis wir uns schließlich fangen und uns die Lachtränen aus dem Augenwinkel wischen. ,,Okay, ich würde sagen, dass du dem Job erstmal eine Chance geben solltest. Ich weiss du kannst ihn nicht leiden, aber das kann sich noch ändern", meint sie und wackelt mit den Augenbrauen. Ich schaue sie zweifelnd an, nehme mir aber vor ihrem Rat nachzugehen. Was nicht heißt, dass ich nicht mehr sauer auf ihn bin. Ich fühle nämlich immer noch mordlustige Nachtfalter im Bauch, was bedeutet, dass ich wohl noch länger wütend sein werde.

,,Wie wäre es, wenn ich dir mit der Wäsche helfe und wir danach beim Koch Eis essen?", schlage ich vor. ,,Gerne, mit deiner Hilfe schaffe ich es hoffentlich noch vor meinem Tod", scherzt sie. Und so machen wir uns quatschend an die Arbeit.

Matteo POV

Und schon wieder zieht sie wütend ab. Irgendwie wird das zur Gewohnheit, denke ich. Wenn du immer so einen Mist baust, setzt eine andere Stimme in meinem Kopf hinzu. Leider muss ich ihr Recht geben. Natürlich hielt ich es davor für die perfekte Idee. Meinen Eltern zeigen, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffe, mehr Zeit mit Luna verbringen und sie nebenbei mit einem  neuem Job überraschen. Na ja, hat alles geklappt würde ich sagen. Nur, dass ich mir, das mit dem Überraschen , etwas anders vorgestellt habe. Vielleicht mit etwas mehr ,,Juhu" und weniger mit ,,wie konntest du nur".

Andererseits hätte ich genauer darüber nachgedacht, wären meine Gedanken sicher zu diesem Ende gelangt. Jedenfalls bis auf den Fall in den Brunnen, das war unerwartet. Erst jetzt merke ich, dass ich immer noch im besagten Brunnen sitze. Na ja, auch egal ich bin eh schon bis auf die Haut nass. Die Frage ist, was ich jetzt machen soll. Ich muss mir irgendetwas einfallen lassen, wie ich sie besänftigen kann, sonst werde ich sie niemals rumkriegen. Immerhin werde ich ab jetzt mehr Zeit mit ihr verbringen können, dass müsste es mir um einiges leichter machen. Hoffe ich jedenfalls.

Ich lasse meinen Blick übers Wasser schweifen, als ob ein guter Eroberungs- und Besänftigungsplan einfach so im Wasser liegen würde. Tut er übrigens nicht. Das einzige was hier zu finden ist sind die Krokusse, die Luna eigentlich für mein Schlafzimmer pflücken sollte und etwas Funkelndes am Brunnengrund. Ich fische neugierig mit der Hand nach dem Objekt und halte eine Silberkette mit Mondanhänger in Händen. Lunas Kette, schießt es mir durch den Kopf, als ich die Kette kurz mustere. Seit ihrem ersten Tag hier habe ich sie nie ohne diese Kette gesehen. Das heißt, wenn ich ihr die Kette zurückgebe ist sie sicher zu glücklich und erleichtert, um wütend auf mich zu sein. Ich lag falsch, gute Eroberungs- und Besänftigungspläne liegen doch im Wasser herum....

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Ich wünsche euch alllen ein frohes neues Jahr! :)

Lutteo- Eine königliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt