Kapitel 71

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Ich schlief wieder kurz ein. Als ich das nächste mal aufwachte, war die Sonne bereits ganz aufgegangen. Leon war schon wach und ging auf und ab. Er wirkte nervös und irgendwie verzweifelt. ,,Okay, ich muss es tun. Es gibt keinen anderen Ausweg. Okay." flüsterte er immer wieder. Ein Handy klingelte. Ich fuhr zusammen. Es war meins! Leon drehte sich ruckartig um, holte das Handy aus der Schublade und hielt es hoch. ,,Wem ist das?" ,,Äh... mir." sagte ich kleinlaut. ,,Und wer ist Benno?" ,,M-mein Bruder." Er ging dran und machte den Lautsprecher an. ,,Hannah? Hannah, alles in Ordnung?" ,,Nein! Und wenn du noch einmal anrufst, gibt es keine Hannah mehr!" Dann überlegte er noch einmal. ,,Wenn du auflegst, ist sie tot." Was hatte er nur vor? ,,Wie viele sind da unten?" ,,Äh, drei Streifenwagen und eine SEK Truppe. Dann noch ein paar Ärzte und die jeweiligen Eltern der Schüler die noch bei Ihnen sind." ,,Sagen Sie der Polizei und der SEK, sie sollen verschwinden!" Dann legte Leon auf. Kurze Zeit später ertönte draußen ein Megafon. ,,Herr Gerkins, ich weiß, dass Sie mich hören können! Wir wissen, dass Leon Gerkins nicht ihr richtiger Name ist! Kommen Sie unbewaffnet und mit erhobenen Händen aus dem Gebäude, oder wir kommen zu Ihnen rauf!" Er öffnete das Fenster und streckte den Mittelfinger raus. Dann schloss er es wieder. Ich sah ihn angespannt an. ,,Was werden Sie jetzt tun?" fragte ich vorsichtig. ,,Ich... keine Ahnung. Die sollen verschwinden!" Im Laufe des Tages wurden immer mehr Schüler freigelassen. Am Ende waren wir nur noch zu dritt. Drei Schüler... und Leon. Ich war mit den Nerven am Ende. Jeder war das. Am meisten aber war es Leon. Er machte uns los, zog mich zu einem Stuhl und fesselte mich dort wieder, die Hände hinter der Lehne. Die anderen beiden, Louis und Martin, band er an die Heizung. Die Seile waren viel zu fest und taten höllisch weh. Nach kurzer Zeit hatte ich das Gefühl, als würden meine Hände gleich abfallen. Ich verzog das Gesicht vor Schmerz. Bei dem Versuch, mich zu befreien, rieben die Seile an meinen Handgelenken, sodass ich vor Schmerzen aufstöhnte. ,,Was ist denn jetzt schon wieder?" fragte Leon aufgebracht. ,,Das tut weh." jammerte ich. ,,Heul doch!" Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, den Schmerz auszuhalten. Mir blieb ja nichts anderes übrig.

The story of my lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt