Heute vor einem Jahr schriebst du mir, dass dich etwas einholt, dass dich etwas zerbrechen lässt und dir nicht nur deine Freude, nein, gar deine Familie entreißt.
Heute vor einem Jahr versuchte ich für dich da zu sein, dir die Freude und das Glück zu bereiten, das du nur all zu sehr verdient hattest.Heute vor einem Jahr schriebst du mir, dass du an etwas erkrankt bist.
Die Betonung und die Umrahmung deiner Worte - der Fokus lag nur an der Bekräftigung des Wortes „Krebs".
„Keine Angst vor dem Krebs. Er wird dir nicht alles nehmen können", das waren die einzigen Gedanken, die ich dir gegenüber herausbringen konnte, nein, die einzigen Worte, die ich dir an diesem Abend schrieb. Hast du wirklich gelitten? War der Krebs nur ein Vorwand für all das was kommen sollte?
Denn nach diesem Abend schrieben wir jeden Tag. Für mich war es fast, als wärst du bei mir gewesen und wir hätten gegenüber voneinander gesessen und darüber gesprochen, wie du dich fühlst. Ich wollte dich so gerne fragen, welche Therapien dir vorgeschlagen wurden, welche Wünsche du hast, welche Träume du noch leben möchtest und vor allem - was ich für dich tun kann.Den Kontakt hielten wir fast ein ganzes Jahr aufrecht.
Ich erinnere mich an unser erstes Telefonat.
Du konntest nicht schlafen und wolltest, dass ich dir etwas über mein Leben erzähle. Das tat ich. Ich erzählte dir, welche inneren Konflikte meine Familie in mir auslösten und wie ich die permanente Differenzierung zwischen „Menschen wie wir" und „Menschen wie die" hasste. Ich wünschte mir so sehr eine Welt in der die Akzeptanz keine Schlussfolgerung eines Systems war, eines Systems das wir selbst erschufen. Ein System, das uns sagt, welche Menschen gut sind, aber auch welche böse sind. Die Herabstufung derer, welche es nie zu etwas bringen sollten oder die Menschen, die nun mal nicht aussahen, wie die Frauen, die gerne ihre Vorzüge präsentierten.
Meiner Ansicht nach: Es ist vollkommen egal, welche Figur, welchen Job oder welche Probleme ein Mensch hat, seien es psychische Probleme oder sogar nur die Wut auf ein Geschwisterteil.
Es ist vollkommen egal.
Jeder, sei es der „böse Bruder", „die Dicke von nebenan" oder „der Gestörte", verdient die nötige Anerkennung und in manchen Momenten sogar noch mehr. Verdienen tut ihr alle diese Liebe, ein Gefühl von Vertrauen, Unterstützung und vor allem Sicherheit.Du fandest meine Gedanken so aufregend und nahmst sie verständnisvoll entgegen.
Ich fühlte mich geborgen. Wie kann das sein? Es war nur ein Gespräch, denn die Realität trennte uns beide. Viele Kilometer die dazwischen lagen.Heute vor einem Jahr fing das Kribbeln in mir an, doch der Gedanke an den „Krebs", der dich Stück für Stück in Fragmente zerfielen ließ, nagte nun auch an meinem Schlaf. Ich fing an zu recherchieren, nicht für mich, sondern für dich. Ich suchte so viel ich konnte über dich heraus und siehe da.
Du hast gar keinen Krebs.All die Drogen, die du angeblich nur verwenden solltest, um den Wachstum zu verlangsamen. Die waren alle nur für deinen Privatgebrauch? Zum Spaß?
Wie dumm es war dir so viel Glauben zu schenken. Zu denken, du seist ehrlich.
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Erfahrungen, Gedanken - das Handeln für die Anerkennung
RandomIn diesen kommenden Kapiteln erfahrt Ihr nicht nur vieles über ein Mädchen, das ihre Träume und Wünsche versucht in der Realität zu verdrängen und im Internet oder bei diversen Männern zu erlangen, sondern werdet ihre Gedanken verstehen und sie - ho...