Kapitel 18

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Wolle. Warte...Wolle?
Ja, Wolle war das erste, was Dippers Augen an diesem Morgen erblickten. Haufenweise lag sie auf dem Bett seiner Schwester, bereit in ein Kleidungsstück oder etwas anderes verwandelt zu werden. 
Das Nächste, das ihm ins Auge sprang, war eine hochmotivierte Mabel, die mit einem Paar Stricknadeln und einer Art Ärmel herumhantierte. 
Sie saß am Kopfende ihres Bettes, vor sich den kunterbunten Wollhaufen, ihr gegenüber ein im Schneidersitz schwebender Bill Cipher. Sie lachten und zeigten ab und zu auf den vor ihnen liegenden Stoff. 
Seit wann waren die bitte wach? 
Es konnte noch nicht später als acht sein, doch wie Dipper vor einigen Sommern erfahren musste, fingen die Tage hier früh an. Zu früh seiner Meinung nach. 
Als Bills Blick ganz plötzlich den seinen traf, schreckte der Brünette auf.

"Erwischt", sagte Bill etwas überrascht und sprach damit auch die Gedanken seines festen Freundes aus. 
Jetzt blickte auch Mabel zum Bett ihres Bruders hinüber und sah aus als hätte man sie mitten in der Nacht beim Kuchen mampfen ertappt.
"Erwischt", hauchte nun auch sie mit leicht geweiteten Augen.
"Wobei erwischt? Was habt ihr mit der ganzen Wolle vor?", hinterfragte Dipper während er sich langsam aufrichtete. 
Als er keine Antwort erhielt begann er seine Schwester zu bearbeiten.
Ein eindringliches "Mabeeeeel" brachte das Mädchen dann doch zum Reden.

"Ich hatte dir doch angeboten Partner-Pullis für Bill und dich zu machen und da dein Freund die Idee auch toll fand habe ich gleich angefangen. Er hat mir geholfen. Eigentlich sollten die fertigen Pullis eine Überraschung werden, aber du Blödi musstest ja aufwachen", schmollte die Brünette nun, doch setzte ihr Handwerk fort. Dipper seuftzte.
"Und was soll da drauf?", gab er sich aus dem Bett erhebend auf, was seine Schwester wieder zum Strahlen brachte.
"Das ist noch geheim. Allerdings musst du mir eine Frage beantworten."
"Die wäre?"
"Wer von euch ist der Seme? Ich hab ja nicht wirklich Zweifel an meiner Theorie dazu, aber ich will ganz sicher gehen, dass ich nicht das Falsche raufschreibe. Also?" 

Mabel sah ihren Bruder erwartungsvoll an, ihre Augen glühten förmlich. 
Ein Seme? Was sollte das denn bitte sein? 
Hilfe suchend sah Dipper hinüber zu seinem Freund, der im Moment allerdings nicht wirklich brauchbar schien. 
Der Dämon saß lediglich neben Mabel und sah urplötzlich sehr verpennt aus. 
Er hatte wohl nicht die beste Nacht gehabt, zudem machte ihn die Schule ziemlich fertig. 
Dippers Fokus wechselte zurück auf seine Schwester.

"Was zur Hölle ist ein Seme?", fragte der Junge nun verwirrt.
Irgendwas sagte ihm er hätte auf die Frage seiner Zwillings-Schwester nicht eingehen dürfen.
"Ach ja, du bist schwer von Begriff, hab ich vergessen. Wer von euch toppt?"
Dipper konnte es nicht leiden, wenn seine Schwester sich über ihn lustig machte, doch leider hatte sie recht: er hatte absolut keine Ahnung was diese Begriffe bedeuten sollten.
"Ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du mit mir in einer Sprache komonizieren würdest, die ich auch verstehe, Schwesterchen", seuftze Dipper leicht verzweifelt. 
Er hasste es, wenn seine Schwester in ihrem Fachchinesisch mit ihm sprach und er jedes einzelne Wort hinterfragen musste.

"Man Dipper, jetzt mal ehrlich, ich hab dich lieb, aber manchmal stellst du dich echt doof an", sie verlangsamte ihre Stimme, um deutlicher zu wirken, "So, jetzt nochmal für Doofe: Wer von euch ist oben??"

" . . .   . . .   . . .  BITTE WAS?!" 
Für einen Moment verlor Dipper seinen Glauben an sein Hörvermögen und auch an die Menschheit. 
Das hatte sie doch gerade nicht ernsthaft gefragt?

"Wer von euch ist oben?", wiederholte sich das Mädchen aufgeregt. Dipper wurde bewusst, dass ihm seine Sinne doch keinen üblen Streich gespielt hatten...obwohl es ihm in diesem Fall definitiv lieber gewesen wäre. 
Zudem wusste er, dass nun sowohl Mabel als auch Bill auf eine Antwort seinerseits warteten. 
Hilflos drehte der Brünette seinen Kopf zur Seite, um seine überkochenden Emotionen zu verstecken. 
Er konnte nicht glauben, was da von ihm verlangt wurde. 
War das nicht etwas zu privat?
Ohne es zu bemerken begann er nervös am Saum seines Shirts zu spielen.

We'll meet again //Billdip//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt