Kapitel 7

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Die Nacht hatte Dean in Castiels Bett geschlafen und Letzterer hatte sich irgendwann einfach dazu gelegt. Er war sich sicher, dass Dean nichts dagegen hat und er war auch zu müde gewesen, um sich darüber noch weitere Gedanken zu machen. Es war bereits später Vormittag, als Dean wach wurde und erst jetzt feststellte, dass Cas neben ihm lag. Der Dunkelhaarige lag ganz ruhig da. Dean musterte sein Gesicht eine Weile, ohne es überhaupt richtig zu bemerken.

Als Cas ebenfalls die Augen öffnete, murmelte Dean ein leises aber fröhliches "guten Morgen."

"Morgen", meinte Cas noch ziemlich schläfrig und fing an zu Grinsen.

Keiner von beiden machte Anstalten, gleich aus dem Bett zu steigen. Sie lagen einfach da und blickten sich herzlich an, solange bis Dean anfing zu kichern.

"Wie geht's deinem Bein?", fragte Cas.

Dean zog die Bettdecke beiseite und setzte sich langsam auf, dann fiel sein Blick auf den Radiowecker.

"Wir haben ziemlich lange geschlafen", meinte er. "Aber warum ist es dann so still? Sammy ist um diese Zeit eigentlich schon lange wach." Er sah wieder zu Cas, der sich nun auch aufgerappelt hat. "Und meinem Bein geht es gut, keine Sorge."

Während Dean sich ausgiebig streckte, fuhr sich Cas mit einer Hand über das Gesicht, bevor er ein leises "Danke" murmelte. Dean unterbrach daraufhin seine kleine Übung und drehte sich verwirrt zu Cas um.

"Du magst mich und dafür bin ich dir dankbar. Ich meine, du bist in der Schule wirklich beliebt und jetzt bist du seit drei Tagen bei mir Zuhause, dabei hätte ich mir nie vorstellen können, dass jemand aus der 'oberen Liga' überhaupt etwas mit mir zu tun haben will..."

Dean setzte sich neben Cas auf das Bett. Er sah ihn betroffen an. "Warum sollte ich nicht?!"

Leise lachte Cas auf. Eigentlich wollte er Dean dieses Gejammer ersparen. Sie kannten sich schließlich noch nicht lange und er wollte vor Dean auch nicht wie ein totaler Versager wirken. "Da bist du fast der einzige." Er machte eine Pause. Noch einmal überlegte er, ob er es ihm sagen sollte, aber er hatte das Gefühl, dass Dean ihn verstehen könnte. Auch wenn diese Vorstellung ein wenig surreal schien.

"Eigentlich hatte ich immer gute Freunde in der Schule, doch seit einiger Zeit fallen mir viele von ihnen in den Rücken und ich weiß gar nicht was der Grund sein könnte. Aber du... du bist so nett zu mir und du verurteilst mich auch nicht. Ich bin dir wirklich dankbar, dass ich die Zeit mit dir und deinem Bruder verbringen darf."

Dean wusste gar nicht, was er sagen sollte, also nahm er Cas einfach in den Arm. Er wollte ihn trösten. Mit dieser Beichte hatte er wirklich nicht gerechnet. So eine Situation kannte er nicht wirklich, trotzdem konnte er sich vorstellen wie es ihm gehen musste. Es traf ihn sehr, dass Cas solche Probleme hatte.

Der Winchester verstärkte die Umarmung noch weiter und meinte: "Mach dir keine Sorgen, Cas. Ich werde dich nicht abweisen. Versprochen."

Nachdem Dean die Umarmung wieder gelöst hatte, wischte sich Cas mit dem Ärmel über die Augen und kicherte. "Entschuldige, ich wollte dich mit diesem Mist nicht belasten."

Dean schnippste seinem Kumpel gegen die Stirn. "Idiot, du musst dich dafür doch nicht entschuldigen. Ich bin für dich da, also hast du keinen Grund dich jetzt noch weiter damit zu quälen."

Er stand auf und ging zu Tür, ehe er sich noch einmal umdrehte. "Ich seh mal nach, was mein Bruder macht. Kommst du auch?"

Cas war derjenige, der an Gabriels Tür klopfte. Keiner machte auf oder sagte etwas. Er klopfte ein zweites Mal, doch es kam wieder keine Reaktion. Schließlich öffnete er die Tür einfach und die beiden Schüler runzelten verwirrt die Stirn. Es war niemand da, auch in den anderen Zimmern war es ruhig.

"Wo sind die beiden?", fragte sich Dean laut und Cas zuckte nur die Schultern. "Es ist Sonntag, sind die etwa in die Stadt gegangen?!"

In der nächsten Sekunde klingelte es auch schon an der Haustür. Sam und Gabriel kamen mit Einkäufen in der Hand die Treppe rauf und stellten vier Becher und eine Tüte auf den Küchentisch.

"Seid ihr auch mal wach", scherzte Sam. "Wir haben Hunger bekommen und beschlossen, ein bisschen was zum Frühstücken zu holen."

Dankend nahmen sich Dean und Cas jeweils einen Kaffeebecher und setzten sich hin.

"Morgen ist schon wieder Montag...", seufzte Gabriel, der sich auch gerade einen Becher in die Hand nahm. Allerdings hatten er und Sam sich keinen Kaffee gekauft sondern einen Smoothie. "Es wäre so super, wenn die Ferien jetzt schon beginnen würden."

Die Anderen konnten dem nur zustimmen. Das Schuljahr dauerte zwar nur noch wenige Wochen, doch die zogen sich wie Kaugummi und wegen der heißen Temperaturen, die in Texas eigentlich überhaupt nicht ungewöhnlich waren, war jeder in der Schule bereits in Urlaubsstimmung.

"Wir müssen uns in den Ferien auf jeden Fall oft treffen", meinte Dean mit einem Seitenblick auf Cas. "Wir könnten ja mal gemeinsam Zelten oder so."

Dieser Vorschlag machte Cas richtig glücklich, dies verriet auch sein Gesichtsausdruck. Gabriel sah ihn suspekt an.

"Hör auf so zu grinsen. Das macht mir ja richtig Angst."

Sie verbrachten fast den ganzen Tag im Wohnzimmer - weil Dean sowieso noch nicht herum springen sollte und weil es ihm gegenüber unfair gewesen wäre, wenn sich alle Anderen ohne ihn einen schönen Tag gemacht hätten. Außerdem mussten Dean und Cas auch noch an ihrem Projekt weiterarbeiten.

Sie saßen in Cas' Zimmer auf dem Boden und fingen an zu Lachen, als unter ihnen laute Musik ertönte, der Bass hoch aufgedreht. "Nick", meinte Cas nur und Dean schüttelte den Kopf. "Das nächste Mal arbeiten wir bei mir Zuhause weiter."

"Einverstanden", nickte Cas und reichte ihm kurz darauf einen Kugelschreiber, doch Dean griff nicht nach dem Stift sondern Cas' Handgelenk. Dieser wirkte sichtlich überrascht und hielt die Luft an, während er Dean mit großen Augen anblickte. Der Winchester verzog keine Miene, er zog Cas an seinem Handgelenk näher zu sich ran, bis ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.

Eine Weile sahen sie sich in dieser Position in die Augen, bevor Dean Cas wieder los ließ und seinen Blick auf den Boden richtete. "E-e-es tut mir leid", stammelte Dean und widmete sich schnell wieder der Arbeit zu.

"Schon gut, Dean", meinte Cas nach einer kurzen Pause. Dean glaubte ein wenig Enttäuschung in seiner Stimme gehört zu haben.

When I met you [Destiel, Sabriel, Michifer]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt