Kapitel 3️⃣1️⃣

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PoV Clary

Verbissen wich ich den Attacken des Kuros aus, während ich versuchte, eine Schwachstelle ausfindig zu machen. Man musste diese Dinger doch auch ohne Waffen irgendwie besiegen können! Vereinzelte rote Haarsträhnen, die nicht in meinem Zopf hielten, hingen mir ins Gesicht. Ich spürte eine Schweißperle mein Gesicht hinunterlaufen.
Doch von alldem ließ ich mich nicht ablenken und schaffte es schließlich sogar, den Kuro für einige Zeit außer Gefecht zu setzten. Dies nutzte ich, um mich kurz umzusehen. Als ich Lou regungslos auf dem Boden liegen sah, sprintete ich sofort zu ihr. Obwohl ich mir diesmal bewusst war, Aki zu sein, hatte ich als einzige Eigenschaft von Clary meine Sorge um Lou behalten.
»Lou!«, zischte ich und rüttelte an ihrem Arm. Sie rührte sich nicht. Hektisch sah ich mich um. Der Kuro hatte sich wieder aufgerappelt und wirkte jetzt noch aufgebrachter als vorher. Er kam bedrohlich auf uns zu gerannt. Meine Augen weiteren sich vor Entsetzen; nicht meinetwegen, sonder Lou's. Ich baute mich schützend vor ihr auf. So unbewaffnet war das alles, was ich jetzt noch tun konnte. Doch als ich einen betäubenden Schlag erwartete, kam dieser nicht.

Stattdessen war ich, als ich meine Augen öffnete, umgeben von Dunkelheit. Ich sah mich blinzelnd um und konnte nach kurzer Zeit relativ gut sehen; der Vorteil an Wolfsaugen. Die Haare, die in meinem Gesicht hingen, waren weiß; ich war also wieder Clary. Ich drehte mich auf der Stelle und konnte Bewegungen in der Dunkelheit ausmachen.
»Hallo?«, rief ich. »Clary!«, ertönte eine erleichterte Stimme; es war Lou. Ich lief auf sie zu und umarmte sie. »Was ist passiert?« »Ich weiß es nicht«, erwiderte Lou. »Aber was auch immer es ist, wir sollten zusammenbleiben und die anderen finden.« Ich stimmte ihr zu und ergriff ihre Hand, aus Angst, sie verlieren zu können. Lou protestierte nicht und ging langsam vorwärts, mich mit sich ziehend.
»Hast du das gehört?«, flüsterte ich. »Nein, was?« Lou blieb stehen und blickte mich an. »Ich glaube, ich habe Schritte gehört.« »Glauben kannst du in der Kirche.« Ich wirbelte herum und griff nach meinem Schwert, als eine sarkastische Stimme hinter uns ertönte. »Komm runter, ich bin's«, meinte Draco. »Ist Takuya bei dir?«, fragte Lou sofort. Ich schnaubte nur genervt. Draco verneinte ihre Frage. »Was ist das für ein seltsames Spiel, in das wir hier reingeraten sind?« Lou und ich sahen ihn fragend an. Er fuhr fort: »Alles was passiert ist, als würden wir darauf vorbereitet werden, gegen irgendetwas oder irgendwen anzutreten.« Diese Theorie klang zugegebenermaßen echt plausibel, was ich jedoch nie laut ausgesprochen hätte. Ich wollte etwas sagen, doch ich wusste nicht, was. Auch Lou schien nichts dazu einzufallen.
»Das seid also ihr.« Ich zuckte zusammen und fuhr herum, als plötzlich eine unbekannte Stimme die Stille durchbrach. »Die Helden, die meinen, die Welt retten zu können.« Die verachtende Stimme füllte aller Ohren. »Eins kann ich euch sagen: Ihr seid keine Helden. Was euch passiert ist, war nicht eure Bestimmung oder euer Schicksal. Es hätte jeden treffen können.«
Ich hatte keinen blassen Schimmer, wovon diese Person redete und war einfach nur verwirrt. Doch bevor ich etwas sagen konnte, kam mir der wütender Schrei Draco's zuvor. »Wenn du es so genau weißt, dann zeig dich doch, du Feigling!« Ein spöttisches Lachen ertönte. »Ich bin erstaunt, dass du immer noch hier bist. Wie war nennst du dich noch gleich? Draco?«
Die Dunkelheit wurde von gleißendem Licht durchbrochen. Eine menschliche Silhouette war zu sehen, doch das Gesicht war durch das helle Licht nicht zu erkennen.
»Die Kuros«, brachte Lou schwer atmend hervor. »Ich verstehe nicht. Wieso sollten wir Helden sein?« »Es gibt bestimmt einiges, das euch euer Freund hier nicht erzählt hat.«
Es war eindeutig Draco damit gemeint. Triumphgefühl kam in mir hoch und ich hätte am liebsten laut »Hab ich doch gesagt!« gerufen, wusste aber selber, dass dafür gerade nicht der richtige Zeitpunkt war.
»Diese Visionen«, meinte Draco da, die Anschuldigung ignorierend. »Waren die alle Teil deines Spiels?« Das hellbeleuchtete Gesicht drehte sich zu dem Sprecher. »Du willst es gar nicht wissen.« »Doch!«, keifte er. »Sag's mir! Du hast mich die ganze Zeit benutzt!« »Du hast es erfasst«, kam als Antwort, gefolgt von Gelächter. Draco fuhr in seiner Wutrede fort: »Du hast nie geplant, mir all das, was ich getan habe, zurückzuzahlen!« »Lass gut sein«, murmelte Lou beruhigend und legte Draco eine Hand auf die Schulter, doch dieser stieß sie weg.
»Nimm diese dämliche Taschenlampe aus deinem Gesicht und rede vernünftig mit uns!« »Es reicht! Du bist sowieso nicht mehr von Nutzen für mich.« Die Silhouette streckte ihre Hand aus. Ein Lichtblitz schoss aus seinem Finger und traf Draco, welcher daraufhin zu Boden fiel.

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